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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

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Heft 4 (Januar 1930)
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Materialistischer Idealismus: (zum Fall Hugenberg) ; von einem Anhänger der Rechten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0257

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kann. Daß man Kräfte, die zur Bewaltigung jener schwicrigen Aufgabe
notwendig sind, ni'cht gewinncn und an sich fesseln kann, wenn man sie nichl
zu freier Gesolgschaft gewinnk. Daß mit engcn Marschrouken schöpferische
Kräfte erdrückt und verjagt und kleinen, mchr schmicgsamen als selbständigen
Geistern allzu große Machtbesugnisse eingeräumt werden.

Besser als allgemeinc Feststellungen dieser 2lrk beleuchken die innersten
Grundmängel des Hugcnberg-2lpparatcs dic unfreiwilligen Selbstoffcnbarun-
gen, wie etwa die Gründung des (sanft schlummernden) „Schuhverbandes
sür die geistigen Güter Deutschlands". Eine Gründung, die im Geiste sinanz-
Lechnischer Obrigkeit die Förderung rechtsstehendcr Künstler und Schrist-
steller proklamierte. Jm Dorstand erschien nicht ein einziger nnserer großcn
Dichter, Maler, 2lrchitekten, Komponisten. Der Produktive als Objekt der
Organisatoren, Direktoren, 2lgitatoren. Die „zu Schützenden" haben im
Vorstand nichts zu suchen. Nur politische lkkamen, nach engsten partei-
politischen Richtlinien ausgesncht. 2luch von Gelehrken nur politisch „passende".
So, daß deutlich in der gcsamken üffentlichkeik empsunden wurde: hier wird
der Geldgcber als das Enkschcidende angeschcn. Gerade aber die anständigen
Geistigen in Deutschland — und aus diese kam es dem Schutzverband
doch wohl vor allcm an — sind gegcn die Vorherrschast dcs Geldes sehr
empsindlich geworden. Das mußte man wissen, als man die Gründung
vornahm: daß man cs m'cht ohne weiteres wußke und „einkalkulierte" — das
zeigk, daß man „ganz obcn", nichk in dcn Redaktionen, nicht in den Direk-
Lionen dcr Verlage, sondern dork, wo die 2lktienmehrhcit ist, nicht fähig
ist, die Lebensgesetze geistiger 2lrbeit zu verstehen, ohne die schließlich auch die
bestc Verlagstechnik nicht auskommt, am wem'gsten eine, die der Linkspresse
ein Gegengewicht, d. h. eine wirkliche konservative Gcgenlcistung schas-
sen soll. Man ließ sich denn auch nichk beraten, die Kritik z. B. des „Ning"
und anderer Skellen wurde nicht gehörk. Schwarzseher, mögcn sie bei den
Fachleuten des Konzerns noch so ernst genommen werden, sind „ganz oben"
nicht geduldet. Bckanntlich kcin Zeichcn von Krast und innerer Sicherheik.
Kann der führen, der sich mit niemand auseinandersetzen mag? Und zwar
nicht einmal mit Feinden, sondern mik in diesen letzten Zielen Gleichstrebendcn
und Berufenen?

Wen die Götter verderben wollen...

den lassen sie die „Ufa" erwcrben. Hier, an dieser Transaktion, wird nmn
einst eincn Wendcpunkt in dcm Schicksal des Hugenbergkonzerns erkcnnen.
Wenn man beim Erwerb des Schcrlverlags so wcnig die inneren Gesetze
des Zeitungswesens kannte wie beim Erwerb der Usa die des Films — dann
hat man im Zeitungsgeschäft unerhörtes Glück gehabk, namentlich was die
Wahl der Fachleute anlangt. Hier ist etwas wie Hybris fühlbar. Statt den
Prcsseapparat, mit dessen Besitz ja eine unermcßliche nationale Verantwor-
tung verbunden ist, vollwertig, namenklich nach der kulturellen Seikc hin
auszubauen, erwciterte man den 2lpparak, dcn man zwar finanzkcchnisch, aber
längst nicht mehr geistig beherrschk, noch mehr. Ilnd zwar so unmäßig, daß
der 2lnbau den Hauptbau an sinanziellcr Bedeutung zu verdrängen droht.
Was sollte diese Machterstreckung in das Völlig wesensfremde Gebiet des
Films hinein? Pkoch mehr politische Nüstnng? Gegcn wen? Gcgen das
 
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