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Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler
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fand er am Polytechnikum seiner Vaterstadt Kassel; dann
ging er 1870 als Universitätsbaumeister nach Marburg, wo
er mit vielem Geschick und gesundem Sinn für malerisch
bodenständige Architektur die dortigen Universitätsbaulich-
keiten und eine ganze Reihe von Privathäusern schuf.
Diese Epoche dauerte bis zu seiner Übersiedelung nach
Berlin 1878. Dort wirkte er an der technischen Hoch-
schule als Lehrer für mittelalterliche Architektur. In Berlin
hat er sich auch ein bleibendes Denkmal gesetzt durch das
damals vielbewunderte Geschäftshaus der Equitable-Gesell-
schaft an der Ecke der Friedrich- und Leipzigerstraße.
Seit 1895 wirkte Schäfer an der technischen Hochschule
zu Karlsruhe und setzte sich im vorigen Jahre zur Ruhe.
Seine Persönlichkeit wird von denen, die ihn näher kann-
ten, als ungewöhnlich eindrucksvoll geschildert.
Der Zeichner und Maler Professor Robert Stieler,
wohlbekannt als Illustrator, ist in Karlsruhe gestorben.
Der Tod des Malers Emil Neide weckt bei den Kunst-
freunden Erinnerungen an einige höchst unerfreuliche Er-
scheinungen der achtziger Jahre. Neide ist nämlich der
Urheber des »berühmten« Bildes »Die Lebensmüden« und
des »Vitriol«. Diese Bilder wurden damals, wo leider der
Geschmack der breiteren Volksschichten noch herzlich un-
gebildet war, mit einem großen Aufwand von Reklame ge-
zeigt und angestaunt.
PERSONALIEN
Zum Nachfolger von Peter Janssen ist Professor
Fritz Roeber als Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie
in sichere Aussicht genommen.
Der Maler Professor Otto Donner in Frankfurt a. M.
beging am 10. Mai in voller Frische seinen 80. Geburtstag.
Die städtische Galerie in Frankfurt erwarb zwei Gemälde
von ihm.
*„• Der Bildhauer Arthur Schulz in Berlin ist zum
Professor ernannt worden.
Der Professor der klassischen Archäologie an der
Universität Bonn Geh. Rat Dr. Loeschcke ist satzungs-
gemäß aus der Zentraldirektion des kaiserlich archäo-
logischen Instituts und damit auch aus der römisch-ger-
manischen Kommission ausgeschieden. An seiner Stelle ist
der Freiburger Historiker Professor Dr. Fabricius in die
Zentraldirektion und Geh. Rat Professor Dr. A. Conze-
Berlin in die römisch-germanische Kommission eingetreten.
WETTBEWERBE
Das Preisausschreiben für künstlerische Besuchs-
karten, das der deutsche Buchgewerbeverein in Leipzig
veranstaltet hatte, hat folgenden Künstlern die Hauptpreise
eingetragen: Heinrich Vogeler-Worpswede den ersten Preis
für die Besuchskarte der Kronprinzessin, den ersten Preis
für die Karte der Prinzessin Johann Georg (je 800 Mark)
und den vierten Preis der allgemeinen Besuchskarte
(100 Mark). Den zweiten Preis für die Karte der Kron-
prinzessin (400 Mark) bekam Karl Troll in München, den
zweiten Preis (300 Mark) für die Karte der Prinzessin Jo-
hann Georg Professor Paul Naumann in Dresden. Den
ersten Preis (800 Mark) für die allgemeine Besuchskarte
erhielt Hans Volkert in München, den zweiten Preis
(300 Mark) W. Conz in Karlsruhe, den dritten Preis Hans
Kurth in Berlin. Eingegangen waren im ganzen 2043
Karten von 525 Künstlern, prämiiert wurden 16 Karten mit
zusammen 4500 Mark, und 38 Arbeiten wurden belobt.
Die Karten werden in verschiedenen deutschen Städten
ausgestellt werden.
