aller Privatmeinung des Einzelnen als Bund keiner politischen, sozialen,
kirchlichen Partei angehören wollen. Wir wünschen mit allem Ernste,
Kultursragen aus dem politischen Getriebe zu lösen und deshalb mrt
dieser oder jener oder auch mit keiner zu arbeiten. Sagt ruhig: so setzt
ihr euch zwischen die Stühle. Man sitzt da wenigstens anf sestem Boden, —
übrigens kann man ja anch zwischen ihnen stehn und sieht dann unter
Nmständen besser, als die Sitzer. Wollt ihr uns aber bekämpfen, so tut's
mit Gründen, damit man über wirkliche Schwierigkeiten der Organi--
sationsfragen reden kann, wie zum Veispiel über die nichts weniger als
kleine: Ortho- oder Anonymität der Kritik. Wie ihr's jetzt treibt, ver-
zichte ich aufs Rnterhalten mit euch, weil ich nur in den seltensten Fällen
glauben kann, daß es ench um sachliche Aussprache geht. Warum ich's
nicht kann? Ihr wißt, werte Herren, daß ich weder ein Dummkopf noch
ein moralisch zweifelhafter Herr bin — weshalb tut ihr, als hieltet ihr
mich für eins von beiden oder für beides? Weshalb redet ihr bald, als
wär ich ein Reaktionär, bald, als wär ich ein Roter, bald, als wär ich ein
Leutschtümler, bald, als wär ich ein Vaterlandsloser, und immer, als wäre
das, was ihr gerade vorbringt, ja allbekannt, also: daß ich schwarz oder
blan oder rot oder sonstwie waschecht sei, oder aber gerade ganz unwasch-
echt, bald Starrkopf, bald Kompromißler, bald Papst, Monopolist, Tyrann,
bald Nachläufer nach allem Modischen, bald einer, den kein Gescheiter
ernst nimmt, bald einer, mit dem so viele große Leute ganz unbegreif-
licherweise >gehn. Heut bin ich „Volksfeind", morgen „kompakte Majori-
tät". Kein Kaleidoskop ist so bnnt und keines so zitterig, wie das kritische
Bild von Kw., Db. und F. A., das ihr aus Scherben alle Tage anders
durcheinanderquirlt. Und dann: warum verdächtigt ihr mich unmora-
lischer chandlungsweise, da ihr ja selber nicht dran und da keiner dran
glaubt, der unsre nnd meine Älrbeit kennt? Keiner, der sie kennt —
wie wacker habt ihr zum Beispiel im Dürerbund gegen mich gearbeitet,
und doch: der Gesamtvorstand hat mich und die andern vom Arbeits-
ausschuß einstimmig wiedergewählt. Ist es ein „Fischen im Trüben"
oder keins, wenn ihr ohne nachzuprüfen den Schwindel weitergebt, auch
der Kunstwart ließe sich durch Annoncen fangen, oder den: ich mißbrauchte
ideelle Zwecke für privates Geschäftemachen? Glaubt ihr etwa selber,
es träte einer dem Buchhändler-Börsenverein, vor dessen geschäftlicher
Macht den Bücher- und Zeitschriftleuten grauset, so entgegen wie ich,
wenn es ihm ums Geschäft ginge? Glaubt ihr etwa selber, ich könnte
euch allen trotzen, wenn's bei mir nicht nur zu verleumden, sondern zu
entlarven gäbe? Treibt man's, wie man's gegen uns treibt, doppelt-,
dutzend-, hundertfach, so wird das Gesamtbild das typische eines großen
Interessentenkampfs gegen Störenfriede, wie er eben im kapi-
talistischen Zeitalter aussieht. Der Einzelne kann dabei ein ganz an-
ständiger Mann sein, der, unter Massensuggestion, eine Weile lang sogar
selbst glauben mag, was er redet. Das Ganze aber ist nichts anderes, als
eine Erscheinung der Korruption.
