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Tagungen
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liehen Teil der »Verhandlungen« beansprucht hatten,
waren diesmal daraus verwiesen. Indes hatte es sich
der Ortsausschuß nicht nehmen^lassen, den Teil-
nehmern außerhalb'der Arbeitszeit einige willkommene,
weil wertvolle Gastgeschenke zu bieten. Sie bestanden
zunächt in zwei sehr interessanten Vorträgen. Professor
^Ca«/zsc/z-Darmstadt lieferte einige" »Beiträge zur mittel-
rheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters« auf dem
Gebiete der Architektur, Plastik und Malerei, und Di-
rektor Professor Dr. ßacÄ-Darmstadt vermittelte dankens-
werterweise die wichtigen Ergebnisse seiner Forschungen
zur Geschichte der mittelrheinischen Malerei des
'5- Jahrhunderts an der Hand eines reichen Anschau-
ungsmaterials zum erstenmal den Fachgenossen, die
sie hoffentlichibald auch zu lesen, zu prüfen und
zu verwerten bekommen werden. Ferner bestanden
die Gastgeschenke in einem Besuche des neuen,
schönen Großherzoglichen Museums und der Kunst-
sammlungen im Schlosse des Großherzogs von Hessen
unter Führung von Professor Back und einer genuß-
reichen Ausstellung von kostbaren Miniaturen, Hand-
schriften, Inkunabeln und alten Bucheinbänden, herr-
lichen Schätzen der Großherzoglichen Hofbibliothek,
die dank der mühevollen Arbeit des Direktors Dr.
A. Schmidt und den anderen Beamten der Bibliothek
für wenige Stunden zu leider nur flüchtiger Schau
zusammengestellt waren. Auch der programmäßige
Ausflug nach Schluß der zweitägigen Verhandlungen
mit Seeheim als Ziel hatte nur den Charakter des
Spazierganges nach der Arbeit, da er lediglich den
Naturschönheiten der im Glanz des Herbstes sich
sonnenden Bergstraße galt Indes krönte den Kongreß
noch ein unvorhergesehener Ausflug. Adalbert Graf
zu trbach, der von seinen Fachgenossen zum Ehren-
vorsitzenden des Kongresses ernannt worden war, lud
gastlichen Sinnes die Teilnehmer auf sein Schloß
Fürstenau. Stunden, wie die dieses prächtigen Reise-
tages, ein Besuch von Michelstadt, des köstlichen
alten deutschen Städtchens mit seinem merkwürdigen
Rathause, der Einhandsbasilika im benachbarten Stein-
bach im Odenwalde, des Schlosses Fürstenau mit
seinem wundervollen Schloßhofe und der Aufenthalt
im Schlosse selbst bei dem fürstlichen Paare, endlich
die darauffolgende Besichtigung des Schlosses Erbach
mit seiner Waffensammlung und anderen Altertümern
haften lange in der Erinnerung.
Die Verhandlungen des Kongresses selbst aber
brachten, um nur das für die Öffentlichkeit Wichtige
n 1 ic ,i—........... — . .
-------, „„, „ui uiia iui uic uiiaiiuuuni «v i«.iiug<
aus den nicht öffentlichen Beratungen kurz hervor
zuheben — Interessenten werden Ausführliches aus
dem im Druck befindlichen stenographischen Berichte
erfahren — jn der Hauptsache Zweierlei. Zunächst
das Fortbestehen der kunsthistorischen Kongresse, das
mit der bösen Zahl »Sieben« — der letzte Kongreß
fand 1902 in Innsbruck statt — gefährdet schien.
Denn man darf zu der Tatkraft und Arbeitsfreudigkeit
des »jungen« ausgewählten ständigen Ausschusses
volles Vertrauen haben, daß er im Sinne des alten
Ausschusses sich die gedeihliche Fortentwickelung der
Institution angelegen sein lassen, daß er die in den
Kongressen vorgebrachten Wünsche und Anregungen
zu praktischen Ergebnissen zeitigen und selbst auch
stets für neuen Arbeitsstoff sorgen wird. Es wurden
nämlich gewählt: Hofrat Professor Dr. Strzygowski-
Graz, Professor Dr. Kautzsch-Davmsladi, Hofrat Dr.
Karl Koetschau-Weimar, Dr. A. Warburg-Hamburg,
Professor Dr. Goldschmidt-Halle a. S., Dr. Hofstede
de Groot-Uaag, Hofrat Professor Dr. Henry Thode-
Heidelberg, die sich durch Zuwahl von Andreas
/l#Zw/-Kristiania, Professor Dr. Clemen-Bonn, Pro-
fessor Dr. Wölflin-Berlin und Konservator Dr. W.M.
Schmid-München ergänzten. Als Ort des nächsten
Kongresses aber, der 1908 oder 1909 stattfinden soll,
wurde München ausersehen.
