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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 2 (Februar 1863)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0062

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Bologneser Schule. Ein belgischer Künstler Pique glaubt in dem
Bilde eine von Carlo Maratti gemachte Skizze für ein Frescogemälde
zu erkennen. So sehr nun die Meinungen über den Meister aus-
einander gehen, stimmen doch alle Kenner überein, dass das Bild zu
den vorzüglichsten Kunstwerken gehört.

*Aus Florenz berichtet das „Organ für christliche Kunst"
dass nach den Planen des Cavalieren Matas die Fa$ade der Kirche
Santa Croce hergestellt und die Restauration der Fapade der Kathe-
drale, deren Kosten auf 100.000 Ducati veranschlagt ist, nun ernst-
lichst in Angriff genommen werden wird.

*In Paris beschäftigt man sich gegenwärtig mit der Restau-
ration der unterirdischen Kirche des heiligen Irenäus, deren Ursprung
nach der Tradition bis zum V. Jahrhundert zurückgeht. Das schwie-
rige Unternehmen ist Herrn Deshardins übertragen. „Wenn es
sich darum handelt", bemerkt dazu das „Organ für christliche Kunst",
„ein Bauwerk von einem so ehrwürdigem Alter wieder herzustellen
und auszuschmücken, so sind Kunst und Wissenschaft berechtigt, in
Schrecken zu gerathen".
*Vom 1. Juli 1803 wird in der Stadt Hohenstein im König-
reiche Sachsen bei Gelegenheit einer evangelischen Pastoralcon-
ferenz eine Ausstellung von kirchlichen Kunst- und Gewerbe-
Erzeugnissen aus älterer und neuerer Zeit stattfinden.

Correspondenzen.

Seine Excellenz der Präsident der k. k. Central-
Commission Freiherr v. Czoernig machte in der Sitzung vom
8. Jänner der Versammlung die erfreuliche Mittheilung, dass das
Mitglied der k. k. Central-Commission Professor Friedrich
Schmidt über einstimmigen Vorschlag desDombau-Comites von
Sr. k. k. apost. Majestät zum Dombaumeister von St. Stephan ernannt
worden sei. Seine Excellenz begleiteten diese für die k. k. Central-
Commission hoch erfreuliche Mittheilung mit dem Ausdrucke
der Zuversicht, dass durch die Berufung dieses genialen Künstlers
zur Leitung der Restauration des Domes die Fortsetzung und Voll-
endung desselben in einer allen Anforderungen der Kunstfreunde
entsprechenden Weise sicher gestellt werde. Die „Wiener Zeitung"
vom 19. Jänner begleitete die Nachricht von dieser Ernennung mit
folgenden hiermit vollkommen übereinstimmenden Worten:
„Professor Schmid, durch IS Jahre an der Restauration des
Cölner Domes betheiligt, als selbstständiger Architekt durch eine
Reihe von Bauten im gothischen Style sowohl in als ausserhalb
Österreichs als Meister der Stylrichtung allgemein anerkannt, bietet
für die Lösung der ihm zugefallenen hochwichtigen Angelegenheit
in so reichem Masse alle Garantien eines vollständigen Gelingens, dass
die Wahl in allen Kreisen als eine höchst glückliche bezeichnet
wird."
*N*esf. Uber die Resultate der im verflossenem Jahre zu
Stuhlweissenburg von der archäologischen Commission der ungari-
schen Akademie der Wissenschaften unternommenen Ausgrabungen
der Fundamente der alten Krönungskirche entnehmen wir einem
Berichte Dr. Henzlmann's, der die darauf bezüglichen Arbeiten
geleitet hat, folgenden Überblick des gewonnenen Ergebnisses: „Es
haben sich im aufgedeckten Theile vier nach einander auf demselben
Platze errichtete Gebäude vorgefunden: Die Basilica des heiligen
Stephan, der erste Umbau Bela'sIH. im spätromani^chen Style, der
zweite Umbau unter Karl Robert im Spitzbogenstyle, und der dritte
Umbau unter Matthias Corvinus in einem bereits verfallenden Spitz-
bogenstyle.
Vom Basilikenbaue haben sich noch erhalten die Fundamente
des östlichen Theiles, wirkliches Piaster, und wo dieses fehlt, wenig-
stens der darunter gelegte Cement, endlich ein wahrscheinlich
hierher gehöriger Säulenunterbau. Den Radius des Apsidenhalbrun-
des konnte ich nach dem ausgegrabenen Theile bestimmen, und aus
diesem wieder die Breite des Mittelschiffes genau auf 60 altrömische
Fuss ansetzen. Wir haben in der Töpfergasse nicht einmal den
dritten Theil des Halbkreises gefunden, und somit den mathemati-
schen Beweis dafür erhalten, dass mehr als zwei Drittheile der Ba-
silica und der späteren Kirchen auf dem Bischofhofe, wohin der

