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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 9 (September 1863)
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Literarische Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0282

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272

Literarische Besprechungen.

Bock Franz Pt-, Oer Krttnk-nchter Kaisers Friedrich
Barbarossa im karoiingischen Münster zn Aachen und die
formverwandten Lichterkronen zu Hildesheim und Comburg.
Aachen 1863, 56 8., mit 20 Holzschnitten Md 16Kupfcr-
ab'trücken 4.
Nebst den kostbaren Reliquienbehältern nnd Kleinodien, welche
der Münster zu Aachen von den Zeiten Karl's des Grossen ange-
fangen bis auf die Zeit Karl's V. besitzt, ist im Oktogon der
Kirche auch ein Kronleuchter, der, zu den bedeutendsten Werken
der Kleinkünste gehörend, seit langer Zeit das grösste interesse der
Kunstforscher in Anspruch nahm. Aus der auf den Kranzstücken
ringsum angebrachten Inschrift ist zu ersehen, dass Kaiser F r i e d-
rich f. den Leuchter ausführen Hess, und aus dem Nekrologium
der Kirche geht hervor, dass ein Meister W i h e r t, der Bruder eines
Aachner Stiftsherrn, denselben angefertigt hat. Dem Grundrisse nach
mittelst Verschiebung zweier regelmässiger Quadrate ein Aehteck
bildend, dessen Seiten durch Kreissegmente abgerundet sind, stellt
der Kronleuchter im Durchmesser eine Art achtblättriger Rose dar.
Sechzehn Thürmchen erheben sich aus diesem gegliederten Rund,
acht grössere und eben so viele kleinere, jene die Ecken der beiden
Vierecke bildend, und zur Hälfie von quadratischer Grundform, zur
anderen Hälfte im Vierpass, diese in den Einschnitten der Kreis-
segmente stehend, mit rundem Untersatz. Zwischen den Thürmchen
sind die reichverzierten Kranzstüoke, an denen heute die mittlere
Füllung fehlt; über der oberen Leiste derselben die Lichthalter, je
drei für jedes Kranzstück, so dass im Ganzen 48 Lichter aufgestellt
werden. Das Ganze, sowohl die verschiedenartig gestalteten Thürm-
chen als auch der Kranz sind aus vergoldetem Messing, reich an
den mannigfaltigsten Ornamenten, ehedem viel reicher noch, beror
die gedachte silberne Füllung und die. gleichfalls silbernen Heiligen-
statuetten, welche, 48 an der Zahl, in den nun leeren Blenden der
Thürmchen standen, spurlos verschwunden. Bietet nun dieses Werk,
von dem erwiesen ist, dass es in der zweiten Hälfte des XII. Jahr-
hunderts entstand , an sich schon ein ausserordentliches Inter-
esse für die Geschichte der mittelalterlichen Metallkunst, da es
nächst den Kronleuchtern zu Hildesheim und Comburg durch seinen
Formenreichthum ein Beispiel der ausgezeichneten Technik seiner
Epoche ist, so erhält dasselbe noch eine ganz specielle Bedeutung
für das Studium der Geschichte des Kupferstiches. Die
Unterlage der Sockel der erwähnten sechzehn thurmartigen Aufsätze
wird nämlich durch gravirte Kupferplalten gebildet, mit einer
Doppelreihe von Darstellungen von der Verkündigung bis zur Glorie
des Herrn und die Seligkeiten nach den Worten der Bergpredigt.
Wir sehen hier die Anfänge der Technik des Kupferstiches vor uns
und zwar so ausgehildet, dass man auf bereits bestandene Übung
Schiiessen kann, und es fehlte nur an den Gedanken, von den Platten
Abdrücke zu machen, um den Beginn des Kupferstiches seihst anstatt
in das XV., in das Xll Jahrhundert setzen zu können. Und in der
That sind auch dem vorstehenden Werke Abdrücke der Platten bei-
gegeben, so dass die Zeichnung der Figuren und Ornamente in ihrer
Unmittelbarkeit studirt werden können.
Dem kenntnissreichen und auf dem Gebiete der Paramentik wie
der Metallkunst gleich erfahrenen Herausgeber dieser Monographie
werden gewiss alle Freunde der mittelalterlichen Kunst durch diese
neue vorzügliche Leistung zum grossen Danke verpflichtet sein; er
hat damit im wahrsten Sinne des Wortes durch dieses Werk die

