Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

DOI issue:
Nr. 1 (Jänner 1863)
DOI article:
Kleine Mittheilungen
DOI article:
Notizen
DOI article:
Correspondenzen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0035

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— 25 —

in Wirklichkeit sehr wenige erhalten. Wie wir der jüngsten Nummer
des „Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit (Nr. 9) entnehmen,
ist das germanische Museum in den Besitz eines solchen Buches ge-
langt. Es ist ein Brevier von 314Pergamentblättern von 4 Zoll 8 Linien
Höhe und 3 Zoll 7 Linien Breite, der Einband mit Hirschleder beklei-
det und an den gewöhnlichen Stellen mit durchbrochenen Messing-
beschlägen versehen. Das Leder steht nach beiden Schmalseiten
hinüber und zwar nach oben hin in einer Breite von 1 Zoll 5 Linien
und nach unten hin von 8 Zoll 6 Linien. Oben bildet der überstehende

Rand, indem die Lederlappen sich Zusammenlegen, gewissermassen
eine Schutzdecke, unten sind dieselben an den Ecken zusammen-
gefasst, so dass ein halbotfener Beutel und eine Spitze entsteht,
welche in einen Knopf aus farbigem Lederriemen auslauft. Auf der
Innenseite des obern Deckels hat sich der ehemalige Besitzer
„Seronymus Kress 1471" eingeschrieben, ln Österreich ist uns ein
derartiger Büchereinband noch nicht vorgekommen, daher wir auf-
merksam machen, falls sich ein solcher in irgend einer Bibliothek der
Sammlung vorfinden sollte.

Notizen.

" Als Nachfolger des Freiherrn v. Aufsess wurde zum ersten
Vorstande des germanischen Nationalmuseums in Nürnberg der
geheime .lustizrathDr. Michelsen gewählt. Eine Correspondenz
der Augsburger Allgemeinen Zeitung begleitet diese Nachricht mit
einigen Bemerkungen, die wir nicht ganz mit Stillschweigen über-
gehen können. „Wenn man, heisst es darin, die Sache des Museums
näher ins Auge fasst und weiss, welche Motive Freiherr v. Aufsess
zur Niederlegang des Directoriums bestimmten, so ist im grossen
Ganzen ein grosser Fortschritt zu erkennen. Er (Freiherr v- Aufsess)
sprach dies zum öftern mündlich und schriftlich aus, dass er nur
die Steile eines geschäftsführenden ersten Vorstande, welcher stets
an das Bureau gebunden ist, desshalb niederlege, um desto eifriger
und mit mehr Müsse auswärts für den Ausbau seiner Schöpfung
wirken zu können, während ein Dritter an seiner Statt die Triebrä-
der der im Innern vollständig organisirten Maschine der Anstalt fort-
bewegt. Somit ist die Thätigkeit und Kraft des bewährten Gründers
und Lenkers derselben nicht nur nicht entzogen, sondern verdoppelt
durch das Hinzutreten einer neuen bewährten Kraft, des Dr. Michel-
sen, die man auf andere Weise durchaus nicht hätte gewinnen
können. Wenn auch Freiherr v. Aufsess als Ehrenvorstand des Muse-
ums gewählt und als solcher einige wenige häusliche Verpflichtungen
übernommen hat, so hindern diese doch nicht, den grössten Theil

seiner Zeit auf Reisen zu verwenden, um seine vielseitigen Kennt-
nisse zur Bereicherung der Sammlung, seine ausgebreiteten Bekannt-
schaften zur Aufbesserung der Geldmittel des Vereins zu verwerthen".
* Die deutsche historische Commission bei der königl. bairischen
Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, für ein Handbuch
deutscher Alterthümer einen Preis auszuschreiben. Dasselbe
soll alles Wesentliche aus den in den letzten Jahrzehenten so frucht-
baren Specialforschungen bis auf die Zeit Karl des Grossen wissen-
schaftlich zusammenstellen. Der Preis beträgt 2000 fl. Der Einliefe-
rungstermin ist 1. Jänner 1885.
* Die Buchhandlung F. Kaiser zu Bremen hat aus der
Verlassenschaft eines Geistlichen in Stedingei'land ein auf Pergament
sehr hübsch gedrucktes Exemplar des altfranzösischen .Kornau
Ja rogc oa J'arf J'amoMr mit 75 fein gemalten Miniaturen angekauft,
dessen Werth bisher ganz unbeachtet geblieben ist. Die vorliegende
aus dem Schluss des XV. Jahrhunderts herrührende Ausgabe unter-
scheidet sich von jenen, die sich in der Pariser Bibliothek und im
Londoner Museum befinden, darin, dass das aufgefundene Buch in
Quart und jedes seiner Bilder zierlich gemalt ist, während jene nur
mit Holzschnitten geschmückt sind.

