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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 7 (Juli 1863)
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Essenwein, August von: Die mittelalterlichen Baudenkmale der Stadt Friesach in Kärnthen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0200

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190 —

Die mittelalterlichen Bandenkmale der Stadt Friesach in Kärnthen.
Von A. Essenwein.

IH.
Die kirchlichen Baudenkmate Friesachs sind keine
gtänzenden Werke von hohem Kunstwerth; sie haben einen
einfachen Formenkreis und bescheidene Dimensionen. Sie
zeigen uns die bürgerlich nüchterne Kehrseite der glänzen-
den Kirchenbaukunst; sie sind bescheidene Werke, wo der
Meister den kieinen Bedürfnissen Form und Ausdruck ver-
tiehen hat. Derartige Werke sind nicht weniger werthvolt
ats die glänzenden Dome, sie ehren ihre Meister nicht
weniger. Nur sottten sie eben nicht epochemachend sein
und sind es auch nicht geworden; sie zeigen uns aber
immerhin, dass die grossen Principien der mittehdtertichen
Kunst eben so gut diese bescheidenen Aufgaben zu tosen
bestimmt und fähig waren, als sie jene ideaten Werke
hervorriefen. In der That sind diese an und für sich
bescheidenen Werke noch jetzt in ihrer Verstümmetung
der Stolz der Kleinstädter und sind immerhin nicht btos der
Erhattung oder Sorgfatt werth, sondern auch dem Studium
der Künstter zu empfehten, die daraus einen neuen Beweis
schöpfen mögen, dass auch die grösste Einfachheit, sobald
sie zweckentsprechend ist, eine wirklich künstlerische
Lösung bietet. Diese Werke sind ganz geeignet, von
künstterischen Übertreibungen zurückzuhatten und dieje-
nigen zu belehren, die glauben, ohne complicirtesFormeft-
wesen nichts ausrichten zu können. Es sind indessen Werke
ohne besondere grosse Eigentümlichkeiten, wie es deren
Gotttob in atten Ländern viete gibt, obwoht man es kaum
glauben sotlte, wenn man att den Formenunsinn siebt, den
heutige Architekten zu Tage fördern, wenn ihnen die Auf-
gabe gesteht ist, eine kleine bescheidene Kirche zu bauen.
Es wäre uns daher fast die Versuchung nahe gelegen, trotz
der Gewöhntichkeit der Friesacher kirchiichen Bauten uns
etwas eingehender mit denselben zu beschäftigen, wenn
wir uns nicht sagen müssten, dass für die Betehrung des-
jenigen, der Augen hat zusehen, überatl sotche Objecte
genug vorhanden sind und auch schon genug für diePubli-
cation geschehen ist. Diejenigen, die dasAHes nicht sehen,
würden wir durch eine eingehende Behandlung dieser
Gewöhntichkeiten doch nicht betehren. Wir begnügen uns
atso mit kurzen Andeutungen und Hervorkehrung des
eigenttich besonders Interessante)). Auch hiefür steht uns
aber nicht der begeisterte Schwung zu Gebote, der eine
andere Feder vor uns geteitet, die vor tauter Schwung und
Entzücket) Otter diese hohen Werke gar nicht zu einer
ordentlichen Beschreibung gekommen ist.

Besondere historische Notizen über die einzetnen
Bauwerke haben wir nicht mitzutheilen, indem altes darauf
bezügliche in der ersten Abtheilung Ptatz fand.
Zuerst haben wir unsere Aufmerksamkeit der Pfatr-
und Stiftskirche zuzuwenden, die auf dem Markte steht.
Sie ist dem heitigen Bartholomäus geweiht. Über die Zeit
ihrer Entstehung kennen wir keine urkundiiche Nachricht.
Sie besteht aus einem dreischiffigen Langhause, das aus
der frühromanischen Periode herstammt, mit zwei Thürmen
an der Westseite und einer Vorhatle zwischen denselben.
Ostwärts scbhesst siet) ein einschiffiges gothisches Presby-
terium an. Die Kirche istvietfältig umgebaut, ausgebessert
und restaurirt worden, so dass sie jetzt weder innerlich
noch äusserlich einen nur annähernd befriedigenden Ein-
druck macht, nur sind die Hauptverhäitnisse so glücklich,
dass auch der gegenwärtige Zustand den imponirenden
räumlichen Eindruck nicht ganz aufheben kann. Das Lang-
haus besteht, wie aus dem Grundrisse Fig. 15 zu ersehen
ist, aus einem weiten Mittelschilf und zwei engeren Neben-
schitfen, die durch zwei Reihen einfacher viereckiger ro-
manischer Pfeiler getrennt sind. Die lichte Weite des
Mittelschiffes beträgt 32 Fuss, die des gesummten Innern
68 Fuss, die Gesammtlänge des Mittelschiffes 11? Fuss.
Die Pfeiler, welche die Schiffe trennen, haben quadrati-
schen Grundriss und ihre Stärke beträgt nahezu 3 Fuss
auf jeder Seite, das östlichste Pfeilerpaar ist oblong. Die
Füsse der Pfeiler stecken im Boden, so dass davon nichts
mehr sichtbar ist. Die Kämpfer haben ein einfach schräges
Profil. Weite Rundbogen spannen sich von Pfeiler zu
Pfeiler, einfach, ohne Gliederung. Das Verhältniss der
Arcaden ist gegen andere romanische ein ungeheuer weites.
Während sonst häutig die Pfeiler fast so stark und breit
sind als die leichte Spannung der Arcaden weit ist, beträgt
hier die lichte Weite zwischen dem nur 3 Fuss breiten
Pfeiler ungefähr 17 Fuss und ist bei allen Pfeilern ziem-
lich gleich. Desshalb scheint es uns auch wahrscheinlich,
dass ehemals alle drei Schiffe flache Holzdecken hattet). Jetzt
sind in den Seitenschiffen Bogen nach derUmfassungswand
gespannt und Kuppelgewölbe zwischen denselben eingesetzt.
Die Fenster so wie zwei Thüren in den Umfassungswänden
der Seitenschiffe sind modern. Die ursprüngliche Höhe
des Mittelschiffes ist nicht mehr zu entscheiden, doch mag
sie ungefähr die jetzige gewesen sein, also etwas über
40 Fuss, auch gehört ausser den Arcaden nichts der
ältesten Periode an. In das XIH. Jahrhundert gehören die
Fenster, welche ehemals das Mittelschiff beleuchteten,
nämlich ein kleines Rundfenster über jedem Arcadenbogen
 
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