Dort wird sich die Situation geklärt haben,"deren
Ungewißheit einigermaßen hemmend auf die Be-
ratungen einwirkte, wenn auch das in Aussicht ge-
stellte Ereignis, das sie schuf, wiederum fördernd und
anspornend wirkte. Und dieses Ereignis, man kann auch
sagen die Sensation des Kongresses, war das zweite
Wichtige. Hofrat Dr. Kpetschau machte die den Lesern
schon bekannte Mitteilung von der beabsichtigten Grün-
dung eines Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, die
der Generaldirektor der Berliner Museen, Geheimrat
Bode, uns ergänzte. Unter weitestgehender Hinzu-
ziehung von Kunstfreunden und Sammlern des deut-
schen Sprachgebietes und Deutschen außerhalb des
Reiches und mit Unterstützung aus Reichsmitteln soll
von den Kunsthistorikern eine kunstwissenschaftliche
Gesellschaft mit nationaler Tendenz gegründet werden,
die viele und große Aufgaben hat. Dazu gehören
eine Veröffentlichung der deutschen Kunstdenkmäler,
in großem Stil, die im Titel: »Monumenta artis Ger-
maniae« auf ihr Vorbild, die monumenta Germaniae
historica hinweist, ferner die Förderung des kunst-
wissenschaftlichen Unterrichts auf Universitäten und
Schulen, die Herausgabe'eines Jahrbuches und einer
Bibliographie für Kunstwissenschaft. In einer Vor-
besprechung im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin
unter Teilnahme des Ministerialdirektors Althoff, der
seine Ruhestandszeit der Lösung dieser Aufgabe
widmen will, sind vorläufige Satzungen aufgestellt
worden, die in einer demnächst zu erwartenden
Gründungsversammlung, die übrigens nicht in Berlin
stattfinden soll, ihre endgültige Fassung erhalten
werden. Erst nach der Gründung dieser Gesellschaft
werden sich mannigfache Fragen, die den Kongreß
beschäftigen, besonders die Ausgestaltung des »Reper-
toriums für Kunstwissenschaft«, klären können. Keines-
falls aber wird sie, das wurde festgestellt, das Be-
stehen der Kongresse überflüssig machen. Ebenso
wie die Gründung der Gesellschaft sicher unter dem
Eindruck von mancherlei Anregungen des Kongresses
stehen wird, auf die hier nicht näher eingegangen
werden kann, werden auch in Zukunft beide Institu-
tionen selbständig nebeneinander in gutem Einver-
nehmen sich gegenseitig befruchtend und voneinander
Nutzen ziehend wirken können zum Heile der Kunst-
wissenschaft.
Daß man diese Überzeugung mit hinwegnahm
aus den Verhandlungen, war die große Bedeutung
dieser Tagung und wird es auch bleiben.
Tagungen
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liehen Teil der »Verhandlungen« beansprucht hatten,
waren diesmal daraus verwiesen. Indes hatte es sich
der Ortsausschuß nicht nehmen^lassen, den Teil-
nehmern außerhalb'der Arbeitszeit einige willkommene,
weil wertvolle Gastgeschenke zu bieten. Sie bestanden
zunächt in zwei sehr interessanten Vorträgen. Professor
^Ca«/zsc/z-Darmstadt lieferte einige" »Beiträge zur mittel-
rheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters« auf dem
Gebiete der Architektur, Plastik und Malerei, und Di-
rektor Professor Dr. ßacÄ-Darmstadt vermittelte dankens-
werterweise die wichtigen Ergebnisse seiner Forschungen
zur Geschichte der mittelrheinischen Malerei des
'5- Jahrhunderts an der Hand eines reichen Anschau-
ungsmaterials zum erstenmal den Fachgenossen, die
sie hoffentlichibald auch zu lesen, zu prüfen und
zu verwerten bekommen werden. Ferner bestanden
die Gastgeschenke in einem Besuche des neuen,
schönen Großherzoglichen Museums und der Kunst-
sammlungen im Schlosse des Großherzogs von Hessen
unter Führung von Professor Back und einer genuß-
reichen Ausstellung von kostbaren Miniaturen, Hand-
schriften, Inkunabeln und alten Bucheinbänden, herr-
lichen Schätzen der Großherzoglichen Hofbibliothek,
die dank der mühevollen Arbeit des Direktors Dr.
A. Schmidt und den anderen Beamten der Bibliothek
für wenige Stunden zu leider nur flüchtiger Schau
zusammengestellt waren. Auch der programmäßige
Ausflug nach Schluß der zweitägigen Verhandlungen
mit Seeheim als Ziel hatte nur den Charakter des
Spazierganges nach der Arbeit, da er lediglich den
Naturschönheiten der im Glanz des Herbstes sich
sonnenden Bergstraße galt Indes krönte den Kongreß
noch ein unvorhergesehener Ausflug. Adalbert Graf
zu trbach, der von seinen Fachgenossen zum Ehren-
vorsitzenden des Kongresses ernannt worden war, lud
gastlichen Sinnes die Teilnehmer auf sein Schloß
Fürstenau. Stunden, wie die dieses prächtigen Reise-
tages, ein Besuch von Michelstadt, des köstlichen
alten deutschen Städtchens mit seinem merkwürdigen
Rathause, der Einhandsbasilika im benachbarten Stein-
bach im Odenwalde, des Schlosses Fürstenau mit
seinem wundervollen Schloßhofe und der Aufenthalt
im Schlosse selbst bei dem fürstlichen Paare, endlich
die darauffolgende Besichtigung des Schlosses Erbach
mit seiner Waffensammlung und anderen Altertümern
haften lange in der Erinnerung.
