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Literatur
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Dom zu Atri in den Abruzzen und meint, man könne sie
wohl dem Lokalmaler Luca d'Atri zuschreiben.
Dr. Valentino Leonardi publiziert ein großes Relief
mit der Darstellung der Jungfrau Maria mit dem Kinde,
zwischen den Heiligen Petrus und Paulus, welches jetzt auf
einer verlassenen Treppe der alten Torre della scimmia in
Rom steht. S. Petrus bringt der Jungfrau das Modell eines
Turmes und eines Hauses dar. Dr. Leonardi glaubt das Relief,
welches die Jahreszahl 1503 trägt (denn die eingehauene
irrtümliche Zahl MCIII kann nur so erklärt werden), einem
Gehilfen des Andrea Bregno zuschreiben zu können. Fed. H.
Rom. Ausonia. Das zweite Heft dieses Organs der
Societä italiana d'Archeologia e storia deW Arte entspricht
allen Anforderungen der Wissenschaft und ist reich an
schönen und interessanten Illustrationen.
Dr. Alessandro Della Seta publiziert in einem mit drei
Tafeln illustrierten Artikel die Statue einer Niobide, welche
in Rom bei dem Bau eines Hauses in der Region der
Gärten des Sallust gefunden worden ist und jetzt der
Banca commerciale italiana gehört. Stilistische und tech-
nische Einzelheiten beweisen, daß die Statue mit den zwei
Niobidenfiguren derNy-Carlsberg-Glyptpthekin Kopenhagen
verwandt ist. Stilistisch muß das Bildwerk zwischen die
Kunst von Olympia und die von Phidias gestellt werden.
Denn wenn auch ihre Formen noch gebunden sind, so be-
merkt man doch manches daran, was an eine direkte Beob-
achtung der Natur denken läßt. Also kann man wohl ihre
Entstehung in die Jahre zwischen 450 und 425 n. Chr.
setzen. Dr. Deila Seta meint, daß diese Statue mit den zwei
Niobidenfiguren von Kopenhagen zum plastischen Schmuck
eines Tympanon gehört haben muß, und er führt eine
Stelle aus Pirro Ligorio an, wo er bei den Sallustianischen
Gärten die Ruinen eines Tempels der Diana erwähnt und
dort liegende Statuen von Niobiden.
Luigi Savignoni: Apollon Pytios. In dieser Abhand-
lung bespricht Savignoni eine Kolossalstatue des Apollon
Pytios, welche in dem Tempel, der diesem Gott in der Stadt
Gortyna auf Kreta schon in vorgeschichtlichen Zeiten heilig
war, gefunden worden ist. Durch Vergleiche bringt er das
Bildwerk in Beziehung zu den verschiedenen Apollostatuen
der großen europäischen Sammlungen und kommt zu dem
Schluß, daß die Statue jedenfalls uns ein Originalwerk von
Praxiteles wiedergibt und daß sie dazu dient, uns ein Bild
von dem Apoll zu geben, den Augustus in dem palatini-
schen Tempel aufstellte und den Propertius besang.
Christian Hülsen bespricht eine Inschrift des Praefectus
Praetorio Furius Victorinus, welche als falsch im Corpus
publiziert worden ist.
Professor E.Loewy: Hellenistische Skulpturen. Indiesem
Aufsatz meint Professor Loewy, man müsse die verstümmelte
Pasquinostatue von Palazzo Braschi eher dem vierten als
dem dritten Jahrhundert zuschreiben und, auf die Amazone
des Palazzo Borghese sich beziehend, meint er, man könne
wohl den Pasquino als zu einer Darstellung eines Amazonen-
kampfes gehörig ansehen. Auch glaubt Loewy nicht, daß
man die Mänade von Dresden, wie Treu meint, mit der
berühmten von Scopas identifizieren könne und stellt auch
hier einen überzeugenden Vergleich dieses Werkes mit
dem Pasquino an.
Dr. G. Cultrera veröffentlicht eine Reihe unedierter
kleiner hellenistischer und griechisch-römischer Bildwerke
des Museo delte Terme.
