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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0086

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149

Personalien — Denkmalpflege — Denkmäler — Funde

150

Zuerst Steinmetz in St. Petersburg, lernte er in^der Schule
des Kunstvereins zu Helsingfors modellieren, ging als
Ornamentbildhauer 1870 nach London, dann als Matrose
nach Ostindien, später nach Neapel und Rom. Hier studierte
er mehrere Jahre auf der St. Luca-Akademie Skulptur. 1876
erlangte er in Paris die erste Auszeichnung für seinen
>Schleuderer«, 1883 den finnischen Staatspreis für die Statue
Sklavin«. Für Helsingforsbauten hat er eine Menge de-
korative Figuren ausgeführt, dazu zahlreiche Porträtbüsten.
Sein Hauptwerk ist die Gruppe »Schiffbrüchige«, rücksichts-
los und kräftig modelliert und gleichzeitig von tüchtiger
Komposition: 1891 erweckte er damit große Aufmerksam-
keit in Paris; 1898 wurde die Gruppe in Bronze auf dem
Oberservatorienberg in Helsingfors aufgestellt. Stigells
erst spät, unter dem Einfluß moderner französischer Skulptur,
entwickelter Realismus steht, nach dem Urteil eines finnischen
Kunstkritikers, in einem merkwürdigen Gegensatz zu dem
stillen, sanften Grundton der finnischen Kunst. bg.

PERSONALIEN

Wie aus München von unterrichteter Seite gemeldet
wird, soll die Berufung des Professors Olbrich zum
Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule durchaus
noch nicht als abgeschlossene Tatsache gelten können.

Dem Bildhauer Stanislaus Cauer in Königsberg ist
der Titel Professor verliehen worden.

DENKMALPFLEGE

Im dänischen Reichstag ist vor einigen Wochen ein
Gesetzvorschlag eingebracht, wonach das alte, jetzt verlassene
Haus der »Königl. Bibliothek« in Kopenhagen nieder-
gerissen und an seiner Stelle ein neues Reichsarchivgebäude
auf der Schloßinsel errichtet werden soll. Der dänische
Verein zur Bewahrung alter Bauwerke (»Foreningen til
gamle Bygningers Bevarelse«) hat dagegen jetzt eine Pro-
testbewegung begonnen und hebt hervor, daß der alte,
1665—1673 aufgeführte Bau eins der bedeutendsten Werke
der dänischen Architektur aus der späteren Renaissancezeit
ist und seine Erhaltung eine Frage von großer kulturge-
schichtlicher Bedeutung. Ein reich illustriertes Prachtwerk
über die Bibliothek und ihre Geschichte, in dem allein dem
alten Gebäude mehr als 20 Abbildungen gewidmet sind,
erschien im vorigen Jahre anläßlich der Übersiedelung in
ihr neues Heim, herausgegeben vom dänischen Buchge-
werbeverein (»Tidsskriftet Bogvennen 1904—1906« udgivet
af Forening for Boghaandvärk). bg.

Der dänische Staatshaushalt enthält alljährlich einen
Ansatz von 10000 Kronen (gut 11000 M) für Instandsetzung
kirchlicher Geräte und Bemalungen aus alter Zeit. Die
Verwendung geschieht durch das Kultusministerium, indem
der Landeskonservator die Ausführung zu überwachen oder
ins Werk zu setzen hat.

Mit solcher Beihilfe ist kürzlich durch den Staffier Eigil
Rothe eine besonders interessante Herstellungsarbeit voll-
zogen worden.

In der nun abgetragenen alten Kirche zu Holstebro
befand sich ein übergroßer Altaraufbau aus der Rokoko-
zeit mit plumpen Säulen, einem großen Bilde und etlichen
älteren Reliefs, die alabastriert, übrigens unscheinbar waren;
man sah nur, daß sie darstellten Verkündigung, Anbetung
durch die Hirten, Beschneidung, Drei Könige, und eine
Szene, worin um den^sterbenden langbärtigen Patriarchen
Israel die Söhne versammelt erscheinen. Bei der Unter-
suchung ergab sich, daß man es mit Schnitzarbeiten aus
einem jener edeln flandrischen Altarwerke zu tun hat, die in
der Zeit um 1510—20 mehrfach nach den Ostseegegenden

