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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Personalien — Denkmalpflege

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PERSONALIEN
V Dr. Max Creutz, der als Nachfolger Otto von
Falkes die Leitung des Kölner Kunstgewerbemuseums über-
nimmt, steht jetzt im Alter von 32 Jahren. Ein gebürtiger
Aachener, studierte er Kunstgeschichte in Wien, München
und Berlin; 1900 promovierte er in Berlin mit einer Arbeit
über Masaccio. Nachdem er kurze Zeit an der National-
galerie tätig gewesen war, trat er 1902 als Assistent Julius
Lessings ins Berliner Kunstgewerbemuseum ein; dort hat
er in erster Linie an der so bedeutungsvollen Publikation
der Gewebesammlung teilgenommen. Ein anderes For-
schungsgebiet des neuen Direktors ist die Metallkunst;
eine Geschichte der Goldschmiedekunst ist im Erscheinen
begriffen. (Der 2. Band einer Geschichte der Metallkunst,
deren erster Band über die unedlen Metalle von H. Lüer
bearbeitet worden ist.) Creutz, der als dienstältester Direk-
torialassistent den Geheimrat Lessing während seiner Er-
krankung vertrat, ist auch Herausgeber der Wasmuthschen
»Architekturwelt«. In seinem Verhältnis zum zeitgenössischen
Kunstgewerbe ist er kein Eklektiker, sondern ein eifriger
Anhänger der neuen Bewegung. Möchte es Creutz, dessen
wissenschaftliche Vorbildung ihn gerade zur Leitung eines
rheinischen Museums befähigt, gelingen, Einfluß auch über
die Mauern des stattlichen Baus am Hansaring hinaus zu
gewinnen! Da waren beispielsweise auf der Winteraus-
stellung der Berliner Akademie der Künste Schwechtens
Modelle der geplanten neuen Rheinbrücke für Köln aus-
gestellt, und es ist nicht zuviel gesagt, wenn hier be-
hauptet wird, daß sie bei allen wahren Kunstfreunden und
besonders bei den Verehrern des einzigen kölnischen
Stadtbildes Entsetzen erregt haben. Wenn Creutz fort-
setzt, was sein Vorgänger unter schwierigen Verhältnissen
begonnen hat, so darf man mit Hoffnungsfreudigkeit an
eine weitere Gesundung des Kölner Kunstlebens denken,
die Vorgänge wie den Fall Schwechten unmöglich machen
wird1). Es muß leider gesagt werden, daß in Dingen der
öffentlichen Kunstpflege das mächtige und reiche Köln
hinter Städten wie Krefeld und Elberfeld, von Frankfurt
ganz zu schweigen, zurücksteht. Der verstorbene Karl
Aldenhoven wußte über die Ursachen dieser Erscheinung
manch kräftiges Wörtlein zu sagen, war aber wohl in zu
hohem Grade geistreicher Beobachter, um selbst kräftig
einzugreifen.

*„* Dr. Wilhelm Behncke aus Lübeck, ein ausge-
zeichneter Kenner des älteren deutschen Kunstgewerbes,
ist als Nachfolger Schuchhardts an das Kestner-Museum in
Hannover berufen worden. Er war längere Zeit als
Assistent am Berliner Kunstgewerbemuseum tätig und ist
literarisch besonders durch die Mitarbeit an der noch im
Erscheinen begriffenen »Illustrierten Geschichte des Kunst-
gewerbes« bekannt geworden.

Der Bildhauer Professor Louis Sußmann-Hellborn
feierte am 20. März seinen 80. Geburtstag.

DENKMALPFLEGE

Amsterdam. Die vom Allgemeinen Kirchenrat der
niederländischen reformierten Gemeinde beschlossene
Niederreißung eines der ältesten Baudenkmäler der Stadt
Amsterdam beschäftigt gegenwärtig die Kunstfreunde in
lebhaftem Maße. Es handelt sich um die zwischen Kalver-
straat und Rokin gelegene sogenannte »Nieuwe-Zijds-Kapel«
(weil sie in dem einst neuen Stadtteil Amsterdams liegt),

1) Nach einer Mitteilung im ersten Märzheft des
»Kunstwarts« trägt freilich die Hauptschuld an diesem
Mißgriff die preußische Eisenbahnverwaltung; die Oppo-
sition setzte zu spät ein.

