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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 6 (Juni 1863)
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Essenwein, August von: Die mittelalterlichen Baudenkmale der Stadt Friesach in Kärnthen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0159

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4f!.60kr. Öst.W.

M!TTHE!LUHGEM
DER E. E. CENTRAL-COMMISSION




Unter Mitwirkung des Prof. Rud. v. Eitelberger und des Dr. Uustav Eeider
redigirt von Earl Weiss.
6. YIII. Jahrgang. J'dlii M.

Die mittelalterlichen Bandenkmale der Stadt Friesach in Kärnthen.
Von A. Essenwein.
(Mit 3 Tafeln.)

I.
Wenn das Land glücklich zu preisen ist, dessen Geschichte
langweilig ist, so muss Friesach unter die unglücklichsten
Städte gerechnet werden, denn kaum dürfte eine zweite Stadt
von gieicher Bedeutung so viel von Krieg und Feuershrunst
während des Mitteiaiters zu erzähien haben a!s Friesach:
und doch haben diese der Stadt nicht so geschadet um ihre
Bedeutung schwächen zu können, ja dieseihe tritt noch viei
klarer gerade dadurch hervor. Auch seine Monumente sind
nicht in dem Masse vom Kriege zerstört, a!s später im
Frieden, uud noch jetzt gibt Friesach im Wesentiichen ein
geschlossenes Bild einer kleinen süddeutschen Stadt des
Mittelalters. Es ist allerdings da und dort etwas lücken-
haft, der Gesammteindruck der Strassen erinnert nicht
mehr an das Mittelalter, die Häuser sind modern, die Kir-
chen sind verstümmelt, die Festungswerke gebrochen, aber
es sind so viele Trümmer und Beste da, dass wenig Phan-
tasie dazu gehört, sich den Eindruck zu reconstruiren.
Noch ragen allenthalben die Trümmer der Burgen aus der
Erde, die Mauern und der Graben sind noch erhalten , ja
der letztere hat noch sein Wasser, das ihm stets von
frischen Quellen zufliesst. Und gerade alle diese Reste der
Kriegsbaukunst des Mittelalters sind desshalb im Stande,
uns das Bild der alten Stadt vor Augen zu führen, weil die
*) Als ältere Quellen nennen wir Megiser's Chronik in Kärnthen. Z e i 11 e r's
(Merian's) Topographie und Vaivasor's Topographie, in neuerer
Zeit ist die Geschichte Friesachs übersichtlich bearbeitet worden vom
Propste Hohenauer, auf dessen Schriftchen: „Die Stadt Friesach,
ein Beitrag zur Profan- und Kirchengeschichte von Kärnthen, verfasst
von Franz Lorenz Hohenauer, herausgegehen von der Direction
des historischen Vereines für Kärnthen, Klagenfurt 1847", wir die
Leser besonders verweisen.
Die neueste Bearbeitung fand Friesach in dem Werke : Österreichs
kirchliche Kunstdenkmale der Vorzeit, von H. Hermann, Domherr
zu St. Andrä, mit Zeichnungen von Springer.
vm.

Stadt wesentlich eine Kriegsstätte war: sie war ein wich-
tiger strategischer Punkt und desshalb befestigt worden.
Die Burgen und Mauern waren die Hauptsache, alles
andere wegen derselben vorhanden. Die Stadt war weder eine
glänzende fürstliche Residenz noch eine reiche blühende
Handelsstadt; sie war eine feste Stütze der Herrschaft des
Landes.
Diesen Charakter zeigen auch alle ihre Monumente:
hier ist keine überschwengliche Architectur, kein Reich-
thum an Zierformen, kein Luxus des Materiales, keine Bra-
vour der Ausführung; alles ist schlicht, bescheiden und
zweckmässig, der Formenkreis einfach und das Ornament
beschränkt. Und doch, welcher Reichthum der Formen in
der Gesammterscheinung. Wie lustig sieht sich heute noch
dasStädtchen an, wie „fein" erscheint es auf der Ansicht,
die der alte Merian mittheilt; es ist alles charakteristisch
und darum schön.
Die Stadt liegt „an einem bequemen Orte, ist mit
feinen und lustigen Berglein umgehen, dahinter hat es aber
ein hohes Gebirge, wodurch die rechte Landstrasse nach
Obersteier geht". Am Fusse des hohen Gebirges gelegen,
bot sie einen trefflichen Punkt zur Vertheidigung des
Metnitzthales, das sich hier zu einer Ebene bei einem den
Eingang in das enge Thal bewachenden Schloss Düren-
stein erweitert, durch welche die Verbindungsstrasse
Deutschlands mit Italien hindurchführte.
UmdieBedeutungFriesachs zu erkennen, muss man sich
vor Augen halten, dass eine über ein Land zerstreute Bevölke-
rung dasBedürfnisshat, sich Wege zu schaffen, auf denen sie
unter sich und mit der Aussenwelt verkehrt; diese Wege
führen die Fiussthäler entlang, langsam auf die Höhen hinauf
zur Wasserscheide, wo sodann ein bequemer Übergang in
ein anderes Flussgebiet sich findet durch das man wieder
herabsteigt. Um ein Land in seiner Gewalt zu haben und

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