Beim Wettbewerb um Vorentwürfe zu kirch-
lichen Gebäuden für die St. Jacobi-Gemeinde in
Braunschweig sind 145 Entwürfe eingegangen. Die
ersten und zweiten Preise (3000 Mark und 1800 Mark) er-
hielten die Schöneberger Architekten Johannes Kraatz und
Hermann Fleck, der dritte Preis von 1200 Mark wurde
Johannes Otte in Wilmersdorf zuerkannt.
DENKMALPFLEGE
Im Aachener Münster fand, wie der »Dresdner An-
zeiger« mitteilt, eine Vorbesprechung statt, an der sich Ver-
treter des Stiftskapitels, des Karlsvereins zur Wiederher-
stellung des Aachener Münsters, Konservator Professor
Dr. Clemen, Professor Buchkremer und andere beteiligten.
Es handelte sich um eine durchgreifende Grabung im
Oktogon, die archäologischen Forschungen dienen soll;
hierbei soll auch die bisher nur literarisch behandelte Frage
nach Ort und Form des Grabes Karls des Großen archäolo-
gisch geprüft werden. Neben dem Oktogon sollen die
Umgänge aufgegraben werden, und zwar von dem Grabe
des heiligen Leopardus unter dem ersten südlichen Bogen
des Umganges vor der Sakristei bis zu dem Grabe der
heiligen Korona (auf der anderen Seite unter dem nörd-
lichen Bogen) und bis zu den Resten des römischen Bades
unter dem östlichen Kreuzgewölbe vor dem ehemaligen
karolingischen kleinen Chor. Außerdem wurde die Frage
berührt, ob die durch die neuerdings am Kronleuchter
Barbarossas angebrachte elektrische Beleuchtung beseitigten
alten Topase, die durch einfache Gläser ersetzt wurden,
wieder zu verwenden seien. Ferner beschäftigte man sich
damit, wo die vom Grabe Ottos im Chore herstammende,
jetzt in der Mitte des Oktogons liegende Platte mit der
Inschrift Carolo Magno nach der Vollendung des neuen
Schaperschen Belags der Unterkirche zu verwenden sei;
es wurde vorgeschlagen, die Platte in die Armeseelen-
kapelle an die nördliche Wand zu stellen. Weiterhin be-
handelte man die Frage, ob die früher offene, gegenwärtig
geschlossene Vorhalle des Münsters, von der man jetzt
einige Stufen zum unteren Oktogonumgang hinabsteigt,
wieder auf ihre alte Höhenlage gebracht werden solle. In
diesem Zusammenhange wäre dann auch die überaus
schwierige Frage nach Gestaltung des Bodens im früheren
Atrium zu prüfen, das auch längst nicht mehr auf der alten
Höhe liegt. Zur Ausführung der einzelnen Vorschläge ist
neben der Genehmigung des Erzbischofs auch die des
Kultusministers erforderlich. Vorher wäre auch noch die
Frage des vom Stiftskapitel in Anspruch genommenen
Rechts auf etwaige Funde sowie die Art der Veröffent-
lichung des Ergebnisses der Grabungen zu prüfen. Die
nicht unbeträchtlichen Kosten dürfte wohl der Karlsverein
übernehmen.
Die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert erbaute
Paulskirche in Halberstadt, ein bedeutendes romanisches
Baudenkmal, ist von Grund aus erneuert worden und
kommt im Herbst zur Einweihung.
Die österreichische Staatsverwaltung beschäftigt
sich derzeit mit der Schaffung eines Gesetzes zum Schutze
und zur Erhaltung der Kunstdenkmäler.
Die Wiederherstellung der Hohkönigsburg soll mehr
als zwei Millionen Mark gekostet haben —!
DENKMÄLER
Das Wiener Brahmsdenkmal. Am 7. Mai wurde
in Wien das Denkmal für Johannes Brahms feierlich ent-
hüllt. Es ist ein großes Marmorwerk; die sitzende Porträt-
statue und eine hingelagerte Muse aus weißem Laaser,
der Sockelbau aus grauem Karstmarmor. Der Künstler ist
Professor Rudolf Weyr. Wie bekannt, hat seinerzeit auch
Max Klinger einen Entwurf für dieses Denkmal geschaffen;
ein reizendes und originelles Meisterwerk, in Form eines
sehr eigen ersonnenen Rundtempelchens, aus dem der Ton-
Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler
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fand er am Polytechnikum seiner Vaterstadt Kassel; dann
ging er 1870 als Universitätsbaumeister nach Marburg, wo
er mit vielem Geschick und gesundem Sinn für malerisch
bodenständige Architektur die dortigen Universitätsbaulich-
keiten und eine ganze Reihe von Privathäusern schuf.
