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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Seidlitz, W. von: Thieme und Beckers Künstlerlexikon
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0059

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g5 Nekrologe — Funde — Ausstellungen — Sammlungen — Stiftungen — Vermischtes — Literatur

sondern nur diejenigen, die ihre Kenntnis wirklich
weiter fördern. Sehr dankenswert ist es, wenn die
Urteile, die über einen bedeutenden Künstler im Laufe
der Zeit gefällt worden sind, im Text der Zeitfolge
nach kurz zusammengestellt werden. Wo aber, wie
bei Alberti, der Künstler zugleich Schriftsteller ge-
wesen ist, kann weder ausführliche Inhaltsangabe,
noch genaue Anführung der Titel und der ver-
schiedenen Ausgaben Sache eines Lexikons sein, während
andererseits gerade hier eine Hervorhebung der noch
jetzt in erster Linie brauchbaren Ausgaben erwünscht
sein wird. Wenn die Literatur an einer anderen Stelle,
z. B. bei Meyer, schon ausreichend verzeichnet ist,
wird natürlich in der Hauptsache darauf verwiesen.

Da die Herausgeber mit Entschiedenheit auf eine
gründliche und zugleich den praktischen Zweck mög-
lichst berücksichtigende Behandlung ausgehen, so
kann dem großen und vortrefflich angelegten Unter-
nehmen von Herzen der beste Erfolg gewünscht
werden, wie wir denn auch nicht bezweifeln, daß
dieses Werk der deutschen Kunstwissenschaft, welche
hier die Führung übernommen hat, zur größten Ehre
gereichen wird. W. v. SEIDLITZ.

nekrologe

Der Maler Professor Wilhelm Mangold, Lehrer an
der Akademie der bildenden Künste in München, ist doit
gestorben.

FUNDE

In der Pfarrkirche auf dem Petersberg bei Fulda
sind wertvolle Funde gemacht worden. Ein Teil der
Krypta dieser Kirche stammt noch aus der karolingischenZeit,
und in diesem Teil fand man zwei steinerne Altarplatten, die
laut Inschrift direkt auf den Fuldaer Abt Hrabanus Maurus,
der von 822—842 amtierte, zurückgehen. Ferner zeigten
sich Reste von Wandmalereien, die, falls sie bei weiterer
Aufdeckung und Untersuchung Stich halten, als höchst
seltene Zeugen karolingischer Wandmalerei auf deutschem
Boden von Wichtigkeit wären.

ausstellungen

Auf der Internationalen Ausstellung in Venedig

erhielt für Deutschland die goldene Medaille Otto Knirr in
München, der mit zwei ungemein feinen Porträtstücken
vertreten war. Ferner bekamen Medaillen: Cottet, Menard,
Dampt, Baertson, Lagae, Brangwyn, Sargent, Israels, Laszlo,
Munthe, Laurenti und Kustodiew.

Paris. Der Vorstand des Salon d'Automne in Paris
hat deutsche Künstler und Kunstfreunde eingeladen, in
Verbindung mit seiner Herbstausstellung 1908 im Grand
Palais in den Champs-Elysees eine Sonderausstellung deut-
scher Kunst zu veranstalten. Diese Ausstellung soll als
privates Unternehmen auf der Basis von Garantiezeichnun-
gen deutscher Kunstfreunde ins Leben gerufen werden.
Eine Gesellschaft ist in der Gründung begriffen, und schon
sind namhafte Beträge für den Zweck gezeichnet. Zum
Vorsitzenden der Gesellschaft wurde Kommerzienrat Frei-
herr von der Heydt, Elberfeld, gewählt. Als künstlerischer
Leiter ist Professor Ludwig Dill, Karlsruhe, gewonnen
worden. Die geschäftliche Leitung hat Dr. Deneken, Direk-
tor des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld übernommen.

sammlungen

Die Neugestaltung der vatikanischen Gemälde-
galerie schreitet unter Leitung des Architekten C. Schneider
rüstig voran; der Bau ist schon so weit gefördert, daß die
Eröffnung für den nächsten Sommer in Aussicht steht. Die
neuen Räume befinden sich an Stelle von großen Remisen
im Erdgeschoß an dem aufsteigenden Weg, der zum
Statuenmuseum führt.

stiftungen
Eine Stiftung für die Villa Romana in Höhe von
30000 Mark haben die Geschwister Meyer in Berlin ge-
macht. Derzeitige Pensionäre der Villa sind Dora Hitz
und Martin Brandenburg; Fritz Mackensen wird demnächst
eintreffen.

