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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0257

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491

Denkmalpflege — Denkmäler -- Funde — Archäologisches 492

erfaßt worden, auch auf den sozialen Charakter der Gegend
und die Nähe der Markthalle ist Rücksicht genommen
worden. Die Stadt Berlin findet zur Ausführung eine Zahl
sehr geeigneter Entwürfe und hat auch sonst Gelegenheit,
zum Schmucke ihrer kleineren Plätze manches gediegene
Werk auszuwählen.

-f Die Schweizerische Vereinigung für Hetmat-
schutz, die am 21. Juni in Basel ihre Generalversammlung
abhält (mit Vortrag von Professor Dr. Daniel Burckhardt
über Basler Kunst im 18. Jahrhundert), hat einen Wett-
bewerb für Entwürfe einfacher Wohnhäuser ausgeschrieben.
Es gingen nicht weniger als 141 Projekte ein.

DENKMALPFLEGE

Vom Otto-Heinrichsbau in Heidelberg. Nach
einer Mitteilung des Finanzministers Honsell in der Budget-
kommission der Ersten badischen Kammer hat die Regierung
den Vorschlag der Zweiten Kammer, durch ein Preisaus-
schreiben an die deutschen Architekten und Ingenieure neue
Vorschläge zur Erhaltung des Otto-Heinrichsbaues zu be-
kommen, abgelehnt. Sie steht auf dem Standpunkt, daß
in dieser Frage in den letzten zwanzig Jahren genug ge-
redet und verhandelt worden ist und daß nunmehr zur
Tat geschritten werden sollte, bevor es zu spät ist. Nach
wie vor lehnt sie ausdrücklich die Verantwortung ab, den
Otto-Heinrichsbau dem völligen Verfall zu überlassen, sie
beabsichtigt daher, dem nächsten Landtag eine größere
Forderung in den Voranschlag einzustellen, in der Hoff-
nung, daß bis dahin sowohl in der Stadt Heidelberg wie
auch im übrigen Lande eine ruhige Beurteilung der um-
strittenen Frage Platz gegriffen hat. Nach Ansicht des
Finanzministers Honsell ist es, um den Untergang der
Ruine zu verhüten und den zerstörenden Einfluß der At-
mosphärilien fernzuhalten, notwendig, daß der Otto-
Heinrichsbau wieder in die gleichen Verhältnisse gebracht
wird wie ein Haus, das heißt, daß er ein Dach bekommt,
im Innern mit Zwischenwänden und Decken versehen wird,
daß Fenster eingesetzt werden und daß somit die Möglich-
keit geschaffen wird, bei strenger Kälte die Räume zu er-
wärmen. Einstweilen wird die Regierung ihrer Pflicht für
die pflegliche Instandhaltung der Ruine, soweit diese ohne
eingreifende Maßnahmen möglich ist, nach Kräften zu ge-
nügen suchen; insbesondere beabsichtigt sie, von den Stein-
figuren und dem bekannten Wappen über dem Eingang
des Otto-Heinrichsbaues Abgüsse herstellen zu lassen, da-
mit wenigstens Kopien vorhanden sind, falls über Nacht
der Otto-Heinrichsbau einstürzen sollte. In der Sitzung
der Ersten Kammer vom 22. Mai sprachen sich die beiden
Mitglieder aus Heidelberg Oberamtsrichter Laroche und
Professor- Windelband gegen den beabsichtigten Ausbau
des Otto-Heinrichsbaues aus. Da Finanzminister Honsell
durch seine Teilnahme an einer wichtigen Sitzung der
Budgetkommission der Zweiten Kammer verhindert war,
in der Ersten Kammer zu erscheinen, so war er außer-
stande, den Standpunkt der Regierung zu vertreten.

-f Der Walliser Staatsrat beschloß die Ausführung
von Restaurationsarbeiten an den Bauten des in pracht-
voller Lage die Kantonshauptstadt Sitten überragenden
Schlosses Valeria. — Wandmalereien des 13. Jahrhunderts sind
in der Lausanner Kathedrale aufgedeckt worden: hell auf
grauem Grund dargestellte Pfeiler, Säulen und Gewölbe,
gleichsam eine gemalte Fortsetzung der wirklichen Archi-
tektur.

