Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,4.1913

DOI Heft:
Heft 22 (2. Augustheft 1913)
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14284#0392

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sche Schnitter", soll wieder den Kalender „Kunst und Leben" (Verlag von
Fritz Heyder, Berlin) empfehlen, dem er entnommen ist. Unsre Leser
wissen, mit welcher Vorliebe wir auch immer wieder auf Original-Holz-
und Linoleumschnitte hinweisen, die uns so ganz besonders gut im Sehen
aufs Künstlerische hin üben. Anser Blatt regt die Phantasie außerordentlich
an, sonst fühlten wir aus diesem einen Gegensatze Schwarz-Weiß heraus
nicht die Sonnenglut und hörten daraus nicht das Sensenrauschen.

Die Bilder aus dem Hegau sollen den Leser in die Ortlichkeit ver-
setzen, von der unser Rundschanaufsatz spricht.

<»>ie drei Kinderlieder der Rotenbeilage gehören zu dem Rundschau-
^aufsatze über das Kinderlied. Die Vorliebe Freys für kanonische
Nachahmungen wird man auch in der „Hasenjagd" leicht entdecken. Wie
der Baß der Sopranstimme in ihren Windungen eilig nachläuft, wie
sie dann beide auf der Sextharmonie der siebenten Stufe erwartungsvoll
Ntem schöpfen, ohne dabei wirklich zur Ruhe zu kommen, wie das ganze
Lied ein einziges fröhliches Iagen darstellt, wie endlich das Klavier den
Scherz noch allein fortsetzt und mutwillig spottend die drei Schlußnoten
wiederholt, das alles sind kleine Fingerzeige für das Verständnis der
Musik, auf die sich die Kinder gern aufmerksam machen lassen, wenn sie
schlicht und ohne unnötigen Nufwand von theoretischer Gelehrsamkeit
darauf hingewiesen werden. Die beiden hübschen Liedchen von Nagler
wird man am besten größeren Kindern in die Hand geben. Von den
Kleineren dürften nur ganz wenige das tiefe a,s kurz vor Schluß des
letzten singen können, sonst eignet sich das Lied seinem Inhalte nach
natürlich besonders sür sie. Wo der Versuch zur dramatischen Darstellung
der kleinen Szene unternommen wird, bietet sich gleichzeitig eine den
Kindern immer willkommene Nnregung sür die ausgestaltende Phantasie.
Freys „Bilderbuch" erschien bei Steingräber in Leipzig (2 M.), die lH Lieder
von Nagler kamen im Verlag der Sächsischen Schulbuchhandlung in
Meißen ((,80 Mark) heraus.

Abrechnung

Zn Sachen Dürerbund und Kunftwart

as wir im folgenden unterbreiten, scheint mir wegen seiner
H HDokurnente nicht ohne zeitgeschichtlichen Wert. Zwar denkt
sicher mancher zunächst: „so viel Lärm um einen Eierkuchen!"
— wobei unter solch freundlichem Gebäck unsre „Mittelstelle für
Volksschriften" zu verstehen wäre. Nach und nach aber wird auch
der Fernerstehende bemerken, daß unser schlichtes Eiergericht nur
Anlaß oder auch Vorwand ist, daß es sich in der Hauptsache um ein
wesentlich großzügigeres Kunstwerk handelt. Um ein Gespinst, das mit
Faden und Einschlag ganz erstaunlich schön die Webetechnik unsrer
Geldmacherzeit erkennen läßt.

Der Kampf um den Schund kommt nicht recht vorwärts, weil
die alte gediegene Organisation des Buchhandels leicht Schlechtes
ausschalten, schwer aber Billiges und Gutes von Volks- und Iugend-
fchriften an den kleinen Mann bringen kann. Der Dürerbund macht
also den Vorschlag: Schaffen wir einen Prüfungsausschuß,
der den rein zum Geschäftemachen fabrizierten

3(6

Kunstwart XXVI, 22
 
Annotationen