Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

DOI Heft:
Nr. 8 (August 1863)
DOI Artikel:
Kleine Mittheilungen
DOI Artikel:
Notizen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0246

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
236

Symbolik des Hgeis.
In einem zu Paris befindlichen Manuscripte mit Thiervor-
steilungen, aufbewaiirtimArsenafe ist eine Miniature mit vier
weissen Igeln, von denen zwei am Fusse eines mit violettbiauen
Trauben beiadenen Weinstockes und zwei andere auf dem Wein-
stocke seibst dargesteiit sind und Beeren an den Stacheln auf-
gespiesst tragen. In einem zweiten, dem XIII. Jahrhundert ange-
hörigen Manuscripte der kaiscri. Bibfiotbek sind ein mit Trauben
beiadener Weinstock und zwei mit Früchten gekrönte Äpfeibäume
dargesteiit, an denen vier Igei beschäftigt sind. Der Eine schwingt
sich auf den Weinstock und schütteit die goidenen Trauben, der
zweite beert gierig eine Traube ab; der dritte bat die Pfoten in
der Luft und heftet Beeren an seine Stachein und der vierte am
Fusse des Apfeibaumes und schon mit Äpfel überiaden, nimmt noch
einen zweiten in sein Maul. Anknüpfend an diese Darsteiiungen
gibt Fei ix d'Aysac in der „Revue de i'art chretienne" eine
Erklärung ihrer Bedeutung. In der christlichen Glaubenslehre,
bemerkt er, ist jedes blutdürstige, gefrässige, reissende oder
plündernde Thier das Sinnbild des Seelenräubers. Zu diesen Thieren
gehörtnunauchderlgel. Mit einer Menge Äpfel beladen, stellt
er den Versucher der Menschen dar, welcher auf ihre Tugenden
Jagd macht, da diese Früchte und vor Allem die Äpfel von allen
Kirchenvätern als das Sinnbild der Verdienste betrachtet wurden.

Es schien uns nicht uninteressant auf diese Auffassung aufmerksam
zu machen für den übrigens seltenen Fall, dass sich, eine ähn-
liche Darstellung, wie die oben bezeichnete, vorhndet.
K. W.
Das Jesukind auf dem Cranach'schen Bilde in Zistersdorf,
von dem in dem Junihefte dieses Organes die Rede war, stellt das
Jesukind Trauben essend dar. Wie wir aus einer Mittheilung des
hochw. Pfarrers F. Bodensteiner erfahren, hatte das Bild schon in
den Zeiten, als es im Besitze der Franciscaner war, den Namen
„St. Maria in Vinea" und wurde, wie aus derCosmographia
Austriaco-Franciscana zu entnehmen ist, desswegen besonders ver-
ehrt, weil es bei der zweimaligen Zerstörung des Klosters und der
Kirche zur Zeit der Türkenkriege in den Koruzeneinfällen (1683 und
1706) unversehrt geblieben ist. Nach dem Bilde hat die Capelle, in
welcher dasselbe heute bewahrt wird, den Namen „Maria-Wein-
garten Capelle".
Da Darstellungen ähnlicher Art in Niederösterreich öfters ver-
kommen sollen, so wäre es ganz interessant, wenn man die Auf-
merksamkeit auf den Zusammenhang des Jesucultus mit dem Leben
der Weinbauern lenken und den Traditionen oder Sagen nachspüren
würde, welche in dieser Beziehung nachweisbar sind. E.

Not ize in.

