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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0131

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239

Vermischtes

— Literatur

240

in Soest. Münster 1905). Roosval zeigte nun, daß neben-
her eine direkte Beziehung zwischen Ootland und der
byzantinischen Kunst bestehe; sie erklärt sich durch den
ausgedehnten Handel, den Ootland mit Rußland und selbst
mit Konstantinopel trieb. Einige Fresken in gotländischen
Kirchen erinnern so stark an die Gemälde in der Sophien-
kirche zu Nowgorod (1190) und in Kiew, daß man mit Roosval
annehmen darf, eingewanderte russische Maler hätten sie
gefertigt. — Hierauf sprach Herr Dr. J. Kern, der eine
größere Arbeit über Karl Blechen (1798—1840) vorbereitet,
über diesen Künstler. Er betonte zunächst, daß die Deutsche
Jahrhundertausstellung nur ein sehr lückenhaftes und ein-
seitiges Bild von Blechens Schaffen hätte bieten können.
Das Romantische trat zu stark hervor, aber das ist nur
eine Eigenschaft seiner Kunst. — Die Sonderausstellung,
die 1881 in der Nationalgalerie stattfand, lenkte zuerst
wieder die Aufmerksamkeit auf den Halbvergessenen. Licht-
wark veröffentlichte einen Aufsatz in der »Nationalzeitung«;
hier ist der Ausgangspunkt für jede weitere wissenschaft-
liche Kritik. Es ist Kern gelungen, wertvolles neues Material
für das Biographische heranzuziehen. Zu der bekannten
Selbstbiographie vom Jahre 1835 treten noch Akten des
Königlichen Kultusministeriums, der Hochschule der bil-
denden Künste, der Königlichen Akademie und eine
größere Anzahl noch nicht veröffentlichter Briefe aus dem
Besitze des Kunsthändlers L. Sachse, die Kern in Berliner
Privatbesitz aufgefunden hat. Wichtig sind auch die Theater-
zettel des Königstädtischen Theaters in Berlin von 1824
bis 1826. An der Hand von 150 Abbildungen nach viel-
fach noch unbekannten Schöpfungen erläuterte Kern das
malerische Lebenswerk Blechens, mit besonderer Hervor-
hebung der intimen Seite seiner Kunst, und schloß, indem
er bei der Darlegung von Blechens kunsthistorischer Stellung
besonders den Umschwung durch die italienische Reise
(1828/1829) betonte.

daß das Publikum eine Art Recht auf den Anblick dieser
kunstmäßig gefertigten Balkone erworben habe, da ihr
Anblick so lange Zeit von den Vorübergehenden genossen
werden konnte. Es wurde somit ein investiertes Recht
auf die Befriedigung der Augen der Bürger durch schöne,
öffentlich sichtbare Gegenstände konstruiert. m.

Im Berliner Kunstgewerbemuseum finden von
Januar bis März folgende drei Vortragsreihen statt:
Dr. Max Creutz: acht Vorträge über die Geschichte der
Kunstweberei; Dr. Wilhelm Behncke: acht Vorträge über
Bau und Ausstattung des Barock-, Rokoko- und Zopfstils;
Dr. Robert Schmidt: acht Vorträge über die deutsche Kunst-
töpferei.

Der Großherzog von Baden will in Karlsruhe im
Botanischen Garten einen Pavillon bauen, in welchem
neuerdings gemalte Bilder aus dem Leben Jesu von
Hans Thotna Aufstellung finden sollen.

V Professor L. Tuaillon arbeitet, wie man aus
einem Hofbericht vom 24. Januar erfährt, an einem Reiter-
standbild des Kaisers. Das Denkmal Friedrichs III.,
das Tuaillon für Bremen geschaffen hat und das den be-
sonderen Beifall des Kaisers fand, mag den Anstoß zu
diesem Auftrage gegeben haben.

