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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0201

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379

Archäologisches — Ausstellungen

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Erbes ihm nicht ausbezahlt werde. Der Brief ist »Bartho-
lome Zeitblom den man nennt Hausner, Maler zu Ulm«
unterzeichnet. Diemand schließt aus dem Briefe, daß der
Vater Zeitbloms in Nördlingen ansässig war und daß er
dort 1491 starb. Eine mit dem Briefe zusammenhängende
Notiz fand sich dann noch im Stadtrechnungsbuche von
1491, unter der Rubrik Nachsteuer (Abgaben von ab-
wandernden Vermögen): »Item Bartholome Haußner zu
Ulm gab das er von seinem vater ererbt hat durch Hanssen
Eckhart 4 Gulden 3 Ort 1 lib. 5Ys, Pfg.« — Als Vater
Zeitbloms stellt Diemand den »Geschlachtgewandner < oder
»Kemmer« Jörg Hausner aus Memmingen (Nähermem-
mingen bei Nördlingen?) fest, der 1478 in Nördlingen
Bürger wurde und dort zwischen dem 29. April und 21.
August 1491 starb.

Diemand nimmt an, daß Zeitblom einen Teil seiner
Jugendjahre in Nördlingen, in der Werkstatt Herlins ver-
brachte. Daß Zeitblom auch später noch Beziehungen zu
Nördlingen hatte, geht aus einem Eintragdes Stadtrechnungs-
buches von 1506 hervor: »Bartolmes Zeyttblom vonVlmdt.
nachsteuer für seinWeyb von Frantzen Wegemaister seinem
Schweher ererbt 21 fl.« Aus dieser Notiz erfahren wir
auch die interessante Tatsache, daß Zeitblom ein zweites
Mal heiratete. (Seine erste Frau war bekanntlich die Tochter
Schüchlins.) — Auf Grund dieser Feststellungen versucht
Diemand den großen Ecce Homo der Nördlinger Galerie
als ein Werk Zeitbloms nachzuweisen. Stadler.

ARCHÄOLOGISCHES
Archäologisches aus Athen. In einem Briefe, den
ein bekanntes Mitglied der Ecole francaise d'Athenes, Gaston
Leroux, an das Bulletin de l'art ancien et moderne aus
Athen schreibt, ist von verschiedenen Funden und Ent-
deckungen die Rede, von denen an dieser Stelle noch nicht
berichtet worden ist. Zunächst haben neue Untersuchungen
am Kerameikos stattgefunden. Aus verschiedenen Gründen
und trotz des Reichtums der in den Nekropolen des Kera-
meikos früher gemachten Funde ist das Projekt einer gründ-
lichen Ausgrabung stets hinausgeschoben worden, da der
griechische Klerus sich hartnäckig der Zerstörung der kleinen
Kirche der Hagia Triada widersetzt hat, an deren Fuß die
Ausgrabungen haben Halt machen müssen; außerdem hat
ein großes der Athenischen Tramwaygesellschaft gehöriges
Terrain aus Gründen, die anzugeben man sich hütet, nie-
mals expropriiert werden dürfen. Man hat also jetzt, durch
diese Hindernisse gehemmt, in die Tiefe mit Erfolg ge-
graben. — Unter anderen hat Noack bei seinem Studium
der alten Stadtmauern nachgewiesen, daß der bisher als
Themistoklesmauer angesehene Mauerzug, der auf das Bett
des Eridanos senkrecht läuft und aus bläulichen Steinen
besteht, gar nicht die berühmte Themistoklesmauer ist, die
man an anderer Stelle fixieren kann. Indem man ihre
Substruktionen ausgrub, fand man darin das verschieden-
artigste Material verwendet, namentlich Marmorstelen und
Basen. Gerade so, wie es Thukydides berichtet hat, daß
die Athener, in ihrer Hast die Stadt zu befestigen — während
Themistokles die Spartaner durch Verhandlungen hinzog —,
ihr Material hernahmen, wo sie es fanden, und namentlich
die Nekropolen beraubten, deren Stelen ihnen behauene
Steine lieferten, so wurde es durch Noacks Arbeiten be-
stätigt. Einige dieser Grabmonumente, die eingemauert
waren, sind bereits losgelöst und im Patissiamuseum auf-
gestellt, darunter eine Marmorsphinx und eine dem Mara-
thonkrieger ähnelnde Stele, ferner die Basis einer großen
Grabstatue, auf deren Vorderseite die Inschrift noch zu
lesen ist und auf der oben die Spuren zweier Füße in der
Stellung der archaischen Apollos zu sehen sind. — Des
weiteren hat Brückner in der westlichen Kerameikos-