* Am 12. Juni d. J. starb zu Basel Architekt Christoph
Riggenbach, einer der gcachtctsten Mitarbeiter an dieser
Monatschrift. Er war geboren am 23. November 1810 und widmete
sich sehr früh seinem Berufe. Anfangs der antiken Baukunst zuge-
wandt, war sein Augenmerk sodann auf die Kunst des Mittelalters
gerichtet. Um sich darin auszubilden, begab er sich nach Darmstadt
zu M o 1 1 e r, ward bei Hassemer zu Frankfurt a. M. in die ägyp-
tische Kunst eingeführt und begab sich hierauf nach Berlin und
München, um das Gewonnene mit neuen Eindrücken und Einsichten
zu beleben. Nach Vollendung dieser Studienzeit brachte Riggen-
bach einen Winter in seiner Vaterstadt zu, von wo er sodann in
den Jahren 1836 und 1837 eine Reise nach Frankreich und Italien
antrat. Nachdem er wieder nach Basel zurückgekehrt war, wurden
ihm zahlreiche Aufträge zu Theit, die ihn bis an sein Lebensende
beschäftigten. Von diesen erwähnen wir: die Restauration des
Domes zu Basel, den Bau der St. Elisabethkirche, den Bau
eines neuen Spitals und Irrenhauses und die Umwandlung des
alten Karmeliterklosters in ein Kaufhaus. An den archäologischen
Bestrebungen der letzten Zeit nahm er den lebhaftesten Antheil, er
machte in den verschiedensten Zweigen der Kunstarchäologie die
eingehendsten und gründlichsten Studien und beschäftigte sich
vielfach mit literarischen Arbeiten. Im Jahre 1838 besuchte
Riggenbach Wien, wo er in freundschaftliche Verbindung mit
seinen Kunstgenossen und dem Kreise der Wiener Archäologen
trat, und stets die wärmste Theilnahme für alle Arbeiten derselben
an den Tag legte. Seine umfassenden und gediegenen Kenntnisse,
aber auch sein überaus liebenswürdiges, ein tiefes Gemüth zeigendes
Benehmen hatte ihn ein bleibendes Andenken erworben. Seine
letzte, seit langer Zeit vorbereitete literarische Arbeit war die
Abhandlung über die „Chorstühle Deutschlands", welche wir an
der Spitze dieses Heftes bringen. Sie ist das Ergebniss des sorg-
fältigsten Studiums und nach einer nahezu halbjährigen lebhaften
Correspondenz in dieser Gelegenheit konnten wir eben Ende Mai
Riggenbach benachrichtigen, dass seine Abhandlung druckfertig

sei, als wir, statt einer Antwort, zu unserer schmerzlichsten Über-
raschung im brieflichen Wege sein rasches Lebensende erfuhren.
*Eine der bedeutendsten und kostspieligsten Arbeiten, die in
der Provinz Preussen in lelzter Zeit unternommen wurde, ist die
Restauration des Domes zu Marienwerder, der im Jahre 1864
das siebente Jahrhundert seines Bestehens feiert. Dieselbe begann
im Jahre 1861 und wird im Jahre 1864 beendet sein. Behufs der
Wiederherstellung musste das hohe Dach ganz abgetragen und der
200 Fuss hohe Thurm zum grossen Theile abgebrochen werden.
Zugleich wird der ganze Dom freigestellt werden.
*Über die inBreslaugeübteKunstbarbarei lesen wir inder
Juni-Nummer der„Recensionen über bildende Kunst" Folgendes:
In der Magdalcnenkirche liegen in dem Speicher über der Sacristei
eine grosse Anzahl trefflicher bemalter Holzsculpturen, grössten-
theiis aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts stammend und man
lässt sie dort ohne Lieht und Luft vermodern. Die Wandmalereien
des Fürstensaales im Rathhause wurden vernichtet, um das Zimmer
neu ausmalen zu können, und gegenwärtig beschäftigt man sich
damit, die alte Treppe desselben abzutragen, weil siejüngst einer
hohen Person zu steil erschienen ist.
*ln Regensburg wurde jüngst das Grabdenkmal des berühmten
Minoritenbruders Berthold aufgefunden. Der 7 Fuss lange und
3 Fuss breite Stein liegt in der Hausflur der Dr. Pforringer sehen
Behausung am Weissgärbergraben und trägt übereinstimmend mit
dem Texte älterer Documente die Inschrift: Anno dom. MCCLXII.
XVIII Cal. Jan. ob Er... Praedicator Ordinis frat: minor: Leider
fehlt am Fussendc, welcher die Figur eines Mönches zeigt, ein
etwa 4 Zoll breites Stück, auf welchem wahrscheinlich der Name
Bertoldus eingemeisseltwar. Indess ist über die Echtheit des
Grabsteines nicht der mindesteZweifel, da Jahreszahl und Datum
mit dem Sterbetage übereinstimmen.
 
Annotationen