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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Lehrs, Max: Henri Hymans zu seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0060

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge. XIX. Jahrgang

1907/1908

Nr. 6. 22. November.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
Ku"^ Ju" b's September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Ve f " ^rlla"en die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
die1"d ■ and'Un^ keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für
dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

zu

HENRI HYMANS
SEINEM FÜNFZIGJÄHRIGEN DIENSTJUBILÄUM
In diesen Tagen feiert Henri Hymans das fünfzig-
jährige Jubiläum seiner Tätigkeit an der Bibliotheque
Royale zu Brüssel. Als Freund und Kollege sei es
mir gestattet, den Trefflichen im Namen der deutschen
Kunstfreunde und Forscher zu begrüßen und so einen
•eil der Dankesschuld abzutragen, die ihm alle zollen,
enen das Glück ward, ihm im Leben näher zu
treten.

. , Am 8- August 1836 in Antwerpen als Sohn eines
nununteu Arztes geb°ren, dessen Haus den Sammel-
punkt zahlreicher, später weitberühmter Männer bildete
Gonget nenne nUr Leys' Caron> WaPPers, Braeckelaer,

Vate

rs

usw. — ließ er sich
»049 mit seiner
Etat Kunstak^emie
voSeff,er,Seine Üebe « Kunst
an Ir hCher ^thographien nach

Mutter in
besuchte.

nach dem Tode des
Brüssel nieder, wo
Schon damals be-
durch eine Anzahl
Leys, Madou und

anderen.

der IR1Jahre l857 zog ihn der damalige

fch lothfeque R°yi Alv,

numeraire« fand

Direktor
, heran und bediente
zur Einrichtung des
inetts. Zunächst als einfacher »Sur-
er gleich bei seinem Amtsantritt will-

Rimf ,'.ner tatkräftigen Hilfe
Kupfershchkabinetts. Znnärh*

gtccn oei seinem Armsamnu will-
kommene Gelegenheit, der Bibliothek auf Grund seines
vorzüglichen Geschmacks in künstlerischen Dingen,
seiner umfassenden Sprachkenntnisse und seiner wissen-
schaftlichen Begabung hervorragende Dienste zu leisten.
Das Kabinett wurde dem Publikum 1862 geöffnet,
und Hymans damit betraut, den offiziellen Katalog
der Sammlung zu verfassen. Er begann die schwierige
u nach -•

Arbeit
die he
bildlich

die hervn emem ganz neuen System, das später für
ragendsten Sammlungen aller Länder vor-

------C"'V" der dienst-

^..uucn wurde. Nachdem er alle simc» e

liehen Rangordnung durchlaufen, wurcie ej
l875 bei der Umgestaltung der^jgg^E
Konservator ernannt. 1877 nahm er feier von
teil an der Organisation der Feste zur Vater.
Rubens' dreihundertstem Geburtstag in se
Stadt Antwerpen und wurde Professor der as _
und Literatur an der y"
Nachfolger des an die
Künste nir-u d
kannte

als

Zentraldirektion der Schönen
1878 er-

■nm die Akademie einstimmig den Preis für

e .nach Brüssel berufenen Rousseau.

seine Histoire de Ia gravure dans l'ecole de Rubens
zu, ein epochemachendes Werk, das die schon mehrere
Jahre zuvor resultatlos als Konkurrenzarbeit ausge-
schriebene Aufgabe in glänzendster Weise endgültig
löste. — 1884 und 1885 ließ er in Paris unter dem
Titel »Le livre des peintres« die erste französische
Übersetzung von van MandersSchilderboeck erscheinen,
die Frucht langjähriger Studien und Untersuchungen.
Das Werk, von dem zwei Auflagen bald nacheinander
vergriffen waren, machte seinen Verfasser schnell be-
rühmt, und er wurde von da ab Mitarbeiter der
Gazette des Beaux-Arts und Korrespondent des Institut
de France. Auch an der belgischen Akademie wurde
Hymans 1885 Titular-Korrespondent, 1886 Professeur
d'esthetique et d'histoire de l'art an dem neubegrün-
deten Institut superieur des Beaux-Arts d'Anvers, 1891
Directeur de la Classe des Beaux-Arts .de l'Academie
Royale de Belgique. — Im Jahre 1904 endlich wurde
er zum Conservateur en chef de la Bibliotheque
Royale ernannt, als Nachfolger des greisen Fetis, ein
Amt, das der mittlerweile Achtundsechzigjährige mit
jugendlicher Frische antrat.

Von einer unerhörten Arbeitskraft und literarischen
Fruchtbarkeit, die ihre Quellen in umfassendem Wissen
und einem außergewöhnlichen Gedächtnis fanden,
hat Henri Hymans neben den oben erwähnten um-
fangreicheren Werken, zu denen auch die 1893 er-
schienene stattliche Monographie über Lucas Vorsterman
zu rechnen ist, eine Menge kleinerer Schriften ver-
öffentlicht und außerdem eine große Anzahl von
inhaltsreichen Beiträgen für die Memoires academiques,
das Bulletin de l'Academie de Belgique, die Biblio-
graphie nationale und zahlreiche ausländische Zeit-
schriften geliefert. Unter den letzteren seien nament-
lich die Biographien von Rubens, Van Dyck und
Teniers für die Encyclopedia britanica erwähnt, und
die Geschichte des Holzschnitts, des Kupferstichs, der
Radierung und der Lithographie in Belgien für das
große Geschichtswerk der Wiener Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst.

In weitere Kreise als die der Gelehrten und Fach-
leute sind die im Verlag von E. A. Seemann er-
schienenen, reizvoll mit Naturaufnahmen illustrierten
Bändchen über Brügge, Ypern und Gent gedrungen,
und die »Geschichte der belgischen Kunst des 19. Jahr-
 
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