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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Ergebnisse des VII. internationalen kunsthistorischen Kongresses zu Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0261

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499

Ergebnisse des VII. Internationalen Kunsthistorischen Kongresses in Darmstadt

500

4) Betreffs der photographischen Aufnahme
deutscher Kunstdenkmäler (Punkt 7 der Verhand-
lungen) faßte man folgende Resolution:

»1. Der Kongreß faßt die ihm vom Schriftführer
mitgeteilte Absicht des Deutschen Vereins dahin
auf, daß neben, d. h. schon vor dem Erscheinen
der monumentalen Publikationen billige Aufnahmen
der Denkmäler hergestellt und allgemein zugänglich
gemacht werden sollen;

2. er legt dem Deutschen Verein nahe, dahin
zu wirken, daß durch Unterstützung des Staates
oder Vereins eine Firma in den Stand gesetzt wird,
solche Aufnahmen auch von den nichtdeutschen,
aber in Deutschland befindlichen Denkmälern jeder-
zeit auf Wunsch herzustellen und zu gleichen Be-
dingungen in den Handel zu bringen.

3. Nach italienischem Muster dürfte es sich
empfehlen, in jedem Bundesstaate einen Regierungs-
photographen anzustellen, der namentlich solche
Dinge aufzunehmen hätte, die weniger ein großes
Publikum, als den Fachmann interessieren. Er
müßte dauernd von Fachleuten beraten werden.
Die Zentrale würde in Berlin sein. Herausgabe
eines Kataloges, welcher auch alles zusammenfaßt,
was im Laufe der Jahre von Gelehrten und Museums-
beamten aufgenommen worden ist, würde etwa
aller 2—3 Jahre zu veranstalten sein.

Im Zentralbureau zu Berlin möchte man dann,
wie das jetzt in Rom der Fall ist, jederzeit für
billigen Preis Gesuchtes finden. Anregungen
würden im Zentralbureau jederzeit entgegenge-
nommen werden.

4. Der Kongreß behält sich vor, auf seiner
nächsten Tagung, falls einer der ersten beiden
Punkte sich inzwischen als nicht realisierbar er-
wiesen hat, eine Kommission zur Beratung solcher
Firmen einzusetzen, die auf eigenes Risiko diese
Desiderata zu erfüllen sich bemühen werden. Der-
selben Kommission würde es obliegen, einen Ka-
talog aller wissenschaftlich verwertbaren Aufnahmen
auszuarbeiten. Unter allen Umständen erscheint
dem Kongreß die Einrichtung einer Zentrale für
die Inventarisierung der gesamten photographischen
Hilfsmittel in möglichst naher Zukunft unbedingt
erforderlich. Diese Zentrale hätte, als dauernde
Einrichtung gedacht, auch als Auskunftsstelle zu
dienen.«

5) Im übrigen hatte die Aussprache über die photo-
graphischen Aufnahmen noch folgende Ergebnisse:

Soweit die Pigmentdrucke als Studienmaterial ver-
wandt werden müssen, haben sie sich nicht bewährt.
Die Museen sollten deswegen den Photographen zur
Pflicht machen, außer den Pigmentdrucken noch
Silberdrucke von den Aufnahmen der in ihrem Besitz
befindlichen Kunstwerke anzufertigen und zu an-
gemessenem Preise zu verkaufen, damit dem Übel-
stande wenigstens zum Teil abgeholfen. werden kann.
Eine entsprechende Aufforderung an die Museums-
direktionen ist in der »Museumskunde« bereits ver-
öffentlicht worden.

Die Denkmalarchive, oder, wo diese noch nicht
bestehen, die Provinzialmuseen, können als Ver-
einigungsstellen der photographischen Aufnahmen aus
einem bestimmten Gebiete ausgebaut werden, indem
entweder dorthin die Platten eingeliefert, oder dort
die Adressen der Photographen und die immer zu
ergänzenden Listen ihrer Aufnahmen aufbewahrt
werden. Der ganze Bestand an Aufnahmen aus einem
bestimmten Gebiet kann, wenn nach Nummern und
Gruppen geordnet, dann ohne weiteres von jedem
Forscher leicht überblickt werden. Damit würde für
die geforderte Zentrale die beste Vorbereitung ge-
troffen werden. Endlich wurde noch auf das neu
gegründete Organ des Herrn Dr. Hausmann-Straßburg
hingewiesen, das bezweckt, die Amateurphotographen
in den Dienst der Wissenschaft zu ziehen, und
dem eine recht weite Verbreitung durchaus zu
wünschen ist.

6) Der Internationalen Ikonographischen Gesellschaft
wurde empfohlen, nationale Gruppen, also auch eine
deutsche, zu bilden, als deren Vereinigungspunkt der
Kunsthistorische Kongreß zu gelten hätte. Daneben
könnte die Deutsche Gruppe Anschluß an den
Deutschen Verein suchen (Punkt 8 der Verhandlungen).

7) Zur Aufstellung einer Normalfarbentafel wurde
eine fünfgliedrige Kommission eingesetzt, da die
Schwierigkeit, eine Farbe präzis und allgemein ver-
ständlich zu bezeichnen, anerkannt wurde.

8) Die Schwierigkeit, ohne Zeitverlust freien Ein-
tritt in die deutschen und österreichischen Museen zu
erhalten, wurde betont. Der Vorstand des Kongresses
soll Schritte zur Beseitigung dieses Übelstandes tun.

9) In den ständigen Ausschuß wurden gewählt:
Goldschmidt, Hofstede de Groot, Kautzsch, Koetschau,
Strzygowski, Thode, Warburg. Dieser wählte in den
Vorstand: Strzygowski als ersten, Kautzsch als zweiten
Vorsitzenden, Koetschau als Schriftführer, Warburg
als Schatzmeister.

Cooptiert wurden vom Ausschuß: Aubert-Kris-
tiania, Clemen-Bonn, W. Schmid-München, Wölfflin-
Berlin und später Dvofäk. (Im Dezember legte
Strzygowski sein Amt nieder und trat aus dem stän-
digen Ausschuß aus; für ihn wurde Dvorak gewählt
und dann in einer am 8. März 1908 in Frankfurt
abgehaltenen Sitzung Kautzsch zum ersten, Gold-
schmidt zum zweiten Vorsitzenden bestimmt.)

10) Der nächste Kongreß wird voraussichtlich 1909
in München stattfinden.



Da der Kongreß seine Aufgaben nur erfüllen kann,
wenn er auch in der zwischen zwei Tagungen liegen-
den Zeit immer an der Arbeit bleibt, wird darauf hin-
gewiesen, daß der Schriftführer jederzeit bereit ist, An-
regungen entgegenzunehmen. Es empfiehlt sich, damit
nicht zu warten, bis eine neue Tagung angekündigt
wird, damit, wenn irgend möglich, der Stoff für die
Verhandlungen möglichst gut vorbereitet werden kann.

Der geschäftsführende Vorstand der Internationalen
Kunsthistorischen Kongresse:

Kautzsch. Ooldschmidt. Koetschau. Warburg.
 
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