deren bereits 1898 geplanter Abbruch nunmehr endgültig
zur Ausführung kommen soll. Auf dem freiwerdenden
Platze sollen dann eine neue kleinere Kirche und Geschäfts-
läden erstehen. Die allgemeine Stimmung deckt sich mit
diesen Plänen des Kirchenrates durchaus nicht. Man ist
vielmehr bemüht, die in künstlerischer Beziehung besonders
wegen ihrer schönen Raumverhältnisse wertvolle Kirche,
die auch stadtgeschichtlich von nicht geringer Bedeutung
ist, unbedingt zu erhalten. Die »Kapelle« wurde im 14.
Jahrhundert an der Stelle errichtet, wo nach einer alten
Chronik am 15. März 1345 mit einer Hostie ein Wunder
geschehen sein soll. Zu dieser hier aufbewahrten Hostie,
der man wundertätige Heilkraft nachrühmte, wallfahrteten
alljährlich in feierlichen Prozessionen die Scharen gläubiger
Pilger, zu denen keine Geringeren gehörten als Maximilian
(im Jahre 1484) und Kaiser Karl V. (1531 oder 1532). Von
den reichen Kunstschätzen, die sich im Laufe der Zeit
in der Kirche ansammelten, sind heute leider nur noch
ganz dürftige Überreste erhalten. Und die waren —
bis dato wenigstens — so gut wie völlig unzugänglich.
Es sind acht sehr interessante Fragmente eines Gemälde-
stückes mit der Darstellung der Geschichte des Hostien-
wunders, dem die Kirche ihre Gründung verdankte, das
wahrscheinlich vor 1518 von Jacob Cornelisz van Oost-
zanen gemalt wurde. Eine Studie über diese Fragmente
hat J. F. M. Sterck in Oud Holland 1895 veröffentlicht. Von
Jacob Cornelisz gibt es außerdem noch einen mit dem
Monogramm signierten und 1518 datierten Holzschnitt, der
auch das Hostienwunder darstellt und der seiner Zeit als
sogenanntes »Bedefahrtprentje« an die frommen Wallfahrer
verteilt wurde. Wie die Sachen bis vor ganz kurzem
standen, war wenig Aussicht mehr auf eine Änderung des
Beschlusses des Kirchenrates vorhanden. Indessen scheinen
die von denVereinen »Nederlandsch Oudheidkundige Bond«
und »Kon.OudheidkundigGenootschap« gemachten eifrigen
Bemühungen um die Erhaltung der »Nieuwe-Zijds-Kapel«
zuguterletzt doch nicht ganz unfruchtbar gewesen zu sein.
Am Schluß der am 11. März abgehaltenen öffentlichen Ver-
sammlung mit der Tagesordnung »Nieuwe-Zijds-Kapel» hatte
man den Eindruck, als könnte es doch noch zu einer An-
näherung der beiden Parteien zwecks nochmaliger genauer
Untersuchung über die Erhaltungsmöglichkeit und die Er-
haltungskosten kommen. Dabei darf denn nicht vergessen
werden, daß der »Nieuwe-Zijds-Kapel« an dem reichen Auf-
blühenAmsterdams ein nicht geringer Anteilzuzuschreiben ist.
Und es wäre gewiß auch ein Akt historischer Pietät, wenn
die Amsterdamer das altehrwürdige Bauwerk vor dem
Untergang bewahrten. k. f.

Amsterdam. Das in der Jodenbreestraat gelegene
Rembrandthaus, das 1906 in den Besitz der Stadt überging,
wird nun endlich vor der gänzlichen Verwahrlosung ge-
schützt werden. Es soll in allernächster Zeit mit den
notwendigen Restaurierungsarbeiten im Innern und außen
begonnen werden. Darüber aber, wozu die frei werden-
den Räumlichkeiten dienen sollen, herrscht bis jetzt noch
keine Gewißheit, zum mindesten ist nichts Bestimmtes
in die Öffentlichkeit gedrungen. Dem Verein »Rembrandt-
huis«, dem die Sorge um das Gebäude seinerzeit von der
Stadt anvertraut wurde, gelingt es hoffentlich, in dieser
schwierigen und auch gewissen Takt erheischenden Frage
eine allgemein befriedigende Lösung zu finden. Denn von
den früher gemachten Vorschlägen, das Innere wieder so
herzustellen, wie es zu Rembrandts Zeit war, oder die Räume
zu Versammlungslokalen für Vereine zur Pflege der Kunst
zu verwenden, oder endlich darin.eine Art Rembrandt-
archiv zu errichten, ist der erste kaum diskutabel; und
den beiden anderen kann man nur bedingtermaßen zu-
stimmen. k. f.
 
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