gebracht worden sind — in Schweden gibt es eine ganze
Anzahl, Schleswig hat ein solches Werk in dem herrlichen
Altar zu Ulkebüll auf Alsen — und von denen auch
einige wenige in Dänemark zu finden sind. Es ist nun
daraus für die neue Kirche ein neuer Altar zurecht gemacht
worden, strahlend im Glänze der wiederhergestellten,
mit schöner Damaszierung geschmückten Vergoldungen.
Von den ursprünglichen Reliefs fehlt allerdings eine große
Zahl. Das letzte hat sich eine kleine Zurückbildung
gefallen lassen müssen: der schöne Bart Jakobs erwies
sich als angesetzt, und auch das Szepter in der Hand
als neugefertigt. Nun sieht man wieder die Jungfrau
Maria auf dem Totenlager, das Licht in der Hand, und
rings die Zwölfzahl der Apostel. Die Szene war dem
18. Jahrhundert allzu »katholisch« gewesen. tipt.

Das Denkmal auf dem Düppelberge bei Sonder-
burg, ein Turmdenkmal von 22 m Höhe in gotischer Form,
1872 errichtet, war mit Umbauung bedroht, wodurch es
aufs allerempfindlichste in seiner Wirkung gestört worden
wäre. Der Kaiser hat nun selbst eingegriffen und die Geld-
mittel zur Verfügung gestellt. Die umgebenden Grund-
stücke, etwa 4 ha, sind für den Staat erworben. Hpt.

DENKMÄLER

Gustav Vigelands großartiger Entwurf einer riesigen
Fontäne wird jetzt verwirklicht und in Bronze gegossen
in Kristiania aufgestellt werden. Die Ausführung des
Werkes, die dem genialen norwegischen Bildhauer gegen
zehn Jahre Arbeit kosten wird, ist nunmehr gesichert: die
private Einsammlung in Norwegen hat 110000 Kr. ergeben;
der bekannte Mäcen, Bankdirektor Ernest Thiel in Stockholm,
hat 50000 Kr. gestiftet und damit einen schönen Beweis
von unbefangenem, rein künstlerischen Interesse gegeben
zu einer Zeit politischen Haders zwischen den beiden
nordischen Brudervölkern; und die Stadtverwaltung Kristia-
nias hat am 7. November beschlossen, den vom Brannt-
weinhändlerverein zur Errichtung einer Fontäne auf dem
Eidsvoldsplatz gestifteten Fonds, 90000 Kr., für die Aus-
führung von Vigelands Modell zu verwenden, ferner aus
Kristianias Auklionshause 30000 und aus Mitteln der Stadt
bis zu 25000 Kr. zur Verfügung gestellt. So sind die
Kosten des Brunnens, über 300000 Kr., gedeckt. bg.

FUNDE

Etruskische Funde. In den Notizie degli Scavi gibt
L. Pernier einen interessanten Bericht über wichtige
etruskische Funde, die jüngst in der Nähe von Corneto
Tarquinia gemacht worden sind. Ein reicher toskanischer
Landbesitzer, Vincenzo Fioroni, unternahm auf eigene
Kosten Ausgrabungen sowohl zu La Civitä als bei dem
Hügel Poggio delP Impicato. An letzterer Stelle wurden
mehr als 100 Gräber entdeckt, von denen 84 noch gänz-
lich unberührt waren. Die Bestattungsarten waren gänzlich
verschiedene. Einige der Gräber waren zylindrische, in
den Felsen gegrabene und mit Steinplatten gedeckte
Höhlungen; andere waren in den Grund hineingesteckte
Steinkrüge. Dann stieß man auf mit enormen Blöcken
verschlossene große Grabkammern und endlich auch auf
mehrere monolithe Sarkophage. Ebenso verschieden war
auch der Grabinhalt. Unter den zahlreichen Wehr- und
Waffengrabbeigaben sind namentlich die Helme bemerkens-
wert, die in großer Auswahl vorhanden und durch ihre
Form und künstlerische Dekoration ausgezeichnet sind.
Eine Masse Fibulae, Armreife, Terrakotten und Vasen,
darunter die charakteristischen Hüttenurnen, wurden eben-
falls ans Licht gezogen. m.
 
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