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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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295

Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Heimatschutz - Denkmäler — Ausgrabungen

296

für die »Verbindung für historische Kunst« schuf er »die
Trauung Luthers mit Katharina von Bora«. Nachdem
Anton von Werner ihn als Professor an die Berliner Hoch-
schule berufen hatte, wandte Thumann sich mehr und mehr
von dem historischen Gebiete ab und beschränkte sich auf
ein der Kunst Alma Tademas verwandtes, aber weniger mit
archäologischen Kenntnissen prunkendes »ideales Genre«,
das seine Stoffe mit Vorliebe aus dem klassischen Altertum
holte. Werke wie »Amor und Psyche«, »Kunst bringt
Gunst«, die »Unaufmerksame Schülerin« haben seinerzeit
eine außerordentliche Volkstümlichkeit besessen und auch
heute noch nicht ganz verloren. — Thumann war gewiß
ein aufrichtiger Künstler und die seinen Werken nach-
gerühmte Liebenswürdigkeit war kaum Mache eines Speku-
lanten. In den kleineren Illustrationen, wie er sie besonders
zahlreich für den Groteschen Verlag geschaffen hat, wird
er wahrscheinlich eher fortleben als in den Gemälden;
technisch nicht eben interessant, haben sie doch eine ge-
wisse Frische der Empfindung und den Vorzug, sich in
geschmackvoller Weise dem Text einzufügen. — Wie der
jüngst verstorbene N. Sichel war auch Thumann Abgott
der Leser der »Gartenlaube« und der »Modernen Kunst«.
Es läßt sich nicht leugnen, daß diese lackierte und auf-
geputzte Ware, denn als solche müssen die späteren Staffelei-
bilder bezeichnet werden, mit Schuld daran trägt, wenn die
Feuerbach und Marees, die Leibi und Trübner erst so
spät, die einen im Tode, die anderen im reifen Mannes-
alter, zu Ehren kamen und sogar gekauft wurden. Es gibt
eine falsche Toleranz, die da flüstert: Thumann habe nicht
für die Kunstgeschichte, sondern einem schaulustigen und
leicht zu rührenden Publikum zuliebe geschaffen, und
demgemäß müsse auch das endgültige Urteil über ihn aus-
fallen. Aber die Pietät verliert ihre Berechtigung, wenn
sie an allem Verderblichen vorbeischielt, was solch ein-
seitige Pflege des Nur-Gefälligen, Verzierlichten und Ver-
süßten, wie es Thumanns Schaffen eigen war, im Gefolge
hat. Mit Julius Wolff, der in gewissem Sinne als sein litera-
risches Gegenstück bezeichnet werden kann, gehört Thu-
mann zu den charakteristischsten Erscheinungen der
»Gründerzeit«, die Berlin, es läßt sich nicht verhehlen,
immer noch nicht ganz überwunden hat. Nur daß man
heute, sit venia verbo, mit mehr Geschmack geschmacklos ist.

Professor Peter Janssen, der Direktor der Düssel-
dorfer Kunstakademie, ist am 19. Februar unerwartet rasch
im Alter von 63 Jahren gestorben. Janssens Vater war
Kupferstecher in Düsseldorf und bei ihm empfing der am
12. Dezember 1844 geborene Sohn den ersten Zeichen-
unterricht. Dann studierte er an der Akademie unter Sohn
und Bendemann, wurde 1877 Professor und 1895 Direktor
der Düsseldorfer Kunstakademie. Als Historienmaler von
sicherem solidem Können alten Stils hat sich Janssen einen
großen Namen gemacht, als Direktor der Kunstakademie
hat er ein ernstes und festes Regiment geführt. Er hat
viele große Wandgemälde geschaffen: im Bremer Börsen-
saal, in der Berliner Nationalgalerie, im Berliner Zeughause,
in der Aula der Düsseldorfer Kunstakademie und der Uni-
versität Marburg und in mannigfachen Rathäusern; als seine
beste Leistung gelten die Wandgemälde im Erfurter Rathaus-
saal. Sein großes Gemälde in der Düsseldorfer Kunsthalle
»Der Mönch Walter Dodde in der Schlacht von Worringen«
brachte ihm die große goldene Medaille. Auch als Porträt-
maler hat sich Janssen betätigt. Seit 1885 war er Mitglied
der Berliner Akademie.