DENKMÄLER

Dem für die italienische Kunstforschung unsterblichen
Giovanni Batista Cavalcaselle soll in seiner Heimat Le-
gnano ein Denkmal errichtet werden. Der Gelehrte war

1820 geboren, versuchte es erst mit dem Studium der
Malerei, warf sich dann auf die Kunstgeschichte, machte
auf einer Reise durch Deutschland zufällig die Bekannt-
schaft Crowes, beteiligte sich 1848 an der Revolution, die
ihn fast das Leben gekostet hätte und ihm die Verbannung
nach London eintrug. Dort nahm er die Bekanntschaft
mit Crowe wieder auf und begann 1861 mit ihm gemein-
sam die berühmte Geschichte der italienischen Malerei.
1897 ist er gestorben.

-f Auf den 2. August ist die Einweihung des Mor-
garten-Denkmals angesetzt, das, ob dem Agetisee im
Kanton Zug errichtet, das Gedächtnis des dortigen Sieges
der drei Waldstädte über die Österreicher am 15. November
1315 künstlerisch festhalten wird. Der kapellenartige Denk-
malbau nach Entwurf von Professor R. Rittmeyer in Winter-
thur, kraftvollen, trotzigen Charakters, enthält an der
inneren Rückwand ein von dem Berner Bildhauer Her-
mann Haller, der in Rom lebt, geschaffenes Relief: die
Figur eines Jünglings, der, auf sein linkes Knie nieder-
gelassen, im Begriffe steht, einen Stein gegen den Feind
zu schleudern. Dieser Schmuck ist eine Schenkung des
Dr. Th. Reinhart in Winterthur.

Adolf Hildebrand hat vor einigen Tagen der Kom-
mission für das Bismarckdenkmal in Bremen sein Modell
eingeschickt, das annähernd im Maßstabe von 1:10 gehalten
ist. Es zeigt auf sehr hohem Sockel von elliptischem
Grifndriß den Kanzler hoch zu Roß, in Kürassieruniform
mit Helm, eine Schriftrolle in der Rechten haltend. Die
ungewöhnliche Höhe wird durch den Standort des Denkmals
bedingt, das unmittelbar neben dem nördlichen Fassaden-
turm des Domes am Domshof errichtet werden soll, so daß
es sowohl für diesen Platz wie für den Marktplatz einen
beherrschenden Eindruck macht. Der Umriß der Figur ist
von jener klassischen Reinheit und Ruhe, die man von
Hildebrand erwarten durfte. Die Formen des mächtig ge-
bildeten Pferdes erinnern an das Gattamelatadenkmal. In
zwei Jahren soll das Denkmal vollendet sein.

FUNDE

Neue Zeichnungen von Leonardo da Vinci. Luca

Beltratni berichtet in der Zeitung Corriere della Sera, daß
durch Zufall er bei einem Wirt in der Nähe von Vaprio
d'Adda einen Pack Zeichnungen erstanden hat, worunter
einige ausgezeichnete architektonische von Leonardo sich
befinden. Luca Beltrami wird die Zeichnungen im vierten
Hefte der Raccolta Vinciana publizieren und das Heft dem
Historischen Kongreß zu Berlin vorlegen.

In Landstuhl (Pfalz) ist der Rumpf einer mit der
Toga bekleideten Römerstatue, vermutlich um die Wende
des ersten nachchristlichen Jahrhunderts entstanden, gefun-
den worden, die als Trachtenform interessant ist.

ARCHÄOLOGISCHES
Die Trentham-Statue. Im »BurlingtonMagazine« vom
März 1908 hat Cecil Smith die neueste Akquisition der
Abteilung griechischer und römischer Altertümer des British
Museum, die wundervolle aus dem Besitz des Duke of
Sutherland in Schloß Trentham erworbene weibliche Ge-
wandfigur geschildert, die aus Griechenland stammend im
ersten nachchristlichen Jahrhundert in Rom noch einmal
für eine gewisse P. Maximina, Tochter des Sextilius Clemens,
verwendet worden ist. Wir verweisen auf diese Zeitschrift
wegen der prächtigen, dem Aufsatz beigegebenen Abbil-
dungen dieses Meisterwerkes. — In der Sitzung der Society
of Hellenic Studies vom 5. Mai hat jetzt Prof. Ernest Gardner
das durch die Opferwilligkeit des früheren Besitzers dem
British Museum zugekommene Marmorwerk besprochen
und erklärt es für eine attische Originalarbeit aus dem
 
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