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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Seidlitz, W. von: Thieme und Beckers Künstlerlexikon
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0058

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Thieme und Beckers Künstlerlexikon

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lern besonders des 17. Jahrhunderts der Fall ist), auf
einen verhältnismäßig kleinen Kreis, kaum über hundert,
die aber gerade wegen ihrer Bedeutung am häufigsten
gesucht werden.

Obwohl nun diese praktische Art der Anordnung
von den Katalogen der deutschen Weltgalenen wie
Berlin und Dresden bereits längst angenommen worden
'st, herrscht doch von anderer Seite immer noch das
Bestreben vor, dem starr-rechtgläubigen Grundsatz der
einheitlich historischen Namengebung, wie ihn der
Louvrekatalog ziemlich konsequent durchgef ührt hat die
Londoner Nationalgalerie schwankt stärker zwischen
beiden Arten), zum Durchbruch zu verhelfen. Da
muß man denn doch sagen, daß es dankenswerter
ist, wenn das rasche Auffinden in dem vielbändigen
Werk nach den jedem geläufigen gangbaren Namen
in den Fällen erleichtert wird, welche naturgemäß am
häufigsten zur Benutzung des Lexikons fuhren, als
wenn in eigensinniger Weise Ziele verfolgt werden
die doch nicht zu erreichen sind. Denn wenngleich
einige dieser wirklichen Namen allmählich auch in
weiteren Kreisen bekannt geworden sind, so fallt es
doch nicht einmal einem Kunsthistoriker ein, von
Bonvicino, Filipepi, Carrucci, Pippi, Tisi, Vannucci
zu sprechen, und Namen wie Caldaro, Dono, Lomi,
Piero di Lorenzo, Ricciarelli — die im Louvrekatalog
vorkommen — werden auch den meisten von ihnen
nicht gleich zur Hand sein. — Die Fälle, wo man
sich über die übliche Benennung eines Künstlers nicht
ganz im klaren ist werden sehr selten sein; Fra
Angelico, der nach englischem Muster hier bereits
unter A abgehandelt wird während wir ihn doch
wohl stets Fiesole nennen dürfte eine dieser wenigen
Ausnahmen bilden.

Wenn weiterhin die Namen mit vorangestelltem
Artikel oder Präposition, wie z. B. de Heem oder
van Dyck, unter dem eigentlichen Namen (also Heem
und Dyck) eingeordnet werden, so ist das durchaus
zu billigen; nur möchte darauf Rücksicht genommen
werden, daß in den Fällen, wo beides tatsächlich zu
einem Wort, das infolgedessen ungetrennt geschrieben
wird, zusammengeschmolzen ist, auch die vom Ge-
brauch geforderte Ausnahme gebildet werde: also
neben Lebrun und Terborch (die im Berliner Katalog
schon so eingeordnet werden) auch Dujardin und
Vermeer (die dort noch unter Jardin und Meer stehen,
wo kein Mensch sie suchen wird, wenn auch sie
selbst ihren Namen noch getrennt schrieben).

Was die Abmessung der einzelnen Artikel betrifft,
so hangt diese einerseits von den Anforderungen ab,
welche die Redaktion stellt, andererseits von dem Ent-
gegenkommen der Mitarbeiter. In beiden Hinsichten
werden die Erfahrungen die bei dem ersten Band
gemacht werden konnten, klärend einwirken. Daß
im allgemeinen das richtige Maß getroffen worden
ist, wurde schon hervorgehoben. Da aber natur-
gemäß stets die Neigung, in zu große Ausführlich-
keit zu verfallen, vorherrschen wird, so mögen hier
die Gesichtspunkte, welche sich aus dem bereits Vor-
hegenden ergeben und die geeignet sind, auf eine Ein-
schränkung hinzuwirken, kurz zusammengestellt werden.

Die Redaktion hat sich im Vorwort mit Recht
dahin ausgesprochen, daß über alle Hauptdaten und
Fakta des Lebens und des Oeuvre der einzelnen
Künstler kurz und knapp zu unterrichten, und durch
gesichtete Literaturnachweise weitere Orientierung zu
ermöglichen sei; als Hauptpunkte des Programms
werden darum dort Genauigkeit, Sachlichkeit, Knapp-
heit besonders empfohlen. Solchen Anforderungen
scheinen, um nur ein paar Beispiele anzuführen,
Artikel wie die über Ulrich Abt und Altdorfer, über
Ammanati und Antonello da Messina besonders gut
zu entsprechen, so daß sie wohl als Muster hinge-
stellt werden können. Der Leser will die Hauptdaten
des Lebens übersichtlich zusammengestellt finden,
daher sollen die näheren Angaben über die einzelnen
Werke nicht in die Lebensbeschreibung mit hinein-
verarbeitet, sondern gesondert zusammengestellt werden.
Eine ausführliche Würdigung oder gar Kritik der
einzelnen Werke wird hier niemand suchen: wohl
aber ist die Hervorhebung der wichtigsten anzustreben
und im übrigen eine Anordnung, welche das Auf-
finden der einzelnen Arbeiten erleichtert, also eine
alphabetische nach den Aufbewahrungsorten, sobald
eine chronologische nicht am Platz ist (nur keine
nach den Gegenständen der Darstellung). Bei Künst-
lern der Gegenwart wird nur eine Anführung der
Hauptwerke nach der Zeitfolge verlangt, dagegen
kein Ausschreiben von Ausstellungskatalogen, wonach
der Künstler in dem oder jenem Jahr eine »Land-
schaft« oder ein »Bildnis« und dergleichen vorgeführt
hat. Streitfragen, die bei der Antike und dem Mittel-
alter wegen fehlender Nachweise eine große Rolle
spielen, sollten hier nur kurz, unter Anführung der
Stellung des Bearbeiters, gestreift und im übrigen an
anderem Ort weiter verfochten werden; dasselbe gilt
von neuen archivalischen Beiträgen, deren Mitteilung
sehr dankenswert ist, wenn auch das Ergebnis oft
mühsamer und zeitraubender Nachforschungen hier
nur seinem Hauptinhalte nach gegeben werden kann.
Für die Übersichtlichkeit innerhalb der einzelnen Ar-
tikel erweist es sich von großer Bedeutung, daß die
Hauptabschnitte (katalogartige Notiz über die Gesamt-
laufbahn, Schilderung des Lebens, Aufzählung der
wichtigsten Werke, allgemeine Würdigung des Künst-
lers) durch Absätze voneinander gesondert werden und
daß durch gesperrten Druck und liegende Schrift die
orientierenden Schlagworte herausgehoben werden.

Bei den Literaturnachweisen sucht der Leser vor
allem nach einer Anführung der wichtigsten Spezial-
schriften und Monographien in chronologischer Ord-
nung und ist dankbar, wenn damit ein Hinweis auf
die in erster Linie in Betracht kommenden Werke
verbunden wird. Alphabetische Anordnung oder gar
Trennung von Büchern und Aufsätzen ist zu ver-
meiden. Die Literatur über den Künstler betreffende
Spezialfragen wird am besten unter diesem besonderen
Gesichtspunkt zusammengestellt. Belege für einzelne
neue Angaben lassen sich zweckmäßig gleich dem
Text in Klammern beifügen. Bei modernen Künstlern
sollten nicht alle über sie erschienenen Zeitschriften-
artikel oder Aussteliungsberichte mit angeführt werden,
 
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