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Kunstwart und Kulturwart — 26,4.1913

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Heft 22 (2. Augustheft 1913)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14284#0391

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Unsre Bilder und Noten

as Bild von Georg Richter mag uns in diefem überkühlen Som-
Imer eine Erinnerung an den überheißen vor zwei Iahren sein —
falls nicht etwa bis zu seinem Erscheinen das kühle Wetter vorbei
ist. Das Flüßlein, das wir vor uns sehn, ist der deutsche Hauptstrom Llbe,
westlich von Dresden in der Lößnitzer Gegend. So sah es dort aus in
dem Iahre, da die ältesten „Hungersteine" wieder ans Licht, die Schul-
jugend aber ins verlassene Fischland geschwärmt kam, um sich in der
neuen „Panschwiese" zu ergötzen. Mir scheint, der Maler hat das Lrei-
ben der Kinderschar mit ihrer muntern Bewegtheit in ihrem flimmerigen
Licht impressionistisch gut geschildert. Auch die „Trockenluft" und der
Himmel im Hitzednft überzeugen.

Zu den drei Blättern mit Abbildnngen nach bekleideten Gestalten
älterer nordischer Plastik schreibt uns Professor Carl Neumann im Nn-
schluß an seinen Aufsatz in diesem Hefte:

„j. Füns Klagefiguren vom Grab des Herzogs Iohann ohne Furcht in
Dijon. Es hängt mit dem Zufälligen beim Beschaffen von Photographien
zusammen, daß wir diese ans dem Zusammenhang gelösten Kuttengestalten
bringen nach den Gipsabgüssen des Lrokaderomuseums in Paris. Am
Monument selber stehen sie in der Regel zwei und zwei unter gotischen
Baldachinen in Nischen, die sich um den Sockel des Grabmals ziehen. Das
Gewand, wie es die Haltung des Körpers begleitet, bestreitet nahezu
allein Ausdruck, Charakter» »Schönheit«.

2. Die Verteidiger des Nackten in der Plastik wollen immer nicht ein-
sehen, daß die Bewältigung des Kostüms nicht an sich unmöglich ist,
sondern in der Regel über das Können unserer Künstler geht. Diese
Frauengestalt mit der Flügelhanbe und den schweren Gewandstoffen zeigt,
daß der geistige Ausdruck nicht im „Schneiderwerk" ersticken muß. Die
außerordentliche Meisterschaft des Werkes hat schon den Namen Ian
van Eyck aussprechen lassen. Einstweilen ist der Künstlername unbekannt;
nnr der Name des Gießermeisters, von dem die zehn Figuren gegossen
sind, wird genannt. Sie befinden sich, sehr mangelhaft aufgestellt, im
Erdgeschoß des Reichsmuseums zu Amsterdam.

3. Lin Nachklang jener burgundischen Klagefiguren, hier lebensgroß
und durch sarbige Bemalung zu unheimlicher Wirkung gesteigert; nicht
mehr in die Dämmerung von Nischen gestellt, sondern gleichsam eine fest-
gehaltene Freigruppe aus dem Trauerzng, wo die Bahre von acht Kutten-
männern, denen die Wappen der Vesitzungen des Verstorbenen unge-
hängt sind, getragen wird."

Das Blatt von Hans Röhm zeigt uns den Turnvater Iahn in
jener krästigen Darstellnng, für die wir jetzt» gottlob, wieder Sinn haben,
und das gilt nicht nur vom Geistigen, man darf's auch vom Technischen
sagen. Vielleicht ist die Stelle an der Schläfe mit ihrer Strichlagerung
nicht ganz „gelöst", alles in allem aber dürfte dieses Blatt Röhms unter
den zahlreichen neuen Bildnisdarstellungen dieser Art zu den besten ge-
hören. ^ l

Der schöne Originalholzschnitt von Heinrich Otto, „niederrheini-

2. Augustheft " 3ch
 
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