Zug des Segmentes geht, zu suchen seien. An der Südseite der Apside
habe ich Fundamente für einen Thurm gefunden, und die Gleichartig-
keit dieser Steine mit den Apsiden-Fundamentsteinen beweist, dass
der Thurm zur Basilica gehörte, so wie sein Vorhandensein entweder
noch drei andere Thürme, einen an jeder Ecke des Basilikenvierecks,
oder wenigstens noch einen an der andern Seite der Apside fordert.
Ich hatte früher nicht geglaubt, dass der erste Bau auch nur mit
kleinen Thürmen versehen gewesen sei; wie ich mich hierin geirrt,
beweist nun sowohl dieses als auch das Beispiel der Fünfkirchner
Kirche und jenes der Ruinen von Zala-Egerszeg. Beide letzgenannte
Kirchen haben und hatten an ihren Ecken niedere Thürme, welche
eine Art von Befestigung bildeten und Schutz gegen Angriffe von
Aussen boten. In dieser oder ähnlicher Art befestigte Kirchen kom-
men auch an anderen Orten im Mittelalter vor. Ob die Basilica vier
oder blos zwei Thürme an den Seiten der Apside hatte, darüber
wird die Ausgrabung auf dem Hauptplatze der Stadt Aufschluss
geben. Von Begräbnisstätten gehört die oben angeführte der Fa-
milie des h. Stephan hierher, wobei jedoch den hier gefundenen drei
Gerippen keine bestimmten Namen gegeben werden können. Die
neuere Untersuchung hat die Stellen der h. Stephan und Emerich
leer gefunden. Am Namen Gisella halte ich noch fest, ohne zu bestim-
men,ob er derGemahlin oderderSehwesterStephansmehr entspreche.
Die Kirche Bela's 111. hat den meisten Stoff für unsere Ausgra-
bungen geliefert. Im Osten zeigt sich eine Verlängerung des Quer-
schiffes und der Anfang einer neuen Apside, die Fortsetzung der
Fundamente derselben wurden jedoch sorgfältig herausgenommen,
um in modernen Bauten verwendet zu werden; das Querschiff
erstreckte sich noch Westen noch etwas über den Anfang des Quer-
schiffes der Basilica. Das Langhaus der Kirche war durch sieben
Pfeiler und die beiden Abschlussmauern in acht Arcadenjoche getheilt.
Vier von den sieben Pfeilern konnte ich blosslegen, die Steine der drei
anderen fand ich bis auf die Fundamente herausgenommen. Im
Westen war die Kirche durch drei Thürme, zwei kleinere und
niedere an den Enden der Seitenschiffe und einen weiter vorsprin-
genden höheren mittleren Thurm, geschlossen. Von Begräbnis-
stätten gehört die im Jahre 1848 aufgefundene der Familie des
Gründers dieses Neubaues hierher.
Karl Robert liess im Jahre 1318 die Kirche mit Blei decken, ein
Brand zerstörte das neue Werk, und so wurde im Jahre 1327 ein
Neubau unternommen, die Kirche ward jetzt zuerst gewölbt, und da
die früheren Stützen nicht stark genug waren ein Gewölbe zu tragen,
liess Robert dieselben durch Steinumfassungen derart sorgfältig
verstärken, dass ich Bela's Pfeiler, um selbe zu erkennen, erst heraus
meissein lassen musste. Diese Verstärkung der Pfeiler, die Gewöl-
bung und Bleideckung unter Robert erwähnen bereits Thuroczy und
 
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