Über die byzantinischen Elfenbeinwerke der Sammlung
Dutuit im Petit Palais zu Paris enthält die Zeitschrift einen
Bericht von A. Mußoz. Besonders interessant ist die aus-
führliche Studie von G. Zippel über die Geschichte des
Palazzo di Venezia in Rom. Er meint, daß für die Anlage
und architektonische Dekoration des großen Palastes die
Anregung in südfranzösischen Bauten zu suchen sei und
erwähnt das Schloß von Sorgue, welches Papst Johann XXII.
im Jahre 1320 bauen ließ. Was das Palazzetto; den Anbau'
am großen Palast, anbelangt, so beweist er, daß es ein
Irrtum ist zu glauben, daß die Jahreszahl 1467, die man
auf einem Kapitell liest, die der Gründung des Palazzetto
sei, da man in dem Jahre, wie sich aus den Zahlungen
ergibt, mit dem Bau schon bis zu dem Dach vorgeschritten
war. Das Palazzetto hat im Gründungsplan der ganzen
großartigen Anlage Pauls II. nur die Umfassung des päpst-
lichen Privatgartens sein sollen, wie es Leon Battista
Alberti in seinem Werke De re aedificatoria vorgeschrieben
hatte. Fed. H. .
Als erstes Heft einer Sammlung »Konst och Kultur«,
Essays (in schwedischer Sprache) über moderne Dichter
und Künstler wie An. France, die Brüder Goncourt, Bernh.
Shaw, ist bei der Verlagsaktiengesellschaft Helios in Hel-
singfors ein Bändchen »Finska Mästare« erschienen, in
dem Gustaf Strengeil m drei vergleichenden Aufsätzen seine
bedeutenden finnischen Landsleute, die Maler Albert Edel-
felt, Eero Järnefelt und Axel Gallen zu einem Gruppenbild
vereinigt hat. Er schildert, wie der nun heimgegangene
Edelfelt, die von Finnlands engherzigen Patrioten allein an-
erkannte nationale Historienmalerei beiseite setzend, nach-
dem er sich an Bastien-Lepage angeschlossen, zum Bahn-
brecher in der finnländischen Kunst wird, zum ersten Frei-
luftmaler derselben, behandelt ihn als Maler von Volks-
leben, von Landschaften, von Porträts und schließlich als
die Krone seines Lebenswerkes das monumentale Wand-
gemälde der Prozession bei der Einweihung von Abos
Akademie, das er im Festsaal der Universität schuf. Dann
folgt eine Charakteristik Gallens, der viele Wandlungen
durchmachte, bis er 1900 im finnischen Pavillon der Pariser
Weltausstellung die Fresken der Kuppel malte und jüngst
seine größte Aufgabe vollendete, die Ausschmückung des
Juselius-Mausoleums bei Björneborg, ein fast ganz unbe-
kannt gebliebenes, weil recht abgelegenes Werk, das
Strengen darum eingehend beschreibt und analysiert; es
variiert in drei Figurenszenen und drei Landschaften von
gemeinsamer Grundstimmung den Todesgedanken; auch
seiner reichen Tätigkeit im Dienste der dekorativen Künste
wird er gerecht. Endlich wird Järnefelts weniger produk-
tive, ein weit kleineres Gebiet umspannende, doch ebenso
nationale Kunst kurz dargestellt, und der Vergleich zwischen
Gallen und ihm, den man mit »Luther und Melanchthon«
treffend angedeutet hat, weiter ausgeführt. — Die sechs
Reproduktionen in Autotypie, die das sonst hübsch aus-
gestattete Heft bringt, sind leider größtenteils zu klein
(auf Tafeln, aber noch nicht die Hälfte der Seite füllend).
»Populär«, wie der Untertitel der Sammlung will, schreibt
Strengen nicht (die biographischen Daten sind auch zu
spärlich), aber seine feine ästhetische Betrachtungsweise
und seine Parallele der drei wenig bekannten Künstler-
persönlichkeiten ist interessant und gedankenreich, mit
manchen Ausblicken auf moderne französische und schwe-
dische Kunst. bg.
Inhalt: J. Strzygowski, Die bildende Kunst der Oegenwart; Hugo Schmerber, Belrachtungen über die italienische Malerei im 17- Jahrhundert;
Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer; Hans Vollmer, Schwäbische Monumentalbrunnen; Selwyn Brinton,
The Renaissance in Italian Art; W. R. Lethaby, Westminster Abbey ; D. Anderson, Catalogue Oeneral des reproductions photographiques
publikes; O. Pauli, Neuer Katalog der Bremer Kunsthalle; Katalog der Qemälde- und Skulpturensammlung der Kgl. Gemäldegalerie im
Haag; Handzeichnungen alter Meister der vlämischen Schule des 14., 15. u. 16. Jahrh.; Peintures Ecclesiastiques du Moyen Age de l'epoque
d'art de Jan vanScorel et P. van Oostzaanen, 1490—1560; Selected drawings from old masters; American Journal of Archaeology ; Bollettino
d'Arte; Rom, Ausonia; Finska Mästare.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig
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Dom zu Atri in den Abruzzen und meint, man könne sie
wohl dem Lokalmaler Luca d'Atri zuschreiben.