deutsche Kunstli'eratur bereichert, und auch durch die Behandlung
einer Reihe archäologischer Fragen den Text recht lehrreich und
anregend gestattet.
Jobst Kar! und Franz, Leimer Joseph. Samm-
lung mitteiaiterücher Kunstwerke aus Österreich. Wien. 1862
und 1863. 7 Lieferungen. Im Selbstverlag der Herausgeber.
Wien, Gumpendorf 10.
Die Aufgabe der kunstarchäologischen Forschung wird jeden-
falls einseitig gelöst, we„n sich mit ihr nur gelehrte Kreise oder
Kunstliebhaber und Sammler beschäftigen. Das Bestreben der Wissen-
schaft muss auch dahin gerichtet bleiben, die geistigen Besultate
ihrer Bemühungen zu einem Gemeingute aller Gebildeten zu machen,
Einfluss auf die Thätigkeit des praktischen Lebens zu gewinnen, und
sich dadurch eine gewichtige Stellung im Leben selbst zu erringen.
Auf directem Wege ist dies allerdings nicht immer möglich, da die
Zielpunkte der Wissenschaft andere sind als jene der alltäglichen
Praxis, sondern es geschieht dies häußg am erfolgreichsten im Wege
der Vermittlung, d. h. durch Organe, die einerseits das volle
Verständniss für die Bestrebungen der Wissenschaft besitzen, und
andererseits die praktischen Bedürfnisse genau kennen. Zu diesen
Bemerkungen fordert uns das vorstehende Unternehmen auf, welches,
vor zwei Jahren in's Leben getreten, durch seine bisherigen Lei-
stungen die grösste Beachtung verdient. Die Herausgeber der
Sammlung mittelalterlicher Kunstwerke aus Österreich haben sich,
wie sie in dem Vorworte bemerken, ein doppeltes Ziel gesetzt. Sie
wollen den Künstlern und Kunstfreunden, denen es in vielen Fällen
nicht möglich sein dürfte, die weit zerstreuten theilweise sehr wenig
oder nur in sehr engen Kreisen, theilweise. auch gar nicht gekannten
mittelalterlichen Kunstüberreste aus eigener Anschauung kennen zu
lernen, im Bilde vorführen, andererseits aber dem Kunsthandwerke,
das jetzt mit Vorliebe sich wieder mittelalterlichen Formen zu-
wendet, eine Reihe von Mustern dieser Art an die Hand geben und
zwar in einem Massstabe, der auch die kleinsten Details der Aus-
führung noch erkennen lässt. Als Gegenstände der Abbildung be-
zeichnen sie Altäre, Kanzeln, Sacramenthäuschen, Monstranzen,
Rauchgcfässe, vorzüglich aber Holzschnitzwerke, denen die Heraus-
geber die grösste Aufmerksamkeit zuzuwenden gedenken. Das Unter-
nehmen ist mithin solch' ein vermittelndes, wie wir es oben in's
Auge gefasst haben, und nach den vorliegenden Lieferungen auch
mit solchem Geschicke geleitet, dass es den angestrebten Zweck
vollkommen erreichen dürfte.
Von den vorliegenden Lieferungen enthält die erste und zweite
auf 7 Blättern eine Abbildung des Hallstätter Altars, dem
auch die „Mittheilungen" eine Abbildung und Beschreibung ge-
widmet haben, und das 8. Blatt enthält eine Gesammtansicht des
Altars aus der Kirche zu Waldburg im Mühlviertel Oberösterreichs,
und die folgenden Lieferungen bringen Abbildungen der Altäre zu
Pesenbach, Maria Laach, Waldburg und St. Wolf gang,
dann eines Sacramenfhäuschens zu G-rampern und der Kanzel
zu Maria Laach. Durch dasGross-Foho-Format des Werkes ist
die Gelegenheit gegeben, die Gesammtansichten deutlich und die
Details so gross zu geben, dass sie ein genaues Studium derselben
ermöglichen. Aber auch die Ausführung der Lithographien ist vor-
trefflich und zeigt das feinste Verständniss der Formen. K. W.

Aus der k. k Hof- und Staatsdruckerei.
 
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