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Kunstwart und Kulturwart — 26,4.1913

DOI Heft:
Heft 20 (2. Juliheft 1913)
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Avenarius, Ferdinand: Erklärung in Sachen der "Mittelstelle für Volksschriften" des Dürerbundes
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Gürtler, Franz: Prüfungen für Musikkritiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.14284#0142

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schlugen wir eine gemeinsame Aussprache zwischen bevollmäch-
tigten Vertretern des Dürerbnndes und des Börsenvereins vor. Die -
sen Vorschlag hat der Buchhänd ler--Börsenverein
a b g e l e h n t.

Nach dieser Abweisung nicht nur unsrer Anerbietungen, sondern
auch der Aussprache über sie trägt der Börsenverein deutscher Bnch-
händler allein die Verantwortnng für alle Schädigungen, die etwa
dem Ansehen des deutschen Buchhandels aus dem Mangel einer
Verständigung mit uns erwachsen könnten. Ebensowenig, wie wir
daran denken, einen uns nützlich erscheinenden Plan aufzugeben,
weil er dem „Börsenverein" nicht gefällt, denken wir aber auch daran,
ihn außerhalb des Buchhandels durchzuführen, so lange noch eine
Verständigung mit dem Buchhandel möglich ist. Eine deutsche Zeitung
schrieb jetzt: „Es ist gut, daß eine so umfassende Organisation wie
der Dürerbund dieses ganze Problem aufrührt — vielleicht führt
uns das einmal auch aus der üblen Zersplitterung heraus, die seit
langem unsre Volksbildung beherrscht. Es wird gut sein, wenn wir
auf der Grundlage der Vorschläge des Dürerbundes in öffentliche
Diskussion eintreten und wenn gemeinsame Beratungen der verschie-
denen Gruppen und Organisationen der Volksbildung im Verein mit
dem an allen diesen Dingen stark beteiligten Buchhandel stattfinden."
Das zeichnet auch unsern Standpunkt.

Der „Schutzverband deutscher Schriftsteller" hat seine Mitglieder
bereits davor gewarnt, in dieser Sache gegen den Dürerbund Stellung
zu nehmen.

Für den Dürerbund:

Ferd. Avenarius

Prüfungen für Musikkritiker

^W^aran haben gewiß schon Viele gedacht, sei es wenn ein eindruck-
^-H^volles Musikstück oder ein beliebter Tonmeister in ihrer Tages-
zeitung „verrissen" wurde, wenn gegen einen Sänger, einen
Violinisten der betreffende Zeitungreserent eine andere „Auffassung"
ausspielte, wenn eine ganze Kunstrichtung vielleicht schlecht wegkam
oder einem Theaterleiter seine „Sünden^ vorgehalten wurden —
daran: wie kommt eigentlich der Schreiber zu dem Recht, es besser
verstehen zu wollen als die, welche doch schließlich berufen sind, zu
singen, zu dirigieren, Spielpläne zu schafsen, Theater zu leiten,
Tonwerke auszulesen und endlich: Tonwerke zu schaffen? Denn wer
kritisiert, so meint man ost allzu naiv, der nimmt für sich ein Besser-
wissen in Anspruch; und man denkt gar nicht daran, daß es außer
dem Besserwissen auch noch ein schlichtes Anderswissen gibt; man
übersieht, daß ein Kritiker häufig nicht für den oder die Kritisierten
schreibt, sondern für die Leser, die ja wohl meist noch nicht einmal so
viel wissen wie der von der Kritik betroffene „Berufene"; man über-
sieht, daß ohne die Kritik in vielen Angelegenheiten bald die schlimm-
sten Zustände einreißen würden; man übersieht — ja, was übersieht
man nicht alles, wenn man mit ein paar Sätzen alltäglicher Auf-
fassung über das Wesen der Kritik daherredet!

Kunstwart XXVI, 20
 
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