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Kunstwart und Kulturwart — 26,4.1913

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Heft 21 (1. Augustheft 1913)
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Gnauck-Kühne, Elisabeth: Der staatsbürgerliche Jugendunterricht
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14284#0252

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neuen Stützpunkt findet. Lrst zum Schlutz des Anterrichts, noch einmal
sei's gesagt, begriffliche Abstraktiouen über Staat und Politik!

Aber auch dann noch gilt es, eine Klippe zu vermeiden. Keine
P a r t e i p o l i t i k! Es ist ein pädagogisches Verbrechen, der Schul-
jugend Parteipolitik dorzusetzen. Die Iugend ist immer positiv, sie kennt
nur schwarz oder weiß; wird ihr eine Partei als die wahre vorgeführt, so
wird sie ihre Anhänger für gut und klug, die Anhänger aller anderen
Parteien für böse oder dumm halten. Parteipolitik muß die Iugend
notwendig zur Unduldsamkeit führen. Sie wird später nicht trachten, die
andern zu verstehen, sondern sie meiden und verurteilen. Der Lehrer, der
in der Schule Parteipolitik treibt, wird aber auch seinen eigenen Einfluß
untergraben. Die Schüler, deren Väter einer andern Partei angehören,
werden ihm laut oder leise widersprechen und auf diese Weise ein zer-
setzendes Element in der Klasse bilden. Der Lehrer aber soll einigen und
leiten, nicht zersplittern. Wer die Klasse zersplittert, der bezeugt nicht
die rechte staatsbürgerliche Gesinnung, die das Vaterland über die Partei
setzt. Ein Lehrer, der Parteipolitik in der Schule treibt, sät Samen der
Zwietracht.

B l a n k e nb u r g - H a r z Llisabeth Gnauck-Kühne

Lose Blätter

Aus Camille Lemonniers Werken

sWir machen unsere Leser heut auch durch ein paar Proben mit dem
flämischen Dichter bekannt, auf den in diesem Hest ein Aussatz Stefan
Zweigs hinweist. Das erste Stück bildet das erste Kapitel des Buches „Ein
Mann", jener triebschwangeren, naturstarken Darstellung einer großen
Leidenschaft sOn mäle). Die weiteren Stücke sind dem kleinen Buche
„Sedan" entnommen, welches Lemonnier mit der Gewissenhastigkeit des
leidenschaftlichen Wahrheit- und Wirklichkeitfreundes nach einem Ausflug
auf die Schlachtselder l870 schrieb. Wie die berühmten Schilderungen
Tolstois oder Hermann Bangs stellt auch dieses skizzenhafte und er-
schütternde Werk den Leser mitten in die Ereignisse, ohne Partei zu nehmen
oder sich in Geschmacklosigkeiten und Äbertreibungen zu gefallen. Es
gehört zu den klassischen Kriegsschilderungen. — Die hier genannten
Bücher sind im Verlage Axel Iuncker, Charlottenburg, erschienen, der
„Ausgewählte Werke" Lemonniers herausgibt (Band I „Warum ich Män-
nerkleider trug", mit Vorwort von Zweig; Band II „Der eiserne Moloch",
mit Nachwort von Ioh. Schlaf)Z

Aus dem Noman „Ein Mann"

^7-^ in frischer Lufthauch stieg vom Boden empor — und das Echweigen
I^^^der Nacht war gebrochen. Leise, gedämpfte Akkorde vibrierten in
Luft, verbreiteten sich im Gehölze, krochen von Ort zu Ort, bis
sie im Rascheln des jungen Laubes erstarben; und abermals sank das
große Schweigen über den Wald. Wie ein Wille, unterzutauchen in des
Schlafes traumlosen Tiefen, lag's in der Natur. Die hohen Buchen fielen
wieder in ihre starre Reglosigkeit zurück. Atemlose Stille um-

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