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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

DOI Heft:
Nr. 23
DOI Artikel:
Fischel, Oskar: Hans Poelzigs theatralische Sendung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0451

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER:
CURTGLASER • GUSTAV K I R S TEIN • HANSTIETZE
VERANTWORTLICHE REDAKTION
ALFRED KUHN
NR. 23 9. MÄRZ 1923
Ein fendungsftelle für alle Manufkripte, außer Ö s te rrei di und München: Dr.Alfred Kuhn,
Berlin-Friedenau,F regelt r. 26, Tel.: Rheingau 170 •FürÖlterreich:WienerRedaktion,Prof.
Dr. H. Tietze,WienXIX, ArmbrultergafIe20-FürMün<hen:Mün<henerRedaktion, Dr.Hans
Rupe,Mün<hen, Widenmayerftr. 39 III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltr. 11a

HANS POELZIGS
THEATRALISCHE SENDUNG
VON OSKAR FISCHEL
In dem Wunfche, den Betracbtungskreis der Kunftchronik zu
erweitern, haben wir uns zur Einrichtung einer Rubrik »Bildende
Kunlt in Theater und Film« entfchlollen, mit deren Bearbeitung
wir Herrn Prof. Oskar Fifchel betraut haben. Die Redaktion
DAS Berliner Opernhaus hat es mit Mozart, Geh und uns gut gemeint, als
es die Ausftattung des Don Giovanni einem foldien Temperament über-
antwortete. Aber Poelzigs Berufung zum Theater läßt fich nicht in KulifTen
erfüllen. Er hat uns nur ein zweifelhaftes Gefchenk mit dem »großen Schau-
fpielhaus« machen dürfen, weil fein origineller Bauherr darin oder vielmehr
damit nicht zu fpielen wußte, und man fragt Geh, ob es nicht ein Segen
wird, wenn die Natur Geh dank der Not der Zeiten in Salzburg einmal
wieder felber hilft und dies grandiofe Fefthaus nicht zuftande kommen läßt,
das, wenn es nicht von feinem Erfinner auch im Spiel belebt wird, doch wie
fo vieles bei Poelzig nur beftimmt fchiene, im Augenblick, da es fertig ftände,
von feinem Siebenmeilenftiefel-Temperament überwunden zu werden.
Man kann verliehen, wie enthufiaftifch ein Künftler von folchen Inftinkten
auf Reinhardts große Idee einging, ein Volkshaus zu fchaffen, und wie er-
kältet er Geh abwandte, da er fehen mußte, er habe nur eine leere Hülfe
liefern dürfen. Ein folches Individuum läßt Geh «nicht als Spezialift anfetzen.
Er hat feit den erften Proben das Haus nicht wieder betreten, in dem er für
Taufende »Theater gefpielt« haben wollte, wie er es meinte: vollblütig, weit-
hin wirkfam, nachhaltig und im großen Atem und Zug diefer Höhlung. Wer
folchen Raum erfinnt, denkt nidit an dreffierten Krawall mit multiplizierten
Nullen, an verfütternde Realitäten, an unfere gewöhnlichen Literatur=Schau-
fpieler, die vom Scheinwerfer kompromittiert werden: winzige Menfchlein mit
fchon auf der gewöhnlichen Bühne unzulänglichem Gehaben in die Arena ge-
hellt. Er hatte noch felblt den Hamlet auf eine grandiofe Einfachheit ftilifiert:
 
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