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Kunstwart und Kulturwart — 26,4.1913

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Heft 20 (2. Juliheft 1913)
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Avenarius, Ferdinand: Erklärung in Sachen der "Mittelstelle für Volksschriften" des Dürerbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.14284#0141

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hrer in Frage kornmenden Volkskreisen Verirauen erwecken soll, ist für
jeden, der die gegenwärtigen Verhältnisse nur einigermaßen übersieht,
unzweifelhaft. Hat eine solche Vor-Prüfung erst den eigentlichen Schund
ausgeschaltet, der auf niedrige Instinkte spekuliert oder sonst rein zu
Geschäftszwecken skrupellos gemacht, möglicherweise aber für den Ver-
käufer besonders hoch rabattiert ist, so kann der Händler immer noch
aus Tausenden von Schriften für seine Staffelei auswählen, was
seiner Auffassung entspricht: die Vorarbeit sichert auch ihn von
vornherein vor der Einschmuggelung von Schundschriften. Wenn man
bei solcher Beihilfe von Zensur, von Monopol, von Bevormun-
dung usw. überhaupt reden kann, so ist, vom „Monopol" ganz zu
schweigen, jede auslesende „Bibliothek", jede Auswahl-Ausgabe eines
Klassikers, jede Anthologie eine „Zensur" und eine „Bevormundung".
Sollte übrigens auf irgendeiner Seite ein Vorurteil bestehen, als
wenn gerade der Dürerbund zur Organisation dieses Prüfungsaus-
schusses nicht geeignet sei, so ist er sehr gern bereit, diese Arbeit andern
geschäftlich unbeteiligten Sachverständigen zu überlassen.

Aber schon in unsrer ersten öffentlichen Mitteilung im Kunstwart
hatten wir als „einen unsrer ersten Grundsätze" mit gesperrtem Satze
betont: „Wir wollen nicht gegen den Buchhandel arbeiten, sondern,
wo immer er sich mit uns verbünden will, mit ihm." Unser Volk
hat Grund, auf seinen Buchhandel stolz zu sein, und wenn tatsäch-
lich gerade der Sortimenter, der sich in alter Äberlieferung als Kultur-
arbeiter fühlt und fühlen darf, gegenwärtig oft schwer um sein Dasein
zu ringen hat, so wollten wir auch ihm nützen, indem wir uns mit
ihm verbündeten. Also richteten wir an den Vorstand des Buch-
HLndler-Börsenvereins die folgende Erklärung:

„j. Die Angabe, daß es sich bei der »Mittelstelle für Volks-
schriften« um ein »von unbekannten Personen ausgeübtes Zensoren-
amt« handle, ist unrichtig. Der betreffende Ausschuß wird selbstver-
ständlich aus den sachkundigsten und angesehensten Männern bestehen,
die für eine solche Arbeit in Deutschland überhaupt zu finden sind.
Diese Männer werden öffentlich genannt werden.

2. Um auch den leisesten Anschein einer »Bevormundung« des
Buchhandels zu vermeiden, hat sich der Dürerbund bereit erklärt,
in diesen Ausschuß auch vom Buchhandel vorzuschlagende Herren
in gleicher Zahl und mit gleichen Rechten auszunehmen,
wie seine eigenen Abgeordneten. Dadurch würde die Vor-Sich-
tung der Volks- und Iugendschristen als eine gemeinsame Arbeit
des Buchhandels und des Dürerbundes dastehen. Die eigentliche
Auswahl aus hunderten oder tausenden vorgeschlagener Schriften
bleibt ja ohnehin Sache ausschließlich des Sortimenters.

3. Auch dazu erklärt sich der Dürerbund bereit: die Mittel-
stelle unter der Mitarbeit des Buchhandels zu orga-
nisieren, um Einrichtungen zu vermeiden, die sich mit den Inter-
essen des wirklichen Buchhandels nicht vereinen lassen.

Für den Fall gemeinsamer Arbeit mit dem Buchhandel, er-
klären wir uns fernerhin bereit, auf alleNicht-undAuch-Buch-
händler zu verzichten."

Zur Klärung dieser Vorschläge und aller dieser Fragen überhaupt
2. Iuliheft 99^
 
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