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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0268

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513

Wettbewerbe — Denkmalpflege

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bleibt nach wie vor als Lehrer der Kunstschule in Weimar
und wird vermutlich schon im Herbst an Stelle der von
ihm geleiteten Naturklasse eine Meisterschüler-Abteilung
übernehmen. Richtig ist, daß Prof. Sascha Schneider sein
Amt als Lehrer der Kunstschule niederlegt, um hinfort
seine ganze Kraft und Zeit seinem eigenen Schaffen widmen
zu können; an seiner Stelle übernimmt Fritz Mackensen
die Professur an der Qroßherzoglichen Kunstschule.

Jubilare: Am 23. Juni feierte Johannes Schilling, der
Schöpfer des Niederwald-Denkmals, seinen 80. Geburtstag.
— Karl Köpping, der Meisterradierer, ist am 24. Juni 60
Jahre alt geworden. — Der Münchener Landschafter Josef
Willroider wurde am 16. Juni 70 Jahre alt. — Der Wiener
Bildhauer Karl Kundmann hatte am 15. Juni den 70. Ge-
burtstag. — Professor Louis Jacoby, berühmt geworden
durch seinen Stich nach Raffaels Schule von Athen und
Sodomas Hochzeit der Roxane, beging am 6. Juni seinen
80. Geburtstag. — Leon Bonnat, der bekannte »offizielle«
Porträtmaler Frankreichs, vollendete am 20. Juni sein
75. Lebensjahr. — Am 13. Juni (nicht am 1. Januar, wie
ein Druckfehler der vorigen Nummer glauben machen
wollte) feierte ganz Düsseldorf voll innerem Anteil den
70. Geburtstag von Eduard v. Gebhardt. Viele Ehren sind
dem Meister zuteil geworden. Und mit Recht. Denn
Gebhardt ist ein Meister — mag auch sein künstlerisches
Glaubensbekenntnis manchen Urteilsfähigen unfrei dünken.
Er ist einer von der erlesenen Schar der Deutschrussen,
die wir mit Stolz ganz zu den Unsern gewonnen haben.
Geboren ist der Künstler im Pastorat St. Johannis in Est-
land, hat auch erst an der Petersburger Akademie studiert,
kam aber frühe nach Deutschland, wo er sich in Düsseldorf
an Carl Sohn anschloß. Seine Werke sind in fast allen
größeren Galerien vertreten, und haben ihn im besten
Sinne volkstümlich gemacht.

Zum Nachfolger Peter Janssens als Direktor der Düssel-
dorfer Kunstakademie ist Professor Fritz Röber ernannt
worden, Röber steht im 58. Lebensjahre, hat in Düsseldorf
studiert und war von jeher in Düsseldorf tätig. Sein Name
ist besonders durch seine glänzende Organisation der Großen
Düsseldorfer Ausstellung vor einigen Jahren bekannt ge-
worden. Sein künstlerisches Schaffen betätigt sich auf dem
Gebiete der Monumental- und Porträtmalerei.

Zum Nachfolger des am 15-Juni aus dem Amte geschie-
denen langjährigen Direktors des Museums Boymans in
Rotterdam, Herrn P. Haverkorn van Rijsewijk, wurde Herr
F. Schmidt-Degener gewählt. Herr Schmidt-Degener ist
geborener Rotterdamer und lebte in den letzten Jahren in
Paris. Er hat sich durch zahlreiche Aufsätze in Kunst-
zeitschriften, besonders in der »Gazette des Beaux Arts«,
einen Namen gemacht. In Holland ist er vornehmlich
durch sein zur Rembrandtfeier 1906 erschienenes, populär
geschriebenes Büchlein über Rembrandt bekannt geworden.
Mit Dr. Bredius zusammen hat er 1906 das schöne Tafel-
werk über die Oldenburger Galerie herausgegeben und
den Text zu den Gemälden des 15. und 16. Jahrhunderts
verfaßt. Seine jüngste Arbeit war eine längere Studie
über Adriaen Brouwer in der Zeitschrift >Onze Kunst«.

WETTBEWERBE

Aus dem Wettbewerb um die Baugruppe in
Treptow bei Berlin (Kirche, zwei Schulen, Direktor- und
Pfarrerwohnungen) sind Charlottenburger Architekten

als Sieger hervorgegangen. Der erste Preis von 4500 Mark
wurde einstimmig den Professoren Reinhardt und Süßen-
guth, den Erbauern des Charlottenburger Rathauses, zu-
erkannt. Zwei Preise von je 3000 Mark erhielten Prof.
Kuhlmann, sowie die Architekten Köhler und Kranz.