Dr. Valentino Leonardi publiziert ein großes Relief
mit der Darstellung der Jungfrau Maria mit dem Kinde,
zwischen den Heiligen Petrus und Paulus, welches jetzt auf
einer verlassenen Treppe der alten Torre della scimmia in
Rom steht. S. Petrus bringt der Jungfrau das Modell eines
Turmes und eines Hauses dar. Dr. Leonardi glaubt das Relief,
welches die Jahreszahl 1503 trägt (denn die eingehauene
irrtümliche Zahl MCIII kann nur so erklärt werden), einem
Gehilfen des Andrea Bregno zuschreiben zu können. Fed. H.
Rom. Ausonia. Das zweite Heft dieses Organs der
Societä italiana d'Archeologia e storia deW Arte entspricht
allen Anforderungen der Wissenschaft und ist reich an
schönen und interessanten Illustrationen.
Dr. Alessandro Della Seta publiziert in einem mit drei
Tafeln illustrierten Artikel die Statue einer Niobide, welche
in Rom bei dem Bau eines Hauses in der Region der
Gärten des Sallust gefunden worden ist und jetzt der
Banca commerciale italiana gehört. Stilistische und tech-
nische Einzelheiten beweisen, daß die Statue mit den zwei
Niobidenfiguren derNy-Carlsberg-Glyptpthekin Kopenhagen
verwandt ist. Stilistisch muß das Bildwerk zwischen die
Kunst von Olympia und die von Phidias gestellt werden.
Denn wenn auch ihre Formen noch gebunden sind, so be-
merkt man doch manches daran, was an eine direkte Beob-
achtung der Natur denken läßt. Also kann man wohl ihre
Entstehung in die Jahre zwischen 450 und 425 n. Chr.
setzen. Dr. Deila Seta meint, daß diese Statue mit den zwei
Niobidenfiguren von Kopenhagen zum plastischen Schmuck
eines Tympanon gehört haben muß, und er führt eine
Stelle aus Pirro Ligorio an, wo er bei den Sallustianischen
Gärten die Ruinen eines Tempels der Diana erwähnt und
dort liegende Statuen von Niobiden.
Luigi Savignoni: Apollon Pytios. In dieser Abhand-
lung bespricht Savignoni eine Kolossalstatue des Apollon
Pytios, welche in dem Tempel, der diesem Gott in der Stadt
Gortyna auf Kreta schon in vorgeschichtlichen Zeiten heilig
war, gefunden worden ist. Durch Vergleiche bringt er das
Bildwerk in Beziehung zu den verschiedenen Apollostatuen
der großen europäischen Sammlungen und kommt zu dem
Schluß, daß die Statue jedenfalls uns ein Originalwerk von
Praxiteles wiedergibt und daß sie dazu dient, uns ein Bild
von dem Apoll zu geben, den Augustus in dem palatini-
schen Tempel aufstellte und den Propertius besang.
Christian Hülsen bespricht eine Inschrift des Praefectus
Praetorio Furius Victorinus, welche als falsch im Corpus
publiziert worden ist.
Professor E.Loewy: Hellenistische Skulpturen. Indiesem
Aufsatz meint Professor Loewy, man müsse die verstümmelte
Pasquinostatue von Palazzo Braschi eher dem vierten als
dem dritten Jahrhundert zuschreiben und, auf die Amazone
des Palazzo Borghese sich beziehend, meint er, man könne
wohl den Pasquino als zu einer Darstellung eines Amazonen-
kampfes gehörig ansehen. Auch glaubt Loewy nicht, daß
man die Mänade von Dresden, wie Treu meint, mit der
berühmten von Scopas identifizieren könne und stellt auch
hier einen überzeugenden Vergleich dieses Werkes mit
dem Pasquino an.
Dr. G. Cultrera veröffentlicht eine Reihe unedierter
kleiner hellenistischer und griechisch-römischer Bildwerke
des Museo delte Terme.