So seh ich's in unserm Falle. Ob mit Recht, darüber wird der Leser
nach unsrer nächsten „Abrechnung" sich seine Meinung bilden. A
Herausgeberr Qi'. K.c. Ferd.Avenarius in Dresden-Blasewitz;verantwortl.: der Herausgeber —
Verlag von Georg D.W. Eallwey, Druck von Kastner L Eallwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
Inösterreich-Ungarn für Herausgabe u. Schriftleitung verantwortl.: Or. Rich. Batkain Wien XHI/6
^oo Kunstwart XXVI, 23
kirchlichen Partei angehören wollen. Wir wünschen mit allem Ernste,
Kultursragen aus dem politischen Getriebe zu lösen und deshalb mrt
dieser oder jener oder auch mit keiner zu arbeiten. Sagt ruhig: so setzt
ihr euch zwischen die Stühle. Man sitzt da wenigstens anf sestem Boden, —
übrigens kann man ja anch zwischen ihnen stehn und sieht dann unter
Nmständen besser, als die Sitzer. Wollt ihr uns aber bekämpfen, so tut's
mit Gründen, damit man über wirkliche Schwierigkeiten der Organi--
sationsfragen reden kann, wie zum Veispiel über die nichts weniger als
kleine: Ortho- oder Anonymität der Kritik. Wie ihr's jetzt treibt, ver-
zichte ich aufs Rnterhalten mit euch, weil ich nur in den seltensten Fällen
glauben kann, daß es ench um sachliche Aussprache geht. Warum ich's
nicht kann? Ihr wißt, werte Herren, daß ich weder ein Dummkopf noch
ein moralisch zweifelhafter Herr bin — weshalb tut ihr, als hieltet ihr
mich für eins von beiden oder für beides? Weshalb redet ihr bald, als
wär ich ein Reaktionär, bald, als wär ich ein Roter, bald, als wär ich ein
Leutschtümler, bald, als wär ich ein Vaterlandsloser, und immer, als wäre
das, was ihr gerade vorbringt, ja allbekannt, also: daß ich schwarz oder
blan oder rot oder sonstwie waschecht sei, oder aber gerade ganz unwasch-
echt, bald Starrkopf, bald Kompromißler, bald Papst, Monopolist, Tyrann,
bald Nachläufer nach allem Modischen, bald einer, den kein Gescheiter
ernst nimmt, bald einer, mit dem so viele große Leute ganz unbegreif-
licherweise >gehn. Heut bin ich „Volksfeind", morgen „kompakte Majori-
tät". Kein Kaleidoskop ist so bnnt und keines so zitterig, wie das kritische
Bild von Kw., Db. und F. A., das ihr aus Scherben alle Tage anders
durcheinanderquirlt. Und dann: warum verdächtigt ihr mich unmora-
lischer chandlungsweise, da ihr ja selber nicht dran und da keiner dran
glaubt, der unsre nnd meine Älrbeit kennt? Keiner, der sie kennt —
wie wacker habt ihr zum Beispiel im Dürerbund gegen mich gearbeitet,
und doch: der Gesamtvorstand hat mich und die andern vom Arbeits-
ausschuß einstimmig wiedergewählt. Ist es ein „Fischen im Trüben"
oder keins, wenn ihr ohne nachzuprüfen den Schwindel weitergebt, auch
der Kunstwart ließe sich durch Annoncen fangen, oder den: ich mißbrauchte
ideelle Zwecke für privates Geschäftemachen? Glaubt ihr etwa selber,
es träte einer dem Buchhändler-Börsenverein, vor dessen geschäftlicher
Macht den Bücher- und Zeitschriftleuten grauset, so entgegen wie ich,
wenn es ihm ums Geschäft ginge? Glaubt ihr etwa selber, ich könnte
euch allen trotzen, wenn's bei mir nicht nur zu verleumden, sondern zu
entlarven gäbe? Treibt man's, wie man's gegen uns treibt, doppelt-,
dutzend-, hundertfach, so wird das Gesamtbild das typische eines großen
Interessentenkampfs gegen Störenfriede, wie er eben im kapi-
talistischen Zeitalter aussieht. Der Einzelne kann dabei ein ganz an-
ständiger Mann sein, der, unter Massensuggestion, eine Weile lang sogar
selbst glauben mag, was er redet. Das Ganze aber ist nichts anderes, als
eine Erscheinung der Korruption.
So seh ich's in unserm Falle. Ob mit Recht, darüber wird der Leser
nach unsrer nächsten „Abrechnung" sich seine Meinung bilden. A
Herausgeberr Qi'. K.c. Ferd.Avenarius in Dresden-Blasewitz;verantwortl.: der Herausgeber —
Verlag von Georg D.W. Eallwey, Druck von Kastner L Eallwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
Inösterreich-Ungarn für Herausgabe u. Schriftleitung verantwortl.: Or. Rich. Batkain Wien XHI/6
^oo Kunstwart XXVI, 23