Diese Epoche dauerte bis zu seiner Übersiedelung nach
Berlin 1878. Dort wirkte er an der technischen Hoch-
schule als Lehrer für mittelalterliche Architektur. In Berlin
hat er sich auch ein bleibendes Denkmal gesetzt durch das
damals vielbewunderte Geschäftshaus der Equitable-Gesell-
schaft an der Ecke der Friedrich- und Leipzigerstraße.
Seit 1895 wirkte Schäfer an der technischen Hochschule
zu Karlsruhe und setzte sich im vorigen Jahre zur Ruhe.
Seine Persönlichkeit wird von denen, die ihn näher kann-
ten, als ungewöhnlich eindrucksvoll geschildert.
Der Zeichner und Maler Professor Robert Stieler,
wohlbekannt als Illustrator, ist in Karlsruhe gestorben.
Der Tod des Malers Emil Neide weckt bei den Kunst-
freunden Erinnerungen an einige höchst unerfreuliche Er-
scheinungen der achtziger Jahre. Neide ist nämlich der
Urheber des »berühmten« Bildes »Die Lebensmüden« und
des »Vitriol«. Diese Bilder wurden damals, wo leider der
Geschmack der breiteren Volksschichten noch herzlich un-
gebildet war, mit einem großen Aufwand von Reklame ge-
zeigt und angestaunt.
PERSONALIEN
Zum Nachfolger von Peter Janssen ist Professor
Fritz Roeber als Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie
in sichere Aussicht genommen.
Der Maler Professor Otto Donner in Frankfurt a. M.
beging am 10. Mai in voller Frische seinen 80. Geburtstag.
Die städtische Galerie in Frankfurt erwarb zwei Gemälde
von ihm.
*„• Der Bildhauer Arthur Schulz in Berlin ist zum
Professor ernannt worden.
Der Professor der klassischen Archäologie an der
Universität Bonn Geh. Rat Dr. Loeschcke ist satzungs-
gemäß aus der Zentraldirektion des kaiserlich archäo-
logischen Instituts und damit auch aus der römisch-ger-
manischen Kommission ausgeschieden. An seiner Stelle ist
der Freiburger Historiker Professor Dr. Fabricius in die
Zentraldirektion und Geh. Rat Professor Dr. A. Conze-
Berlin in die römisch-germanische Kommission eingetreten.
WETTBEWERBE
Das Preisausschreiben für künstlerische Besuchs-
karten, das der deutsche Buchgewerbeverein in Leipzig
veranstaltet hatte, hat folgenden Künstlern die Hauptpreise
eingetragen: Heinrich Vogeler-Worpswede den ersten Preis
für die Besuchskarte der Kronprinzessin, den ersten Preis
für die Karte der Prinzessin Johann Georg (je 800 Mark)
und den vierten Preis der allgemeinen Besuchskarte
(100 Mark). Den zweiten Preis für die Karte der Kron-
prinzessin (400 Mark) bekam Karl Troll in München, den
zweiten Preis (300 Mark) für die Karte der Prinzessin Jo-
hann Georg Professor Paul Naumann in Dresden. Den
ersten Preis (800 Mark) für die allgemeine Besuchskarte
erhielt Hans Volkert in München, den zweiten Preis
(300 Mark) W. Conz in Karlsruhe, den dritten Preis Hans
Kurth in Berlin. Eingegangen waren im ganzen 2043
Karten von 525 Künstlern, prämiiert wurden 16 Karten mit
zusammen 4500 Mark, und 38 Arbeiten wurden belobt.
Die Karten werden in verschiedenen deutschen Städten
ausgestellt werden.
