Unsre Bilder und Noten
^i^ieses Heftes Patron ist Rosegger, also gehört er auch in ek6§is
(^Hhinein. Wir setzen vors Heft eine Photographie nach der Natur,
zunächst deshalb, weil sie zum Siebzigsten den Siebzigjährigen
gibt, denn sie ist nagelneu. Nicht minder jedoch, weil wir auch an diesem
Kopf die rechte Freude vor ausgereiften Köpfen als Naturschön--
heiten empfinden, vor der wir meinen, andre empfinden sie auch.
Wenn man's nur näher ansieht, was redet dann alles aus diesem Ge--
sicht, aus dem zunächst nur ein geistlicher Herr zu sprechen scheint, wie
deren feine und liebenswerte immerhin nicht gar selten zu finden sind.
Sieht man aber näher zu — wie scharf prüst der Blick und wie skeptisch
dabei unter der ebenso klugen wie kühnen Stirn, wie spielt auf dem
geistigen Munde schon das Wort, wie freundlich ist dabei dieser Mund,
gleich dem Augenwinkel, wie bereit zum Lächeln. Wie energisch das Kinn.
Wie rassig Nase und Ohr. Man vergleiche damit das fünf Iahre ältere
Bildnis von Ferdinand Pamberger (nicht Samberger), das einen
andern Rosegger herausholt. Ls hat neben der einfachen Naturwieder--
gabe keinen leichten Stand.
In Roseggers Waldheimat führt der Farbenholzschnitt von Lmma
Müller von Seehof, Roseggers Geburtshaus in Alpl. In seiner
Schlichtheit ein kräftig gutes Blatt; wir meinen, es wird Roseggers
Freunden gefallen.
Dann kehren wir noch einmal zum alten Graff zurück, denn der
verlohnt's. Christoph Friedrich Nicolai — wenn einer nur
aus der Literaturgeschichte wüßte, was für ein Herr er war und daß
Graff ihn gemalt hat, könnte er beim Durchblättern bezweifeln: dieser
war's? Kann der hier Porträtierte was andres sagen, als: „aber
Bester, die Sache ist doch ganz einfach"? Mit freundlich überlegenem
Lächeln: „komisch, daß die andern immer Schwierigkeiten sehn — mir
ist alles klar". Graff hat Nicolai in dessen dreißigstem Lebensjahre
und dann als einen Sechziger gemalt, das zweite Bild kenne ich leider
nicht. Schließlich Käthchen Schönkopf, allerdings schon als Frau
Or. Kanne, Goethes „Käthgen", die unter der „Laune des Verliebten"
so viel zu leiden hatte. Das Bild ist wahrscheinlich (777 gemalt, also
rund zehn Iahre nach der Haupt-Feuerzeit von Goethes Liebe. Bedenkt
man das, so kann man sich wohl ein Bild von ihr machen, das zu Lillis
Park mit allen seinen Humoren vortresslich paßt.
Die beiden landschaftlichen Schattenrisse von Carlos Tips
gehören zu dem Rundschaubeitrage über „monumentale" Schattenrißkunst.
Die Illustrationsbeilage gehört zu dem Rundschauaufsatz über das „Mo-
dellieren an der Baugewerkschule".
»»jnsre Notenbeilage bringt diesmal ein Stück aus Gustav Mah-
^l ers Neunter Symphonie. R. Batka charakterisierte im vorigen Iahre
das Werk als eine richtige, viersätzige, rein instrumentale, nicht
„abendfüllende" Symphonie. „Den stärksten Lindruck", so schrieb er, „hin-
terläßt ohne Zweifel der erste Satz. Mahler trug schon den Keim der
Todeskrankheit in sich, als er ihn schrieb, und Lodesgedanken sind es,
die ihn beherrschen. Er beginnt in der wehmütigen Stimmung eines
2. Iuliheft (9(3
(67
^i^ieses Heftes Patron ist Rosegger, also gehört er auch in ek6§is
(^Hhinein. Wir setzen vors Heft eine Photographie nach der Natur,
zunächst deshalb, weil sie zum Siebzigsten den Siebzigjährigen
gibt, denn sie ist nagelneu. Nicht minder jedoch, weil wir auch an diesem
Kopf die rechte Freude vor ausgereiften Köpfen als Naturschön--
heiten empfinden, vor der wir meinen, andre empfinden sie auch.
Wenn man's nur näher ansieht, was redet dann alles aus diesem Ge--
sicht, aus dem zunächst nur ein geistlicher Herr zu sprechen scheint, wie
deren feine und liebenswerte immerhin nicht gar selten zu finden sind.
Sieht man aber näher zu — wie scharf prüst der Blick und wie skeptisch
dabei unter der ebenso klugen wie kühnen Stirn, wie spielt auf dem
geistigen Munde schon das Wort, wie freundlich ist dabei dieser Mund,
gleich dem Augenwinkel, wie bereit zum Lächeln. Wie energisch das Kinn.
Wie rassig Nase und Ohr. Man vergleiche damit das fünf Iahre ältere
Bildnis von Ferdinand Pamberger (nicht Samberger), das einen
andern Rosegger herausholt. Ls hat neben der einfachen Naturwieder--
gabe keinen leichten Stand.
In Roseggers Waldheimat führt der Farbenholzschnitt von Lmma
Müller von Seehof, Roseggers Geburtshaus in Alpl. In seiner
Schlichtheit ein kräftig gutes Blatt; wir meinen, es wird Roseggers
Freunden gefallen.
Dann kehren wir noch einmal zum alten Graff zurück, denn der
verlohnt's. Christoph Friedrich Nicolai — wenn einer nur
aus der Literaturgeschichte wüßte, was für ein Herr er war und daß
Graff ihn gemalt hat, könnte er beim Durchblättern bezweifeln: dieser
war's? Kann der hier Porträtierte was andres sagen, als: „aber
Bester, die Sache ist doch ganz einfach"? Mit freundlich überlegenem
Lächeln: „komisch, daß die andern immer Schwierigkeiten sehn — mir
ist alles klar". Graff hat Nicolai in dessen dreißigstem Lebensjahre
und dann als einen Sechziger gemalt, das zweite Bild kenne ich leider
nicht. Schließlich Käthchen Schönkopf, allerdings schon als Frau
Or. Kanne, Goethes „Käthgen", die unter der „Laune des Verliebten"
so viel zu leiden hatte. Das Bild ist wahrscheinlich (777 gemalt, also
rund zehn Iahre nach der Haupt-Feuerzeit von Goethes Liebe. Bedenkt
man das, so kann man sich wohl ein Bild von ihr machen, das zu Lillis
Park mit allen seinen Humoren vortresslich paßt.
Die beiden landschaftlichen Schattenrisse von Carlos Tips
gehören zu dem Rundschaubeitrage über „monumentale" Schattenrißkunst.
Die Illustrationsbeilage gehört zu dem Rundschauaufsatz über das „Mo-
dellieren an der Baugewerkschule".
»»jnsre Notenbeilage bringt diesmal ein Stück aus Gustav Mah-
^l ers Neunter Symphonie. R. Batka charakterisierte im vorigen Iahre
das Werk als eine richtige, viersätzige, rein instrumentale, nicht
„abendfüllende" Symphonie. „Den stärksten Lindruck", so schrieb er, „hin-
terläßt ohne Zweifel der erste Satz. Mahler trug schon den Keim der
Todeskrankheit in sich, als er ihn schrieb, und Lodesgedanken sind es,
die ihn beherrschen. Er beginnt in der wehmütigen Stimmung eines
2. Iuliheft (9(3
(67