Die Verhandlungen des Kongresses selbst aber
brachten, um nur das für die Öffentlichkeit Wichtige
n 1 ic ,i—........... — . .
-------, „„, „ui uiia iui uic uiiaiiuuuni «v i«.iiug<
aus den nicht öffentlichen Beratungen kurz hervor
zuheben — Interessenten werden Ausführliches aus
dem im Druck befindlichen stenographischen Berichte
erfahren — jn der Hauptsache Zweierlei. Zunächst
das Fortbestehen der kunsthistorischen Kongresse, das
mit der bösen Zahl »Sieben« — der letzte Kongreß
fand 1902 in Innsbruck statt — gefährdet schien.
Denn man darf zu der Tatkraft und Arbeitsfreudigkeit
des »jungen« ausgewählten ständigen Ausschusses
volles Vertrauen haben, daß er im Sinne des alten
Ausschusses sich die gedeihliche Fortentwickelung der
Institution angelegen sein lassen, daß er die in den
Kongressen vorgebrachten Wünsche und Anregungen
zu praktischen Ergebnissen zeitigen und selbst auch
stets für neuen Arbeitsstoff sorgen wird. Es wurden
nämlich gewählt: Hofrat Professor Dr. Strzygowski-
Graz, Professor Dr. Kautzsch-Davmsladi, Hofrat Dr.
Karl Koetschau-Weimar, Dr. A. Warburg-Hamburg,
Professor Dr. Goldschmidt-Halle a. S., Dr. Hofstede
de Groot-Uaag, Hofrat Professor Dr. Henry Thode-
Heidelberg, die sich durch Zuwahl von Andreas
/l#Zw/-Kristiania, Professor Dr. Clemen-Bonn, Pro-
fessor Dr. Wölflin-Berlin und Konservator Dr. W.M.
Schmid-München ergänzten. Als Ort des nächsten
Kongresses aber, der 1908 oder 1909 stattfinden soll,
wurde München ausersehen.
Dort wird sich die Situation geklärt haben,"deren
Ungewißheit einigermaßen hemmend auf die Be-
ratungen einwirkte, wenn auch das in Aussicht ge-
stellte Ereignis, das sie schuf, wiederum fördernd und
anspornend wirkte. Und dieses Ereignis, man kann auch
sagen die Sensation des Kongresses, war das zweite
Wichtige. Hofrat Dr. Kpetschau machte die den Lesern
schon bekannte Mitteilung von der beabsichtigten Grün-
dung eines Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, die
der Generaldirektor der Berliner Museen, Geheimrat
Bode, uns ergänzte. Unter weitestgehender Hinzu-
ziehung von Kunstfreunden und Sammlern des deut-
schen Sprachgebietes und Deutschen außerhalb des
Reiches und mit Unterstützung aus Reichsmitteln soll
von den Kunsthistorikern eine kunstwissenschaftliche
Gesellschaft mit nationaler Tendenz gegründet werden,
die viele und große Aufgaben hat. Dazu gehören
eine Veröffentlichung der deutschen Kunstdenkmäler,
in großem Stil, die im Titel: »Monumenta artis Ger-
maniae« auf ihr Vorbild, die monumenta Germaniae
historica hinweist, ferner die Förderung des kunst-
wissenschaftlichen Unterrichts auf Universitäten und
Schulen, die Herausgabe'eines Jahrbuches und einer
Bibliographie für Kunstwissenschaft. In einer Vor-
besprechung im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin
unter Teilnahme des Ministerialdirektors Althoff, der
seine Ruhestandszeit der Lösung dieser Aufgabe
widmen will, sind vorläufige Satzungen aufgestellt
worden, die in einer demnächst zu erwartenden
Gründungsversammlung, die übrigens nicht in Berlin
stattfinden soll, ihre endgültige Fassung erhalten
werden. Erst nach der Gründung dieser Gesellschaft
werden sich mannigfache Fragen, die den Kongreß
beschäftigen, besonders die Ausgestaltung des »Reper-
toriums für Kunstwissenschaft«, klären können. Keines-
falls aber wird sie, das wurde festgestellt, das Be-
stehen der Kongresse überflüssig machen. Ebenso
wie die Gründung der Gesellschaft sicher unter dem
Eindruck von mancherlei Anregungen des Kongresses
stehen wird, auf die hier nicht näher eingegangen
werden kann, werden auch in Zukunft beide Institu-
tionen selbständig nebeneinander in gutem Einver-
nehmen sich gegenseitig befruchtend und voneinander
Nutzen ziehend wirken können zum Heile der Kunst-
wissenschaft.
Daß man diese Überzeugung mit hinwegnahm
aus den Verhandlungen, war die große Bedeutung
dieser Tagung und wird es auch bleiben.