gegend, da wo die schönen Stelen desDexileos, derCorallion,
der Hegeso seinerzeit gefunden wurden, gegraben. Bei
den früheren Arbeiten hat man stets sofort innegehalten,
wenn ein Kunstwerk gefunden war. Brückner ist jetzt
mehr in die Tiefe gegangen und hat die Entdeckung ge-
macht, daß alle diese Stelen und Denkmäler auf Sockeln
standen, zu denen mehrere Stufen hinaufführten. So muß
man sich den Anblick der Gräberstraße ganz anders vor-
stellen als dies bisher der Fall war. Sie lag überhaupt
einige Meter unter dem jetzigen Niveau. Auch über die
Art der Gruppierung der Denkmäler konnte man ganz
Neues eruieren; so standen die Stelen derSöhne des Lysanias,
zu denen Dexileos gehörte, auf einem breiten und hohen
Sockel, der einen Viertelkreis bildete. Es ist noch große
Arbeit im Kerameikosgebiet zu tun; man kann fast sagen,
daß die Ausgrabungstätigkeit dort neu zu beginnen hat. —
Auch aus den Magazinen des Akropolismuseums sind
interessante Funde und Arbeiten gemeldet. Unter den
Hunderten von Fragmenten, die aus dem Perserschutt hervor-
geholt sind, aus dem auch das ganze Heer der Koren, der
sogenannten Akropolistanten, stammt, haben Heberdey und
Schräder eine Anzahl Fragmente identifizieren können und
damit mehrere der Statuen des Museums ergänzt. Auch
Stücke des dreiköpfigen sogenannten Typhon konnten
identifiziert werden, und es wurde festgestellt, daß das
Ungeheuer einen Vogel in der Hand hielt und liebkoste.
Ganz neuerdings hat auch Schräder einen athenischen Reiter
aus den Fragmenten bis zu einem gewissen Grade zu-
sammenstellen können. Der Typus des Pferdes, hoch auf
sehr dünnen Beinen, erinnert noch an die auf den Vasen-
bildern des 6. Jahrhunderts dargestellten Pferde. m.

Über die dünnen Goldblättchen, die man in so
großer Anzahl in den Schachtgräbern von Mykene gefunden
hat, hat Dr. Valerios Stais vom athenischen Nationalmuseum
eine neue Theorie aufgestellt. Während man bisher ange-
nommen hat, daß diese Goldornamente auf die Kleider
der Toten aufgenäht waren, ist Stais der Ansicht, daß die
Leichen in hölzernen Särgen bestattet wurden, die natür-
lich im Laufe der Jahrtausende gänzlich verschwunden
sind. Diese Särge seien mit Goldornamenten beschlagen
gewesen, was auch das häufige Vorkommen der Gold-
nägel, die teilweise noch in den Ornamenten stecken, er-
klärt. Im Anschluß an diese Theorie seien die Goldmasken
und Diademe auch auf den Sargdeckel plaziert zu denken.
Damit sind dann auch die jüngst vom Berliner Museum
erworbenen Sarkophage zu vergleichen, auf denen das
Gesicht der Toten als Maske und zwar häufig mit Ver-
goldung gebildet war. m.

AUSSTELLUNGEN
Wien. Die Sezession hat soeben ihre 30. Ausstellung
eröffnet. Wie alle anderen dieses Jahres, steht sie im
Zeichen des Kaiserjubiläums. Das Haus ist jetzt durch
eine feierliche Inschrift in der Vorhalle dem Monarchen
gewidmet. Es ist übrigens innen und außen gründlich
erneuert. Die Vergoldungen des Olbrichschen Lorbeer-
schmuckes und des Böhmschen Wanddekors in der Vor-
halle, desgleichen der Mosersche Fries von Kranzträgerinnen
um die Rückseite her, sind dem simpelsten Weiß gewichen.
Die kühnen Inschriften sind innen und außen spurlos getilgt.
»Der Zeit ihre Kunst« und dergleichen existiert nicht mehr,
selbst die Mosersche Glasmosaikwand des zweiten Eingangs
ist gefallen. Und auf Einladungskarten, Programmen, ja
auf dem neuen Stempel der Vereinigung fehlt das Wort
»Sezession«; man zieht es vor, nur noch »Vereinigung
bildender Künstler Österreichs« zu heißen. Freilich, die
alte Sezession war und ist das ja ohnehin nicht mehr; die
starken Sauerteignaturen sind fort und bilden jetzt die so-
 
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