Correspondenzen.

* Wien. Am 7. December v. J. fand die Einweihung der von den
P. P. Lazzaristen erbauten Kirche am Schottenfelde Statt. Seine
Eminenz der hochwürdigste Cardinal-Erzbischof von Wien, R. v.
Rauscher, nahm den feierlichen kirchlichen Act vor, dem eine
Reihe angesehener Gäste, wie ihre Excellenzen der Handelsminister
Graf Wicken bürg, der Statthalter Graf Chorinsky, der Sections-
chef Altgraf Salm, der Unterstaatssecretär Freiherr v. H eifert,
der Referent für Kunstangelegenheiten des Staatsministeriums, Mini-
sterial-Secretär Dr. G. H e i d e r und zahlreiche Notabilitäten der
Künstlerwelt beiwohnten. Die Kirche, nach einem Plane des Pro-
fessors und Mitgliedes der k. k. Central-Commission zur Erf. und
Erhaltung der Baudenkmale, Friedrich Schmidt, im gothischen
Style erbaut und unter der Leitung des Letzteren von dem Architec-
ten und Baumeister Hlavka ausgeführt, erregt im hohen Grade das
Interesse aller Künstler und Kunstfreunde, und ist bedeutungsvoll
durch den Umstand, dass durch dieselbe der Regeneration der
kirchlichen Baukunst in Wien, die seit Jahren in Wort und Schrift
vorbereitet ist, ein glänzender Ausdruck gegeben wurde. Einfach und
edel in seinen Formen, durchzieht das ganze Bauwerk ein würde-
voller Ernst und eine wohithuende Harmonie, es ist so meisterhaft
in stylistischer Beziehung und so interessant in seinen Einzelnheiten
und seiner Einrichtung behandelt, dass es mit Recht als eines
der hervorragendsten Kunstwerke Wiens aus jüngster Zeit ange-
VIII.

sehen werden kann. Diese Blätter, deren Aufgabe es ist, auf die
Schönheiten und den Formenreichthum der mittelalterlichen Baustyle
hinzuweisen, können daher diesen glücklichen Erfolg des bewährten
Meisters der Gothik nur mit aufrichtiger Freude begrüssen, und
es fällt derselbe um so gewichtiger in die Wagschale, als Schmidt
durch die Lazzaristenkirche auch manche Bedenken in Bezug
auf die Anwendung der Gothik bei kirchlichen Neubauten siegreich
widerlegt hat, indem er den Beweis geliefert hat, dass sich eine
gothische Kirche von ziemlich grossen Dimensionen indem Zeiträume
von nicht mehr als 2% Jahren und mit einer Kostensumme von kaum
300.000 fl. (den Thurm mit eingerechnet) hersteilen lässt.
^ Wien. Professor Rud. v. Eitelberger hat am 17. Novem-
ber v. J. für die Mitglieder des Wiener Alterthumsvereines einen
Cyclus von zehn Vorlesungen über „Kunst und Kunstwerke in Eng-
land", im Sitzungssaale des Wiener Gemeinderathes eröffnet, die
bisher grossen Anklang gefunden und sich auch durch einen zahl-
reichen Besuch ausgezeichnet haben. Das Programm derselben ist
folgendes:
1. Ein Blick auf die moderne Kunst Erglands. 2. Die englischen
Porträtmaler (Reynolds, Gainsborough und Lawrence). 3. Die eng-
lischen Genremaler (Hogarth, Wilkin, Frith, die Praeraphaelisten).
4. Die englischen Landschafts- und Thiermaler (Turner und Land-
4
 
Annotationen