Vermischtes

Am 5. November waren hundert Jahre seit dem Tode
der Angelika Kauffmann verflossen.

Über die Leitung der Königlichen Porzellan-
manufaktur in Meißen war in unserer vorigen Nummer
bei Besprechung desWettiner Fürstenfrieses gesagt worden,
daß der Oberbergrat Dr. Heintze an ihrer Spitze stehe.
Wie wir erfahren, liegen die Verhältnisse so, daß von der
Regierung die Leitung einer Administration von drei Per-
sönlichkeiten übertragen worden ist; und zwar ist der
Geh. Kommerzienrat Gesell deren Vorsitzender, Direktor
und Vertreter der Manufaktur nach außen; Oberbergrat
Dr. Heintze wirkt als Betriebsdirektor und Stellvertreter
des Direktors; Professor Hösel ist Vorstand der Bild-
hauerabteilung. Dieses ist die Gliederung der Verwaltung
des Instituts. Herr Oberbergrat Dr. Heintze steht demnach
an der Spitze der technischen und chemischen Abteilung,
während Geh. Kommerzienrat Gesell die Spitze der Direktion
überhaupt bildet.

In Spanien regt sich das Gewissen wegen der bedenk-
lich überhandnehmenden Ausfuhr von Kunstwerken.
Besonders Toledo soll in letzter Zeit wichtige Schätze
verloren haben und andere Städte sollen durch hohe An-
gebote bedroht sein. Man beschäftigt sich gegenwärtig
mit der Frage gesetzlichen Eingreifens.

Eine wichtige württembergische Erfindung als
Gegenstück zu dem ebenfalls dort entstandenen lenkbaren
Luftballon des Grafen Zeppelin soll, wie man hört, im
Werden sein: »Der lenkbare Galeriedirektor« — !

literatur
Das vollständige Werk des Matthias Grünewald

an Gemälden und Zeichnungen — wiedergegeben auf
62 großen Lichtdrucktafeln — hat soeben Professor Dr.
H. A. Schmidt in Basel herausgegeben. Diesem Tafelband
wird in Bälde ein Textband folgen, auf den man große
Erwartungen setzen darf.

Von Dr. Th. Frimmels Blättern für Gemäldekunde
ist eben das erste Heft des vierten Bandes erschien. Es um-
faßt 32 Seiten und enthält einen trefflichen Aufsatz über
versteckte Bilder im Thomaskirchlein zu Fellach bei Villach
mit mehreren Abbildungen, eine größere Nachricht über
ein signiertes Werk von Fr. Clouet, ebenfalls mit Illu-
stration, einen Artikel über ein allegorisches Bild von
Matth. Gundelach (die Fortuna des Bergbaues darstellend)
und ein Gedenkblatt für Friedrich Gauermann. Hieran
schließen sich Literaturberichte und kleine Notizen, die
mit Geschick zusammengestellt sind und auf das Wichtigste
in Kürze hinweisen. Eine besondere Zugabe ist die in
Farbendruck ausgeführte Wiedergabe des Rembrandtschen
Selbstbildnisses der Sammlung Matsvansky.

Inhalt: Tagungen. Von C. Buchwald. — Thieme und Beckers Künstlerlexikon. Von W. v. Seidlitz. — Wilhelm Mangold f. — Funde in der Pfarr-
kirche auf dem Petersberg bei Fulda. — Ausstellungen in Venedig und Paris. — Neugestaltung der vatikanischen Gemäldegalerie. — Eine
Stiftung für Villa Romana. — Vermischtes. — Literatur.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. g. m. b. h. Leipzig
 
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