Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,4.1913

DOI issue:
Heft 23 (1. Septemberheft 1923)
DOI article:
Schlaikjer, Erich: Die gewerkschaftliche Bewegung der Schauspieler
DOI article:
Spitzenpfeil, Lorenz Reinhard: Deutsche Antiqua und Weltfraktur
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14284#0419

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zunächst mag eine unerquickliche Folge vermerkt sein. Iede er--
wachende gewerkschaftliche Bewegnng ruft beim Gegner zunächst den
Wunsch hervor, sie mit allen möglichen Mitteln in der Hffentlichkeit zu
diskreditieren. Die Aktion der Schauspieler gegen den Theaterdirektor
Zickel hat eine Reihe von Folgeerscheinungen Hervorgerufen, die in dieses
Kapitel gehören. Glücklicherweise ist diese ganze Periode der moralischen
Diskreditierung nur eine der Kinderkrankheiten der gewerkschaftlichen Be--
wegungen, und da sie auch in diesem Falle bald vorüberging, können
wir sie ruhig verlassen, nachdem wir sie erwähnt haben. Die nächste und
natürlichste Folge wird weiter sein, daß die geistigen Arbeiter, die man
Schauspieler nennt, ihre wirtschaftliche Lebenslage bessern werden. Was
das für sie selber bedeutet, liegt auf der Hand, die Frage für uns aber
lautet: „Was bedeutet das für uns andre?" Wer die jahrelange
Arbeit kennt, die man daran gewandt hat, das Interesse der Schrift-
steller für wichtige Standesfragen zu wecken, wird wissen, wie schwer
es ist, gerade den geistigen Arbeiter für wirtschaftliche Vorschläge zu
interessieren. Der Kampf der Schauspieler nun, der eines gewissen großen
Zuges durchaus nicht entbehrt, bedeutet den ersten großen praktischen
Schritt im wirtschaftlichen Kampf der geistigen Arbeiter. Das wirtschaftliche
Erwachen des geistigen Arbeiters aber wird wiederum für die geistige
Kultur von großer Bedeutung sein, weil solchen Herrschaften ein Gegen-
gewicht geboten wird, die die geistige Kultur zu einem unsaubern Geschäft
erniedrigen. Im besondern aber wird meines Erachtens die Theater-
kultur aus der gewerkschaftlichen Bewegung der Schauspieler Nutzen
ziehen. Iede gewerkschaftliche Bewegung reinigt die Betriebe der Unter-
nehmer, und diese wirtschaftliche Reinigung wird ohne Zweifel eine künst -
lerische im Gefolge haben, schon weil sie viele gewissenlose Existenzen
hinwegschwemmt, die zur Herabwürdigung der künstlerischen Zustände das
Ihrige beitrugen. Die geschäftliche Solidität der Bühnen wird
zunehmen. Das ist vom Standpunkt der Kunst aus mit hoher Genugtuung
zu begrüßen — die geschäftliche U n solidität nämlich, die nach großen un-
sichern Ramschgewinnen trachtet, ist der Todfeind aller künstlerischen
Theaterkultur. Ist erst die Bewegung so weit fortgeschritten, daß sich ge-
schäftliche und künstlerische Solidität als eine notwendige Folge ergeben,
dann werden auch die anständigen Direktoren einsehen, daß eine starke
Schauspielerbewegung ihnen manches Gute bringt. And dann wird viel
von der Bitterkeit schwinden, die sich gelegentlich noch in allerlei Zeitungs-
notizen Luft macht. Erich Schlaikjer

Deutsche Antiqua und Weltfraktur*

m Streite um die Druckschrift wird viel Anwesentliches zur Haupt-
sache gemacht und Wichtiges zu wenig beachtet, Gefühle werden als
Beweis angenommen und logische Beweise durch Gefühle abgelehnt.
So gibt es kein gegenseitiges Aberzeugen, auch in Einzelfragen nicht.
Wer sich von einseitigen Vereinsbestrebungen in der Schriftfrage fern-

* Wissen Sie, Herr Leser, was der „Zwieb elfisch" ist? „Der?"
Das zoothpologische Wesen dieses Namens kommt sonst nur in der Mehr-
heit vor in Setzereien, wenn stehender Satz durcheinandergekollert ist.

f. Septemberheft W3 329
 
Annotationen