PERSONALIEN
V Dem Bildhauer August Gaul in Dahlem bei Berlin
ist der Professortitel verliehen worden.

-f In der vom schweizerischen Bundesrat zu bestellenden

eidgenössischen Kunstkommission sind die ausgetrete-
nen Mitglieder Roman Abt (Luzern), Dr. Theodor Reinhart
(Winterthur), Alfred Refous, Maler (Genf) ersetzt worden
durch August Guidini, Architekt (Lugano), Dr. Ulrich Diem
(St. Gallen), Paul Amlehn (Sursee).

WETTBEWERBE
Ein großer Ideenwettbewerb für einen Stadtpark
wird von Hamburg unter deutschen Künstlern ohne Rück-
sicht auf ihren Wohnsitz ausgeschrieben. Für Preise stehen
30000 Mk. zur Verfügung, darunter ein erster Preis von
10000, zwei zweite Preise von je 6000, zwei dritte von je
4000 Mk. Drei weitere Entwürfe können für je 1500 Mk.
angekauft werden. Einlieferung vor dem 15. Juni, mittags
12 Uhr, im Zentralbureau des Ingenieurwesens der Bau-
depulation.

DENKMALPFLEGE

Die Restaurierung des Metzer Domes wird nach
dem Bericht, den der jetzige Dombaumeister Schmitz dem
Landesausschuß für Elsaß-Lothringen erstattet hat, noch
ungefähr 2100000 Mk. beanspruchen. Die Arbeiten sollen
in 12 Jahren ausgeführt sein.

HEIMATSCHUTZ
-f Heimatschutz. Der Vorstand der Schweizerischen
Vereinigung für Heimatschutz schreibt einen Wettbewerb
aus zur Erlangung von Plänen für einfache Wohnhäuser.
Die Konkurrenz gilt unter schweizerischen und in der
Schweiz niedergelassenen Architekten. — Die Bündnerische
Vereinigung für Heimatschutz hat unter dem Titel »Das
Engadiner Haus* eine sehr hübsche Sammlung fein aus-
geführter Lichtdrucke veröffentlicht. Sie stellen herrschaft-
liche wie bäuerliche, bodenständige alte Bauten der Tal-
schaft dar, Muster ihrer Gattung, von besonderem vor-
bildlichen Wert durch die stets geschmackvolle Verarbeitung
fremder Motive mit dem regional Traditionellen, klimatisch
und kulturell Verständigen.

DENKMÄLER

V Theodor Fontane soll jetzt auch in Berlin ein
Denkmai errichtet werden. Ein Komitee, an der Spitze
der Reichskanzler Fürst Bülow, erläßt einen Aufruf mit
der befremdenden Mitteilung, daß der Künstler bereits ge-
wählt sei. Es ist Professor Max Klein.

AUSGRABUNGEN
Die Ausgrabungen der Engländer beim Artemis
Orthia-Tempel. In der Sitzung vom 31. Januar der British
School at Athens beschrieb deren Direktor R. M. Dawkins
die Ausgrabung des Heiligtums der Artemis Orthia zu
Sparta. Die vollständige Ausgrabung des Amphitheaters,
das die Front des Tempels umgibt, hat es möglich gemacht,
den Plan und die allgemeinen Linien der Erhebung fest-
zusetzen; das Gebäude selbst datiert aus dem zweiten
Jahrhundert n. Chr. Die wertvollsten Funde rühren aus
der unmittelbarsten Nähe des archaischen Altars her, der
das Zentrum der Arena einnimmt; sie sind nicht nur künst-
lerisch wichtig, sondern auch als Anzeichen der Verbin-
dungen Spartas mit dem Ausland in frühesten Zeiten. So
kam in den untersten Schichten Bernstein in kleinen Quan-
titäten vor, das den Verkehr mit dem Norden in der Bronze-
zeit bezeugt (s. auch Montelius, Kulturgeschichte Schwedens
S. 120 ff). Aus späterer Periode, 7. Jahrhundert v. Chr., fand
man orientalisierende Töpfereien und Elfenbeinschnitzereien,
welche letzten den neuesten Funden vom Artemisium in
 
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