Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

DOI Heft:
Nr. 7 (Juli 1863)
DOI Artikel:
Kleine Mittheilungen
DOI Artikel:
Notizen
DOI Artikel:
Correspondenzen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
208 —

ist in Altötting. Dasselbe, wohl aus dem XU!. Jahrhundert stam-
mend, war ursprünglich durchaus nicht schwarz. Als man in den
letzten Jahren einen Abguss dieses Bitdes auf den Wunsch des
Königs von Bayern veranstattete, biieb vielfach die schwarze Rinde
dem Künstier in den Händen. Unterhalb zeigte sich, dass das Holz-
büd ursprüngiieh ganz schön bemalt war, mit zartem Incarnat, mit
rothem Gewände und weissem Mantel. Hie schwarze Rinde war nur

Kohle und Russ, welche sich in der kleinen Capelle vom Inccnsiren,
vom Dampfe zahlloser Lampen und Kerzen dem Bilde später angelegt
hatten. Jene mystische Deutung der schwarzen Farbe der Gnaden-
bilder ist also nicht begründet und aufzugeben, da sie einer sehr
naheliegenden Missdeutung ausgesetzt ist, wie man ja neuerdings
ein Echo der Diana von Ephesus hier hat erkennen wollen.
Dr. Sighart.

Notizen.

"Aus Rom ddo. Mai bringen die „Dioskuren" folgenden
Bericht: Heute kann ich Ihnen Nachricht geben von einer sehr
wichtigen und interessanten Ausgrabung, die in den letzten Tagen
in allen Kreisen Roms, besonders bei Künstlern und Kunstfreunden
viel von sich reden gemacht und grosse Hoffnungen erregt. Acht
Miglien von Porta de! popolo, da wo die von Civita Castellana kom-
mende Via Flaminia von der Höhe herabsteigt und durch den kleinen
Prima porta genannten Engpass (Westphal, römische Campagna
Seite 134) in das Thal des Tiber tritt (welcher Punkt im Alter-
thum, wahrscheinlich wegen der hier zu Tage tretenden rothen Tuff-
felsen, Saxa Rubra genannt wurde), befinden sich auf der Höhe
antike Mauerreste, hohe Futtermauern mit Strebepfeilern, die den
Berg stützen, und verschiedenes Mauerwerk in grosser Ausdehnung.
Aus Piinius (Hist. nat. XV, 30) ist bekannt, dass an dieser Stelle
die Willa der Livia Augusta mit dem Beinamen „ad Gallinas" ge-
legen, wie das Nibby (Analissi della carta di Dintorni di Roma
(Roma 1837) Bd. 111, pag. 39—41) nachgewiesen; und in der That
war der Ort für eine kaiserliche Villa auch besonders geeignet. —
Der Ort liegt frei über der ganzen Umgegend erhaben, so dass der
Blick die ganze Campagna mit den Albaner-, den Sabiner-Gebirgen
und den Soracte beherrscht. Unmittelbar davor liegt die Tiber in
weitem Thal (das Schlachtfeld des Maxentius), jenseits derselben
das malerische Castel Giubilio und in der Ferne Rom. Ausgrabungen
waren hier nie gemacht worden. Es war daher ein glücklicher
Gedanke der Herren Gagliardi und Segni, dass sie solche unter-
nahmen, und sie wurden bald auf das Reichste belohnt. Am 21. April
wurde nämlich viet'Fuss unter der Erdoberfläche eine überlebens-
grosse Statue des Kaiser August von hohem künstlerischen Werth
gefunden, so wohl erhalten wie selten ein antikes Werk. Die Beine
und der rechte Arm sind zerbrochen, aber Alles ist vorhanden. Die
Statue ist, wie deutlich zu erkennen, schon im Alterthum restaurirt
worden. Der trefflich gearbeitete Kopf, an dem auch nicht das Ge-
ringste beschädigt, war eingesetzt. Der Imperator ist stehend darge-
stellt, in der Hand ein Scepter. Neben ihm, als Stütze, beßndet sich
auffallender Weise ein Amor auf dem Delphin von weniger guter Ar-
beit, während die Statue selbst in Conception und Ausführung ein
Werk ersten Ranges ist. Gewand und Panzer waren bemalt; man er-
kennt noch vielfach rothe und blaue Farbe. Die grössteBewunderung
erregen bei Künstlern die auf dem Panzer angebrachten Reliefs, die
so sorgfältig in dem feinen panschen Marmor ausgeführt sind, wie
uns kein anderesWerk erinnerlich. Hinten ist die Statue wenig bear-
beitet. Sie liegt jetzt in einem Magazin bei Porta prima. Es findet

