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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

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Heft 1 (Oktoberheft 1929)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0091

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der Plakate >n aller Welk. So kvird denn
die Geschichte deS Plakates, die länqst eine
Kunstgeschichte ist, auch zu eincr Kultnr-
und Geistesgeschichte, zu einer Zeit- und
Menschenkunde, zu einer Psychologie der
gedruckten Werbetechnik und Werbekunst.

K. K. Eberlein

Sherifs, Die andere Seite

r^xieses erste, ganz echte Kriegsstück hat
aus allen Bühnen der angelsächsischen
Welt, und nun auch aus einigen deutschen,
außergewöhnlichen Ersolg errungen, —
sehr mit Recht, wennglcich es mit dra-
matischer Dichtung nicht sehr viel zu schaf-
sen hat. Denn eine eigentliche dramatische
Mtion, die bühnenmäßige Entwicklung
einer Spannung zwischen hestimmten Pcr-
sonen und deren Lösung zu Heil oder Un-
heil, wird man hier vergeblich suchen. Es
ist ein Ansatz dazu da, der eine Tragödie
erwarten läßt: die Ankunft dieses jungen
Naleigh nämlich beim Stabe des Haupt-
manns Stanhope, der Grund hat oder
doch zu haben glaubt, sich keine Zuschauer
zu wünschen. Er ist nämlich der Abgott
seiner Leute und der Abgott der Jungens
aus dem College zu Hause, aber er selber
dünkt sich alles andere als das: er ist längst
„sertig", wie das damals hieß, cr kann
sich nur noch mit Strömen von SchnapS
die Angst aus der Seele schwemmen.
Aber niemand soll das je ersahren, vor
allem das Mädel nicht, Raleighs Schwe-
ster, der nur ein sauberer, von oben bis
unten makelloser Bursche, zugemutet wer-
den kann. Das wäre ein Ansatz zum
echten Drama, aber er bleibt im Episodi-
schen stecken, wie die andern auch, die sich
hier und da zeigen.

Nichtsdestoweniger ist daö Stück eine
Dichtung, denn öiese Gestalten insgesamt
— es treten nur Männer auf — sind
durch und durch echte Gestalten auS dem
Kriege: dieser junge Prachtkerl von Gra-
benvssizier, der sich gegen seine Angst be-
hauptet, mit SchnapS, wenn es nicht an-
ders geht; sernerS dieser gelassen-über-
legene Oshorne, der sanguinische Trottcr,
Hibbert der Feigling und jenes sreiwillige
Kind von Raleigh. Sie debattieren über-
haupt nicht, oder wie sie es nennen, sie
guatschen nicht über den Krieg, sondern sie
sind hineingeraten oder hineingegangen,
wie man will, und unterhalten sich in-
solgedessen lieber über die Zubereitung

von Kakao, über Fußball, über galante
Mädchen und über Rosenzucht. Nur zu-
weilen wird diese Unterhaltung unterbro-
chen: durch eine Gehorsamsverweigerung
in Berbindung mit tätlichem Angriss aus
den vorgesetzten Kameraden etwa, oder
durch Todesbotschaft oder Todesbefehle,
und daL Ende ist der Tod sür zwei der
besten.

Und dennoch bedeutet dieses Werk auch
dichterisch mehr als die Aneinanderreihung
einiger Unterhaltungen allerdings sehr
auSgefallener Art und einiger dramati-
sierter Anekdoten: denn, was den jünge-
ren Dramen, soweit sie nicht historisieren,
so häusig fehlen muß, ist hier noch ein-
mal gegeben, der feste Boden einer sesten
Gesellschaft mit einstweilen unumstößlichen
Gesetzen, unausweichlichen Forderungcn.
Der Krieg selber ist diese Gesellschast: er
währt noch und besteht bei ablaufender
Handlung, diese Menschen gehören ihm,
sind ihm, wie sie sich auch stellen, untertan
und können nicht heraus ohne tödlichen
Zusammenstoß. Der Unterstand, der sie
sür alle Szenen zueinander hannt, ist sein
Symbol. So geschieht es, daß auch ohne
eigentlich dramalischen Zusammenstoß aus
der Bühne — von den Episoden ahgesehen
— eine gewaltige Spannung von dev
Bühne her dem Parkett sich mitteilt:der
eigentliche Gegenspieler dieser surchtbar
gepeinigten, surchtbar sich wehrenden
Menschen, gleichviel ob sie sich mit Sclbst-
zucht, mit SchnapS oder mit Selbstaus-
gahe zu wehren suchen, steht draußcn vor
dem Unterstand, hängt darüber, unter-
wühlt ihn; spielt ständig mit, in jedem
Atemzug, den sie tun: der Krieg.

Die Münchener Kammerspiele haben die-
ses Werk unter Falkenbergs Regie in
einer ganz ungewöhnlich starken Aussüh-
rung herausgebracht; es sei mit dem Na-
men Ewald Balsers, der den Stanhope so
spielte, wie man ihn sich nicht erschüttern-
der gespielt denken könnte, allen Darstel-
lern dieseS Abends gedankt.A l v e r d e S

Spitzenlcisiung ans U.S-A.

ndlich ist es gelungen, den Film zu
schassen, der alleS, womit U.S.A. un-
sere staunenden Augen je beglückte, an
Masse der Massen, an Süßigkeit des
Stars, an Heldentum dcs Helden, an re-
ligiöser und völkerversöhnender, morali-
scher und pädagogischer Wirkung über-
ragt wie der Berg Ararat die Wasser

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