Der Grundgedanke rst der: gerade damit die Wahrheit an den Tag
komme, müssen die Parteien ihre Ziele einseitig verfolgen. Damit
der Richter unbefangen und unparteiisch sein und bleiben kann, da-
mit er nicht nötig hat, sich Sorge zu machen, daß eine Partei zu kurz
komme, muß ihm die Vertretung der Parteien abgenommen und zu-
gleich den juristisch vollwertig (gleich dem Richter) geschulten Anwälten
übertragen werden.
Der Wegfall der Parteianwalte gefährdet die richterliche Unbe-
fangenheit: mit diesem Satze stehen und fallen unsre derzeitigen Ein-
richtungen. Und ist der Satz richtig, so dient auch die Tätigkeit des
Rechtsanwalts nicht trotz, sondern wegen ihrer einseitigen Richtung
dem Siege der Wahrheit und Gerechtigkeit. Friedr. Kloeppel
Blätter
Aus Noseggers Schriften
sWas wir im folgenden bieten, ist wie für eine kleine private Rosegger-
feier zusammengestellt. Ein kleines Gedicht. Ein Stückchen im steirischen
Dialekt, das ganz und gar aufs Vorlesen gebildet ist, und das des-
halb an die Zeit der Roseggerschen Vortragsreisen erinnern mag. Dann
innerlich Großes aus „Iakob dem Letzten". Schließlich Stücke aus „Heim-
gärtners Tagebuch", das nun in einen Band zusammengefaßt vorliegt.
Die literarisch „unansehnlichen" Stücke darin sind von jeder ZNache, jeder
Pose frei, sie sind so einfach und natürlich, daß sie allein dadurch in
dieser Zeit der Schauspielerei etwas ganz Besonderes sind. Wer dies
„Tagebuch" liest, verkehrt mit Rosegger von Auge zu Auge. Alle wichti-
geren Roseggerschen Bücher sind bei L. Staackmann in Leipzig erschienen.
Ratschläge für Roseggerfeiern enthält das kürzlich erschienene 30. „Dürer-
blatt"Z
Arwaldstimmung
^ ruhsamer Wald, wie bist du fein!
^Wie bist du in Ewigkeit jung und rcin!
Vom blutigen Kreuzweg der ANenschensöhne
Entweiht keine Spur deine heilige Schöne.
Wohl heut wie zur Urzeit die Stürme tosen,
And wühlen im See und brechen den Baum.
Wohl heut wie zur Urzeit blühen die Rosen
And funkelt der Tau am Blütensaum. —
In dir ist Ruh.
Mein Leib will liegen
In blumiger Wiegen.
Meine Seele kam her aus unendlichen Zeiten,
And wie der wandernde Vogel den Ast,
So wählt diesen Leib sie zur kurzen Nast,
Ehe weiter sie fliegt in die Ewigkeiten.
Kunstwart XXVI, 20
komme, müssen die Parteien ihre Ziele einseitig verfolgen. Damit
der Richter unbefangen und unparteiisch sein und bleiben kann, da-
mit er nicht nötig hat, sich Sorge zu machen, daß eine Partei zu kurz
komme, muß ihm die Vertretung der Parteien abgenommen und zu-
gleich den juristisch vollwertig (gleich dem Richter) geschulten Anwälten
übertragen werden.
Der Wegfall der Parteianwalte gefährdet die richterliche Unbe-
fangenheit: mit diesem Satze stehen und fallen unsre derzeitigen Ein-
richtungen. Und ist der Satz richtig, so dient auch die Tätigkeit des
Rechtsanwalts nicht trotz, sondern wegen ihrer einseitigen Richtung
dem Siege der Wahrheit und Gerechtigkeit. Friedr. Kloeppel
Blätter
Aus Noseggers Schriften
sWas wir im folgenden bieten, ist wie für eine kleine private Rosegger-
feier zusammengestellt. Ein kleines Gedicht. Ein Stückchen im steirischen
Dialekt, das ganz und gar aufs Vorlesen gebildet ist, und das des-
halb an die Zeit der Roseggerschen Vortragsreisen erinnern mag. Dann
innerlich Großes aus „Iakob dem Letzten". Schließlich Stücke aus „Heim-
gärtners Tagebuch", das nun in einen Band zusammengefaßt vorliegt.
Die literarisch „unansehnlichen" Stücke darin sind von jeder ZNache, jeder
Pose frei, sie sind so einfach und natürlich, daß sie allein dadurch in
dieser Zeit der Schauspielerei etwas ganz Besonderes sind. Wer dies
„Tagebuch" liest, verkehrt mit Rosegger von Auge zu Auge. Alle wichti-
geren Roseggerschen Bücher sind bei L. Staackmann in Leipzig erschienen.
Ratschläge für Roseggerfeiern enthält das kürzlich erschienene 30. „Dürer-
blatt"Z
Arwaldstimmung
^ ruhsamer Wald, wie bist du fein!
^Wie bist du in Ewigkeit jung und rcin!
Vom blutigen Kreuzweg der ANenschensöhne
Entweiht keine Spur deine heilige Schöne.
Wohl heut wie zur Urzeit die Stürme tosen,
And wühlen im See und brechen den Baum.
Wohl heut wie zur Urzeit blühen die Rosen
And funkelt der Tau am Blütensaum. —
In dir ist Ruh.
Mein Leib will liegen
In blumiger Wiegen.
Meine Seele kam her aus unendlichen Zeiten,
And wie der wandernde Vogel den Ast,
So wählt diesen Leib sie zur kurzen Nast,
Ehe weiter sie fliegt in die Ewigkeiten.
Kunstwart XXVI, 20