ein wahres Wallfahrten dahin statt. Die Strasse ist belebt wie kaum
sonst. — Ausserdem sind zwei trefflich gearbeitete, sehr individuelle
Büsten, deren Namen noch nicht bestimmt, gefunden und eine weib-
liche von späterer Arbeit, ferner ein grösseres Relief in Marmor,
mit tanzendenFiguren, vieleReliefs vonTerracotta, Lampen inThon,
viel interessante Inschriften, kostbare Marmore, architektonische
Ornamente u. s. w. Von dem Plan der ausgegrabenen Villa ist noch
nichts erkennbar. Die gefundenen Stücke Wandputzes sind von
der sorgfältigsten Bearbeitung und zeigen die schönsten Farben.
"Der Stifter des germanischen Museums in Nürnberg. Freiherr
v. Aufsess, hat seine reichen Urkunden-, Bücher-und Kunstschätze
dieser Anstalt auf zehn Jahre zur Benützung überlassen. Um dieselben
bleibend dem Museum zu erhalten, handelte es sich jetzt darum,
das Ankaufscapital von 120.000 fl. aufzubringen. Se. Majestät König
Ludwig von Baiern hat nun dem Museum die Summe von 50.000 d.
zu dem Zwecke und mit der Bedingung geschenkt, dass der fehlende
Rest des Ankaufscapital im Jahre 1864 auf anderem Wege aufge-
bracht wird.
"ln Folge der zu Florenz ausgeschriebenen Concurrenz
für den Entwurf einer Fapade des Domes sind 42 Entwürfe ein-
gelaufen, unter denen sich jener des jungen Architekten Wilhelm
Petersen aus Kopenhagen vortheilhaft auszeichnen soll. Auch
Architekt Matas, welcher die Fapade von Sta. Croce ausgeführt
hat, lieferte einen Entwurf, welcher im Monate Mai ausgestellt war.
"Der belgische Archäologe Wcale hat auf einem archäolo-
gischen Ausfluge in Belgien eine aus dem XII. Jahrhundert her-
rührende Mosaik — die einzige bisher bekannte des Landes —;
ferner einen Reliquienschrein aus Holz, bemalt, aus dem XHI. Jahr-
hundert aufgefunden.
"Ein belgischer Archäologe hat jetzt urkundlich nachgewiesen,
dass der bekannte Maler Roger van der Weyden in Tournai
und nicht in Brüssel geboren wurde. Aus Urkunden ergibt sich
auch, dass Roger van der Weyden und de la Pasture identisch sind.
* Kaiser Napoleon hat den Befehl gegeben, die Restauration
der Abtei und Kirche zu St. Denis wieder forfzusetzen. Viollet-
le-Duc wurde mit dieser Aufgabe betraut.

Correspondenzen,

* W ien. Im Junihefte der „Mittheilungen" wurde die Aller-
höchste Entschliessung veröffentlicht, in Folge welcher die k. k.
Central-Commission ihren ersten Präsidenten Se. ExcellenzKarl
Freiherrn v. Czoernig verloren hat. Anknüpfend an dieses Ereig-
niss sei es uns gestattet, einen kurzen Rückblick auf das Wirken des

um die Archäologie und die Erhaltung der Kunstdenkmale m Öster-
reich hochverdienten Mannes zu machen, Freiht-rr v. Czoernig
übernahm das Präsidium der k. k. Central-Commission zu Anfang
des Jahres 1853 mit dem Zeitpunkte, als letztere sich auf Grund-
lage ihres Statutes vom 31. December 1851 eonstituirte. Er war in
 
Annotationen