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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 10 (October1863)
DOI Artikel:
Woltmann, Alfred: Das Augsburger Skizzenbuch des jüngeren Hans Holbein
DOI Artikel:
Zimmermann, W.; Weiss, Karl: Die gothische Kirche des heil. Laurentius zu St. Leonhard in Kärnthen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0289

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— 2?9 —

verschiedene Entwürfe zu Köpfen, Händen, Kinderfiguren,
Gewändern vor, einige geistreiche iandschaftiiche Skizzen,
manches kieine genreartige Motiv, Amor und Psyche a)s
anmuthiges sitzendes Kinderpärchen , zwei Studienköpfe
zu dem oben erwähnten Gemäide des hei!. Sebastian.
Fragen wir schliesslich nach der Enstehungszeit alk
dieser Btätter, so müssen wir zunächst festhaiten, dass sie
nicht über 1516 hinausgehen können, da der ganze Cyklus
ein durchaus augsburgischer ist, und Holbein im ge-
nannten Jahre schon nach Base! ging. Aber noch aus
diesem Jahre muss das Portrait von Ulrich F u g g e üs
Hausfrau stammen, da ihre Vermählung, wie schon erwähnt,
am 23. Mai 1316 stattfand. Nur einmal kommt auf den
Blättern selbst eine Jahreszah! vor, 1309 auf dem Bildnisse
der beiden Brüder Holbein. Dies mag wohl auch der
früheste Termin sein, den man für den Ursprung der
Zeichnungen annehmen darf. Spätestens 1310 können die
Bildnisse des Abtes Konrad Mörlin, der in jenem
Jahre starb, und der Lomenit ly, welche damals
entlarvt wurde, fallen. Der Bürgermeister Artzt, welcher
als zeitiger Hauptmann des schwäbischen Bundes auf-

geführt wird, muss 1511 abgebildet sein, da er diese
Würde bekleidete; Burkhard Engelberg nicht
später als Anfang 1312, da er, wie oben erwähnt, am
14. Februar dieses Jahres starb. In das Jahr 1312 wird
ferner der eine Kopf des Kunz von der Bosen
fallen, der ja auf der damals entstandenen Kreuzigung
Petri wiederholt ist. Karl V. als Herzog von
Burgund ist 1515 gezeichnet, denn nur da konnte er
den genannten Titel führen.
So gibt diese Reihe von Zeichnungen uns ein Bild
des reich bewegten Lebens, das Hol bei n in seiner
Vaterstadt entgegentrat, und dessen Einfluss für seine
ganze spätere Richtung, seine freie Auffassung, seine Viel-
seitigkeit entscheidend war. Und die geschichtliche Be-
deutung derselben kommt ihrem Kunstwerthe gleich. Diese
berühmten und unberühmten Persönlichkeiten, abgebildet
von einem Meister, dessen Blick die Charaktere in ihrem
innersten Kern zu erfassen vermochte, sind ein bleibendes
Denkmal aus dem Augsburg des XVL Jahrhunderts, der
höchsten Bltithezeit der ehrwürdigen Reichsstadt.

Die gothische Kirche des heil. Laurentius zu St. Leonhard in Kärnthen.
(Mit einer Tafet.)
Aufgenomnien von W. Zimmermann, beschrieben von K.Weiss.

Unter den gothischen Bauten Kärnthens geniesst die
Kirche des heil. Laurentius zu St. Leonhard im oberen
Lavantthale einen weitverbreiteten Rnf und sie gilt als
eines der hervorragendsten mittelalterlichen Baudenkmale
des Landes. Betrachtet man nun die Kirche vom allgemei-
nen kunstgeschichtlichen Standpunkte, so verliert sie aller-
dings viel von ihrer Bedeutung und man wird kaum eine
Veranlassung finden, dieselbe einer eingehenden Würdi-
gung zu unterziehen, weil sich weder in ihrer Anlage noch
in ihren Formen eine glänzende oder besonders eigen-
tümliche Entwickelung des Baustyles nachweisen lässt.
Zieht man aber in Erwägung, dass auch die provinzielle
Ausbildung eines Baustyles für das Studium der Kunst-
geschichte von Werth ist, derlei Denkmale aber jedenfalls
für die Geschichte des Landes von grosser Wichtigkeit
sind, so gewinnt auch die Laurentiuskirche zu St. Leonhard
bedeutend an Interesse, zudem die gothischen Baudenk-
male Kärnthens noch verhältnissmässig wenig in Betracht
gezogen wurden, ungeachtet dieselben zahlreich im Lande
vorhanden sind.
Die Kirche ist ausserhalb der Stadt auf einer Anhöhe
gelegen und steht gegenwärtig noch in pfarrdienstlichem
Gebrauche. Urkundliche Nachrichten über ihr Alter und
die an ihr vorgenommenen Veränderungen fehlen bis auf
einige Daten, die wohl Freiherr von Ankershofen in
seiner Übersicht der kirchlichen Baudenkmaie Kärnthens

(Mittheilungen 1836) gegeben bat, aber in diesem
Falle um so weniger befriedigen können, als der Bau, wie
er dasteht, nicht das Werk einer Epoche ist, sondern die
Merkmale verschiedener Bauperioden und zwar vom Be-
ginne des XIV. bis zu jenem des XV. Jahrhunderts an sich
trägt. Wichtig ist von den vorhandenen geschichtlichen
Daten nur der Nachweis, dass bereits im XII. Jahrhun-
derte eine Kirche zu St. Leonhard bestand und dass um-
fassendere Restaurationen an der Kirche in der Mitte des
XVII. Jahrhunderts vorgenommen wurden. Was dagegen
die Bemerkung des Freiherrn v. Ankershofen anbelangt,
dass im Jahre 1643 Hanns Schmitzberger, Steinmetz in
St. Leonhard, das Friedhofthor (Seitenportal) verfertigt habe,
so ist dies offenbar ein Irrthum, und unter diesem Friedhof-
thore nicht das schöne Seitenportal, sondern wahrscheinlich
ein Thor in der Umfassungsmauer des alten Kirchhofes,
die noch gegenwärtig theilweise besteht, zu verstehen.
Wie der vorliegende Grundriss (Fig. 1) entnehmen
lässt, ist die Anlage dreischiffig, sie hat ein langgestrecktes
Presbyterium, das mit den fünf Seiten eines Achteckes
abschliesst, im Westen eine der Breite des Mittelschiffes
entsprechende Thurmanlage und südlich eine an das Pres-
byterium anstossende kleine Capelle.
Der unzweifelhaft älteste Theil der Kirche ist die
letztgenannte Capelle, welche der stehen gebliebene Theil
eines älteren Baues sein dürfte und gegenwärtig alsSacristei
 
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