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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

DOI issue:
Heft 1 (Oktoberheft 1929)
DOI article:
Grimm, Hans: Der Richter in der Karu: Novelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0048

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Es sind auch welche da, die gehen rns Feuer, weil sie verärgert sind von der
Anklage, weil sie mcinen, daß es jehk gilk.

Tom Smark auf seiner HerumfahrL nach böser Nachrede kommk bei jedem
sehr schlechk weg, aber die Feurigen haben sich enkfchlossen, es müsse doch die
Gelegenheik benuhk werden, der Loken Frau nichk alles zu fchenken, und in ihre
Ankworken zwingen sie irgendwie dcn Ärger hinein, der der Verkeidigung nichk
dienk. Das Aufakmen: Nun ifk jedes guk und gewonnen, bringk die Eröff-
nungsrede des Verteidigers nichk und bringk dic brave Zeugenreihe der Ver-
keidigung nichk.

2lls lehten rufk der Verteidiger den Angeklagken auf als Zeugen in eigener
Sache. Und dem Angeklagken wird vom Polizeisoldaten die Bank geösfnek,
und er krikk zum Zeugenfkande wie ein freier Männ. Vom Hauptkonskabler
wird die Eidesformel hingesprochen: „Das Zeugnis, das Sie vor Richker und
Gefchworenen ablegen werden, soll die Wahrheik enthalken, die ganze Wahr-
heik und nichks als die Wahrheik. So Ihnen Gokk helfe!"; und dcr 2lnge-
klagke sprichk: „So mir Gokk helfe!" wie ein freier Männ und küßk bei'leichker
Neigung die kleine Bibel. Der helle, große Mann ifk, wenn in dcr 2lrkung
auch manche zu ihm fkimmen, zum Beispiel der Wachkmeisker, zum Beispiel
die mehreren Zeugen aus der Karu und am meifkcn die, die in Fcuer gericken,
doch wie ein Führer und Fürfk vor ihnen; das ifk jehk zu sehen, da er, um
den das ganze Schicksal hier fkürmt, in bemeifkerter Ruhe warkcnd stehk, war-
Lend, weil alle Augen erfk sein Bild suchen, und weil auch des Verkcidigers
Augen einen Augenblick erfkaunk sind.

Sc. Lordfchafk sprichk noch vor dcm Berkeidiger. Richker Lamberk beugk sich
vor; Nichker Lamberk sagk mik dem Tone, mik dem er sonfk draußen sprichk,
an einem guken Tage vom Pferde und vor einer Weike: „Ich mache Sie
aufmerksam, Dufaur, Sie sind jehk Zeuge. Sie wcrden jehk nichk als 2lnge-
klagker vernommen. Nnemand ifk genökigk, sich selbfk zu belasten." Der 2ln-
geklagke fcheink ganz kurz zu lächeln und noch höher dazufkehen und erwiderk:
„Ich danke Eurer Lordfchafk, ich will jede Frage beankworken."

Der Verkeidiger fängk mik der Smarkfeindfchafk an. Dufaur soll berichken,
warum und woher. Dufaur zuckk mik deu Achscln: „Die andcre Näkionalikäk.
Dcr andere Beruf. Ich fühlte mich immer als Farmer, sie fühlken sich imnier
als Händler. Und daß ich nichk in das Gefchäfk einkreken wollke, und daß
Sonderwaker ekwas wurde. Und daß gerade ich zu Gelde kam. Und daß ich
nichk späker zum Kaufpreise hinzubezahlke." Der Verkeidiger fragk: „Und
die Angelegcnheit mik Makilda Smart?" Dufaur sagk: „Vielleichk auch
diese Angelegenheik." Der Verkeidiger fragk: „Und um diese Angelegenheik
jedenfalls aus der Welk zu fchaffen, deshalb haben Sie Matilda Smark ge-
heiratek?" Dufaur sagk: „Man kann es so ausdrücken." Der Berkeidiger
fragk: „Und mik dieser Ehe war die Smartfamilie einverftandeu?" Dufaur
sagk: „Sie war nichk dawider." Der Berkeidiger fragk: „Wie erklärcn Sie
das?" Dufaur sagt: „Melleichk auch, weil sie meinken, wieder Einrede zu
bekommen auf Sonderwaker." Dic folgenden Fragcn befchäfkigken sich mik
dem Aufbau von Sondcrwaker, zuerst in den fünf Iahren vor der Frau Hin-
zug. Die Ankworken auf dieje Fragen und am mciften auf die Anfangs-
fragen klangen froh und reich, und obwohl den mciften oder allcn Laufcherrr

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