LITERATUR
Die Dezemberbulletins der beiden größten nord-
amerikanischen Kunstmuseen sind wiederum von
hohem Interesse. Im Bostoner Museum offine arts Bulletin
bringt Mr. Sidney N. Deane, Assistant curator of classical
art, einen kleinen illustrierten Aufsatz über die antike
Kunst von Tarent, worin außer den Münzen auch
einige prächtige Terrakottaköpfe aus dem 5. Jahrhundert
v. Chr., die im Besitz der gewählten Bostoner Sammlung
sind, im Bilde wiedergegeben sind. Höchst interessant
muß auch der Bostoner Katalog der japanischen Schwert-
schutzplättchen sein, auf den das Bulletin aufmerksam
macht; die Einleitung dazu gibt eine Geschichte dieser
in den köstlichsten Varianten gefertigten Kunstgegenstände,
die verschiedenen Schulen, die hervorragenden Künstler in
dieser Spezialität, und die Schilderung der dargestellten
Dekorationen, die einen weiten Einblick in Mythologie,
Folklore, Literatur und Geschichte Japans gewähren. — Das
Dezemberbulletin des Metropolitan Museum of art in New
York beginnt mit den Neuerwerbungen dei egyptischen
Abteilung, die die egyptische Sammlung Newyorks auf
neuer Basis systematisch zu einer ganz hervorragenden
umzuwandeln beginnen. Es sind hauptsächlich die Schätze
aus den jüngsten Ausgrabungen der Pyramiden von Licht,
welche das Museum selbst unternommen hatte, ferner
Käufe, die Autoritäten wie Maspero oder Quibell vermittelt
hatten, und Geschenke des Egypt Exploration Fund, und
die die Zeit von der vordynastischen neolithischen Periode
bis in die saitische Zeit umfassen. Aus der letzteren sind
vierzehn Bildhauermodelle, worunter eine nackte Königin
oder Göttin von trefflichster Ausführung, besonders zu er-
wähnen. Als wichtige Leihgabe an das Museum schildert
Roger Fry die Grablegung des Antonello da Messina, die
so reich an flämischen Anlehnungen ist. Das Bild hatte
auf der Ausstellung zu Brügge 1902 bereits höchstes Inter-
esse erregt. — Die höchst praktische und nachahmenswerte
Art, wie die Neuerwerbungen mit der Stelle, wo sie im
Museum zu finden sind, aufgeführt werden, haben wir des
öfteren schon gelobt. M-

Inhalt: Die Sammlung Arndt in der Münchener Qlyptolhek. Von Dr. Max Maas. —Über Tizians sogenannte »Himmlische und irdische Liebe«. Von
Alexander Riese. — Die Kunst in Spindlersfeld. — Personalien. - Ausstellung der Genossenschaft bildender Kunstler Wiens. — Be-
reicherung der Liechtenstein-Oalerie in Wien. — Sitzung der Kunstgeschichtlichen Oesellschaft in Berlin. — Vermischtes. — Literatur.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o.m.b.H. Leipzig

VERMISCHTES

Am 19. Januar waren 100 Jahre seit der Geburt von
Franz Kugler verflossen. Kugler hatte erst Philologie
studiert, wandte sich dann der Kunstgeschichte zu. Er er-
hielt 1833 eine Professur an der Berliner Akademie und
war später vortragender Rat für Kunstangelegenheiten im
preußischen Kultusministerium, wo ihm Gelegenheit ward,
für das Wohl und die Entwicklung der Berliner Museen
regsam zu wirken. 1837 erschien sein zweibändiges Hand-
buch der Geschichte der Malerei, das seinen Ruhm als
einen der grundlegenden Kunsthistoriker des 19. Jahr-
hunderts fundierte. Am meisten aber ist sein Name der
heutigen Generation außerhalb des engen Kreises der Kunst-
historiker durch die von Menzel illustrierte Geschichte
Friedrichs des Großen lebendig geblieben (1840 erschienen).

In München bereitet sich die Bildung noch einer
neuen Künstlergruppe vor, die sich von der Luitpold-
gruppe abzuspalten im Begriffe ist.

-f Mit Geschäftsstelle in Zürich (Graphische Anstalt
Wolfensberger) bildete sich ein Verein der schweize-
rischen graphischen Künstler, dem unter anderen
Hans Wieland, Burkard Mangold, Cardinaux angehören.

In Verona ist ein Bürger in höherer Instanz zu
einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er die Balkone an
seinem Haus verkauft hat, obwohl diese nicht in das In-
ventar der nicht verkaufbaren Kunstgegenstände aufge-
nommen waren. Das Appellgericht sprach sich dahin aus,
 
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