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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

DOI Heft:
Nr. 2 (Februar 1863)
DOI Artikel:
W., K.: Der romanische Speisekelch sammt Patene im Schatze des Stiftes St. Peter in Salzburg
DOI Artikel:
Vocel, Jan Erazim: Die Baudenkmale zu Mühlhausen (Milevsko) in Böhmen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0046

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- 36 —

dünnen, innen ausgehöhlten Röhrchen, an welchem eine
Handhabe angebracht ist.
Zieht man den Kunstcharakter des Kelches und der
Patene in Betracht, so ist auffallend wie derb und roh die
getriebenen Figuren des Kelches gestaltet sind. In ihrer
Darstellungsweise noch strenge an den typischen Charakter
der romanischen Kunstepoche festhaltend, sind sie aber von
einer so ungelenken, handwerksmässigen Hand modellirt.

dass sie den Eindruck einer Schablonen-Arbeit machen.
Mit mehr künstlerischem Sinne und mit grösserer Zartheit
im Ausdrucke sind die tiguralischen Gravirungen der
Patene behandelt. Was den Zeitpunkt der Anfertigung des
Kelches und der Patene anbelangt, so dürfte hiefürder
Schluss des XII. Jahrhunderts anzunehmen sein.
K. W.

Die Baudenkmale zu Mühlhausen (Milevsko) in Böhmen.
Von ür. Erasmus Woce!.
(Schtuss.)

Das von Georg v.Milevsk gegründete Prämonstratenser-
Ktoster erhob sich in einigerEntfernungvondem Städtchen
Mühlhausen am Rande des grossen Klosterteiches, dessen
Spiegel einen Flächenraum von 22 Morgen und 460 Quadrat-
klafter bedeckte, der aber gegenwärtig trocken gelegt
und in eine Wiese ungewandelt ist. Den Besucher, der den
weitläufigen Vorhof des ehemaligen Klosters betritt, fesseln
vor Allem die beiden hochgestreckten Thürme, welche die
Fa$ade tlankiren. An die Südseite der Basilica schliesst sich
das einstöckige ehemalige Conventsgebäude an, das, ein
Viereck bildend, mit seinen Kreuzgängen einen Hof umgibt.
Eine Abtheilung dieses Baues dient gegenwärtig den
Wirthschaftsbeamten zur Wohnung; der rückwärtige Theil
desselben wird als Bräuhaus benützt. An der Nordseite der
Kirche erhebt sich das vormalige Prioratshaus, welches
jetzt von dem Decbant von Mühlhausen und seinen Caplänen
bewohnt wird.
Sowohl der Convent als das Prioratshaus wurden, wie
aus der vorangeschickten historischen Übersicht erhellt, im
XVII. Jahrhunderte aufgeführt und stellen sich als gewöhn-
liche anspruchlose Bauten dar, deren nähere Schilderung
nicht in dert Rahmen dieser Darstellung gehört.
I.
tHe BasiHca.
Die gegenwärtige Dechanteikirche zu Maria-Heimsu-
chung, die ehemalige Klosterkirche, gehört zu jenen Denk-
malen des romanischen Styles in Böhmen, welche sich, in
ihren Hauptbestandteilen wenigstens, beinahe vollständig
bis auf unsere Tage erhalten hatten, und nimmt, wenn man
die Ausdehnung der Bauanlage in Betracht zieht, den ersten
Platz unter denselben ein. Wohl erhebt sich im westlichen
Theile Böhmens ein zweites viel grossartigeres Baudenkmal
dieser Art, dessen Gründung gleichfalls dem XII. Jahrhundert
angehört, nämlich die Basilica des Prämonstratenserstiftes
Tepl; dieselbe ist aber in ihrem Innern so umgestaltet und
durch moderne Zuthaten so umwandelt, dass sie auf den
Beschauer mehr den Eindruck des charakterlosen Eklekti-
cismus der Neuzeit als den der ehrwürdigen Vorzeit übt.

Den Grundriss der Basilica, Fig. 1, bildet ein langge-
strecktes Rechteck, an dessen Ostseite das im Style der


Frühgothik aufgeführte Querschiff und das aus dem Acht-
eck gefügte Sanctuarium hervortritt. Das Mittelschiff wird
durch 10 Rundsäulen, 2 Pfeiler und 2 Scheidemauern von
bedeutender Ausdehnung von den Abseiten geschieden;
diese mit den ursprünglichen romanischen Kreuzwölbungen
überdeckten Seitenschiffe sefzen sich längs den Scheide-
mauern des Mittelschiffes fort und münden in das zu gleicher
Höhe mit dem Mittelschiffe emporsteigende Querschiff.
Die Länge der Basilica beträgt im Lichten 187 Fuss
davon entfällt auf die Vorhalle.11 Üs ^
 
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