Beim Wettbewerb um den Neubau einer Syna-
goge in Essen ist ein erster Preis nicht verteilt worden.
Der Gesamtbetrag von 7500 Mark wurde mit je einem
Drittel den Architekten Edmund Körner-Berlin, Johannes
Otte-Wilmersdorf, sowie Otto Rehnig und Karl Menking-
Berlin zugesprocheu. Sechs Entwürfe sind zum Ankauf
empfohlen.

Im Wettbewerb der Vereinigung Berliner Archi-
tekten für ein Seemanns-Erholungsheim in Zehlendorf
erhielten die beiden ersten Preise von je 2000 Mark
Giesecke und Wenzke, sowie Ernst Lessing und G. R.Risse.
Der zweite Preis wurde der gemeinschaftlichen Arbeit von
Reimarus und Hetzel und Emanuel Breslau zuerkannt.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Arbeiten von Heger-
Breslau und Prof. Bruno Möhring-Berlin.

Für den Neubau des Ministerial- und Landtags-
gebäudes für das Großherzogtum Oldenburg wird
soeben ein Ideenwettbewerb zur Erlangung von Bau-
skizzen unter den in Deutschland ansässigen Architekten
deutscher Abstammung ausgeschrieben. Es werden ein
erster Preis von 6000, ein zweiter von 4000 und zwei dritte
Preise von je 2500 Mark ausgesetzt. Das fünfgliedrige
Preisgericht besteht aus Geh. Oberbaurat Prof. Hoffmann-
Darmstadt, Stadtbaurat Ludwig Hoffmann-Berlin, Landtags-
präsident Ökonomierat Schröder-Nordermoor, Oberbaurat
Freese und Regierungsrat Wilms in Oldenburg. Die Ent-
würfe werden im Maßstabe von 1:200 verlangt. Ein-
lieferung bis 1. Dezember 1908.

DENKMALPFLEGE

Alle Nachrichten über den beschlossenen Wieder-
aufbau des Heidelberger Schlosses, über die Absichten
des jetzigen Großherzogs usw., die in den Zeitungen in
letzter Zeit zu lesen waren, sind falsch. Es ist vielmehr
sicher, daß gegenwärtig keine Maßnahme getroffen oder
beabsichtigt ist, eine Veränderung des Zustandes des
Heidelberger Schlosses herbeizuführen. Die gegenteiligen
Meldungen beruhen nicht auf genauer Kenntnis. Dies diene
den beteiligten Kreisen zur Beruhigung.

Der Frankfurter Zeitung wird aus Privatkreisen be-
richtet, daß der Zustand des Kölner Domes eine Wieder-
herstellung besonders des Chores, notwendig mache, deren
Kosten sich auf 10 Millionen Mark (?) belaufen sollen und
eine lange Reihe von Jahren in Anspruch nehmen würde.
Diese Nachricht klingt erstaunlich, ist aber mehrfach durch
die Presse gegangen. Eine amtliche Erklärung bleibt jeden-
falls abzuwarten.

Die Wandmalereien in der Kirche zu Mandelsloh
(Hannover), die vor drei Jahren aufgedeckt wurden, sind
von dem Maler Friedrich Koch in Hannover vorsichtig
wiederhergestellt worden. Von besonderem Werte sind
die Malereien im Chor. Wie die Denkmalspflege mitteilt,
befindet sich an der Wölbung der Apsis die heilige Drei-
einigkeit. Von der Backsteinsonne herab halten zwei
schwebende Engel einen gelbbraunen, schwarz gemusterten
Teppich, vor dem Gottvater auf gelbem, braun gezeichnetem
Throne sitzt, in den Händen den Gekreuzigten haltend;
auf dem einen Kreuzesarm der Heilige Geist in Gestalt
einer weißen Taube. Das Untergewand Gottvaters ist
rot, der Mantel graugrün. Besonders eindrucksvoll in
seinem majestätischen Ernst ist der mit der Kaiserkrone
geschmückte Kopf Gottvaters, umstrahlt von einem hell-
goldgelben Nimbus, der oval ist, in feiner Berücksichtigung
der perspektivischen Wirkung der Wölbung. An der ganzen
Darstellung ist außer der Ausbesserung der Malerei in den
Fugen fast nichts wiederhergestellt.

Der Oberamtmann in Haigerloch (Hohenzollern) hat
in seinem Bezirk folgende Bekanntmachung erlassen:
 
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