Beim Wettbewerb um Vorentwürfe zu kirch-
lichen Gebäuden für die St. Jacobi-Gemeinde in
Braunschweig sind 145 Entwürfe eingegangen. Die
ersten und zweiten Preise (3000 Mark und 1800 Mark) er-
hielten die Schöneberger Architekten Johannes Kraatz und
Hermann Fleck, der dritte Preis von 1200 Mark wurde
Johannes Otte in Wilmersdorf zuerkannt.
DENKMALPFLEGE
Im Aachener Münster fand, wie der »Dresdner An-
zeiger« mitteilt, eine Vorbesprechung statt, an der sich Ver-
treter des Stiftskapitels, des Karlsvereins zur Wiederher-
stellung des Aachener Münsters, Konservator Professor
Dr. Clemen, Professor Buchkremer und andere beteiligten.
Es handelte sich um eine durchgreifende Grabung im
Oktogon, die archäologischen Forschungen dienen soll;
hierbei soll auch die bisher nur literarisch behandelte Frage
nach Ort und Form des Grabes Karls des Großen archäolo-
gisch geprüft werden. Neben dem Oktogon sollen die
Umgänge aufgegraben werden, und zwar von dem Grabe
des heiligen Leopardus unter dem ersten südlichen Bogen
des Umganges vor der Sakristei bis zu dem Grabe der
heiligen Korona (auf der anderen Seite unter dem nörd-
lichen Bogen) und bis zu den Resten des römischen Bades
unter dem östlichen Kreuzgewölbe vor dem ehemaligen
karolingischen kleinen Chor. Außerdem wurde die Frage
berührt, ob die durch die neuerdings am Kronleuchter
Barbarossas angebrachte elektrische Beleuchtung beseitigten
alten Topase, die durch einfache Gläser ersetzt wurden,
wieder zu verwenden seien. Ferner beschäftigte man sich
damit, wo die vom Grabe Ottos im Chore herstammende,
jetzt in der Mitte des Oktogons liegende Platte mit der
Inschrift Carolo Magno nach der Vollendung des neuen
Schaperschen Belags der Unterkirche zu verwenden sei;
es wurde vorgeschlagen, die Platte in die Armeseelen-
kapelle an die nördliche Wand zu stellen. Weiterhin be-
handelte man die Frage, ob die früher offene, gegenwärtig
geschlossene Vorhalle des Münsters, von der man jetzt
einige Stufen zum unteren Oktogonumgang hinabsteigt,
wieder auf ihre alte Höhenlage gebracht werden solle. In
diesem Zusammenhange wäre dann auch die überaus
schwierige Frage nach Gestaltung des Bodens im früheren
Atrium zu prüfen, das auch längst nicht mehr auf der alten
Höhe liegt. Zur Ausführung der einzelnen Vorschläge ist
neben der Genehmigung des Erzbischofs auch die des
Kultusministers erforderlich. Vorher wäre auch noch die
Frage des vom Stiftskapitel in Anspruch genommenen
Rechts auf etwaige Funde sowie die Art der Veröffent-
lichung des Ergebnisses der Grabungen zu prüfen. Die
nicht unbeträchtlichen Kosten dürfte wohl der Karlsverein
übernehmen.
Die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert erbaute
Paulskirche in Halberstadt, ein bedeutendes romanisches
Baudenkmal, ist von Grund aus erneuert worden und
kommt im Herbst zur Einweihung.
Die österreichische Staatsverwaltung beschäftigt
sich derzeit mit der Schaffung eines Gesetzes zum Schutze
und zur Erhaltung der Kunstdenkmäler.
Die Wiederherstellung der Hohkönigsburg soll mehr
als zwei Millionen Mark gekostet haben —!
DENKMÄLER
Das Wiener Brahmsdenkmal. Am 7. Mai wurde
in Wien das Denkmal für Johannes Brahms feierlich ent-
hüllt. Es ist ein großes Marmorwerk; die sitzende Porträt-
statue und eine hingelagerte Muse aus weißem Laaser,
der Sockelbau aus grauem Karstmarmor. Der Künstler ist
Professor Rudolf Weyr. Wie bekannt, hat seinerzeit auch
Max Klinger einen Entwurf für dieses Denkmal geschaffen;
ein reizendes und originelles Meisterwerk, in Form eines
sehr eigen ersonnenen Rundtempelchens, aus dem der Ton-