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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 11 (November 1863)
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Müller, H. A.: Ein miniirtes Gebetbuch aus dem XV. Jahrhundert, in der Stadtbibliothek zu Bremen
DOI Artikel:
Schmitt, Anton P.: Bericht über einige Kunstdenkmale Böhmens
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0330

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320

darauf, das Schwert des Petrus, neben der Säule eine
offene, schlagfertige Hand, ein Kopf, der wegen seiner
etwas nach oben gerichteten Haltung und des zugespitzten
Mundes den des Judas Ischarioth bezeichnen soll, vier
andere bärtige Köpfe, nämlich der des Herodes, des Pilatus
des Kaiphas und eines Unbekannten. Auf der Einfassung
des Grabes bängt ein weisses Leichentuch, daneben der
Hock desHerru. Unten neben demGrabe die Laterne, ein
cylinderförmiger Gegenstand, wahrscheinlich der Spiei-
b e c h e r und das ß r e 11 mit den 30 S i 1 b e r 1 i n g e n. Son-
derbarer Weise fehlt die Dornenkrone.
Endlich vor dem AcWf

31. Der heil. Hieronymus, der in rotherCardi-
nalstracht auf einem einfachen Holzstuhle in seiner capel-
lenartigen Zelle sitzt. Vor ihm steht der Löwe auf zwei
Beinen, die rechte Vordertatze dem Heiligen reichend.
Daneben das Haus des Löwen, in Gestalt den jetzigen
Hundehäusern ähnlich. An die schräge Seite des Daches ist
ein aufgeschlagenes Buch angelehnt; auch in dem Häus-
chen des Löwens bemerkt man ein aufgeschlagenes Buch.
Die Darstellung ist nicht ungewöhnlich und erinnert, ab-
gesehen von dem Löwenhause, an das bekannte Bild des
Hubert von Eyck in Neapel; doch fehlt die Maus, welche
in die leere Tasse, schlüpft.

Bericht über einige Kunstdenkmaie Böhmens.
Von Anton P. Schmitt.

Als einen Beitrag zur Statistik der Kunst denkmale
Böhmens übergebe ich den nachfolgenden Bericht und be-
merke, dass derselbe keinen anderen Zweck hat, als auf
einige kunstgeschichtlich nicht ganz unwichtige Objecte
aufmerksam zu machen. Dieser Bericht ist das Resultat
einer kurzen Reise, welche ich im Sommer 1862 einzig in
der Absicht unternommen, einzelne, bisher wenig durch-
forschte Theile des Landes zu besuchen, um von den dort
vorhandenen Kunstüberresten Kenntniss zu erhalten.
I.
Schkikenwcrd (Slawken — Slako — Schlakenwcrd,
böhmisch Ostrov), Stadt.
1. Die Stadtkirche, ein Conglomerat mehrerer
Bauzeiten; der ursprüngliche gothische Styl ragt, obwohl
ohne Bedeutendheit, am meisten hervor.
Einschiffig, die Fenster ohne Stabwerk; Thurm gegen
Süden stehend, setzt in dem oberen Theile aus dem Viereck
in's Achteck um, auf der Thurmspitze ein Hahn. Die Ein-
wölbung gehört der spätesten Gothik an.
Sehenswerth sind:
n) Eine kleine gothische M o n s t r a n z aus Kupfer, vergol-
det. Sie ist von einfacher Construction und mag ehe-
dem ein Reliquiariutn gewesen sein.
A) Zur Linken des Hochaltares ist ein grosser, mit
einer Schichte Kalk bedeckter Grabstein, welcher die
Ruhestätte der Söhne des Kaspar Schlik, Grafen zu
Pasaun uud Weisskirchen, Herrn zu Elbogen und Schla-
keuwerd: Mathes, Kaspar, Hans und Wolf bezeichnet.
2. Das Rath haus, um die Mitte des XVI. Jahrh.
gebaut. An dem Thurme sind in Stockhöhe Sculpturtafeln
eingemauert, und zwar folgende Darstellungen: Curtius,
die Urtheilsprechung Salomons, die Justitia, das Scldik'sche
Wappen.
3. Die Mar i a-E i n sie de!-Ca pelle, in der zweiten
Hälfte desXVH. Jahrh. erbaut (1666?), renovirt 1744 durch
den Markgrafet) von Baden Ludwig Georg; der kunst-

geschichtliche Werth besteht in der Styleinheit, und es
wird der Eindruck eines Renaissancebaues durch keine
Znthat gestört.
Diese Capelle war des höchst mangelhaften Dach-
werkes wegen in grosser Gefahr und ich wendete mich um
Abwehr derselben an das Bürgermeisteramt. Mittlerweile
veranstaltete das Comite zur Wiederherstellung des Klo-
sters zu Gunsten der Capelle ein Coucert, welches 78 tl.
Reinertrag abwarf. Da nun ein neues Schindeldach auf
80 fl. zu stehen kömmt, so kann demnach die Eindachung
ohne Verzug vorgenommen werdet) und die Capelle ist in
ihrem Bestände gesichert.
4. Das Kloster, die Klosterkirche und die Gruft der
ehemaligen Besitzer , so wie auch die St. Floriancapelle
(ausser Gebrauch), stammen aus dem Jahre 1666 , sind
ohne weiteren Werth. Die Gruft ist stark im Verfalle, ln
der Klosterkirche vermögen höchstens nur ein Grucifix
mit den Statuen der heil. Maria und des heil. Johannes die
Aufmerksamkeit etwas zu erregen.
3. Die Kirche St. Jakob auf dem Friedhofe, angeblich
die Kirche des alten Ostrov, romanischer Bau ohne Thurm,
einschilfig, Presbyterium ein Rechteck, ohne Apsis, der
schon gebrochen. Die Stylart zeigt sich
nur in dem Fenster des Presbyteriums und in dem Portale
mit zurücktretendem Steinmauerwerke ohne ornamentalen
Schmuck.
Hinter dem Hochaltar befindet sich die Statue des
heil. Jakob, eine Holzschnitzerei aus der zweiten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts von Werth. Ich habe bereits Schritte
gethan, dass die Aufstellung dieses Bildwerkes im Kirchen-
schiffe ermöglicht werde.
6. Die Marienstatue auf dem Markte stammt aus
dem Jahre 1 683.
7. Über ein Pergamentbuch mit Miniaturen aus dem J.
1333 werde ich später einen ausführliche)) Bericht einsenden.
8. Die Stadt ist durch grosse Brände um das Archiv
gekommen; im grossherzoglichen Schlosse liegen jedoch
 
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