Über die byzantinischen Elfenbeinwerke der Sammlung
Dutuit im Petit Palais zu Paris enthält die Zeitschrift einen
Bericht von A. Mußoz. Besonders interessant ist die aus-
führliche Studie von G. Zippel über die Geschichte des
Palazzo di Venezia in Rom. Er meint, daß für die Anlage
und architektonische Dekoration des großen Palastes die
Anregung in südfranzösischen Bauten zu suchen sei und
erwähnt das Schloß von Sorgue, welches Papst Johann XXII.
im Jahre 1320 bauen ließ. Was das Palazzetto; den Anbau'
am großen Palast, anbelangt, so beweist er, daß es ein
Irrtum ist zu glauben, daß die Jahreszahl 1467, die man
auf einem Kapitell liest, die der Gründung des Palazzetto
sei, da man in dem Jahre, wie sich aus den Zahlungen
ergibt, mit dem Bau schon bis zu dem Dach vorgeschritten
war. Das Palazzetto hat im Gründungsplan der ganzen
großartigen Anlage Pauls II. nur die Umfassung des päpst-
lichen Privatgartens sein sollen, wie es Leon Battista
Alberti in seinem Werke De re aedificatoria vorgeschrieben
hatte. Fed. H. .
Als erstes Heft einer Sammlung »Konst och Kultur«,
Essays (in schwedischer Sprache) über moderne Dichter
und Künstler wie An. France, die Brüder Goncourt, Bernh.
Shaw, ist bei der Verlagsaktiengesellschaft Helios in Hel-
singfors ein Bändchen »Finska Mästare« erschienen, in
dem Gustaf Strengeil m drei vergleichenden Aufsätzen seine
bedeutenden finnischen Landsleute, die Maler Albert Edel-
felt, Eero Järnefelt und Axel Gallen zu einem Gruppenbild
vereinigt hat. Er schildert, wie der nun heimgegangene
Edelfelt, die von Finnlands engherzigen Patrioten allein an-
erkannte nationale Historienmalerei beiseite setzend, nach-
dem er sich an Bastien-Lepage angeschlossen, zum Bahn-
brecher in der finnländischen Kunst wird, zum ersten Frei-
luftmaler derselben, behandelt ihn als Maler von Volks-
leben, von Landschaften, von Porträts und schließlich als
die Krone seines Lebenswerkes das monumentale Wand-
gemälde der Prozession bei der Einweihung von Abos
Akademie, das er im Festsaal der Universität schuf. Dann
folgt eine Charakteristik Gallens, der viele Wandlungen
durchmachte, bis er 1900 im finnischen Pavillon der Pariser
Weltausstellung die Fresken der Kuppel malte und jüngst
seine größte Aufgabe vollendete, die Ausschmückung des
Juselius-Mausoleums bei Björneborg, ein fast ganz unbe-
kannt gebliebenes, weil recht abgelegenes Werk, das
Strengen darum eingehend beschreibt und analysiert; es
variiert in drei Figurenszenen und drei Landschaften von
gemeinsamer Grundstimmung den Todesgedanken; auch
seiner reichen Tätigkeit im Dienste der dekorativen Künste
wird er gerecht. Endlich wird Järnefelts weniger produk-
tive, ein weit kleineres Gebiet umspannende, doch ebenso
nationale Kunst kurz dargestellt, und der Vergleich zwischen
Gallen und ihm, den man mit »Luther und Melanchthon«
treffend angedeutet hat, weiter ausgeführt. — Die sechs
Reproduktionen in Autotypie, die das sonst hübsch aus-
gestattete Heft bringt, sind leider größtenteils zu klein
(auf Tafeln, aber noch nicht die Hälfte der Seite füllend).
»Populär«, wie der Untertitel der Sammlung will, schreibt
Strengen nicht (die biographischen Daten sind auch zu
spärlich), aber seine feine ästhetische Betrachtungsweise
und seine Parallele der drei wenig bekannten Künstler-
persönlichkeiten ist interessant und gedankenreich, mit
manchen Ausblicken auf moderne französische und schwe-
dische Kunst. bg.
Inhalt: J. Strzygowski, Die bildende Kunst der Oegenwart; Hugo Schmerber, Belrachtungen über die italienische Malerei im 17- Jahrhundert;
Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer; Hans Vollmer, Schwäbische Monumentalbrunnen; Selwyn Brinton,
The Renaissance in Italian Art; W. R. Lethaby, Westminster Abbey ; D. Anderson, Catalogue Oeneral des reproductions photographiques
publikes; O. Pauli, Neuer Katalog der Bremer Kunsthalle; Katalog der Qemälde- und Skulpturensammlung der Kgl. Gemäldegalerie im
Haag; Handzeichnungen alter Meister der vlämischen Schule des 14., 15. u. 16. Jahrh.; Peintures Ecclesiastiques du Moyen Age de l'epoque
d'art de Jan vanScorel et P. van Oostzaanen, 1490—1560; Selected drawings from old masters; American Journal of Archaeology ; Bollettino
d'Arte; Rom, Ausonia; Finska Mästare.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig