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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 9 (September 1863)
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Gradt, Johann: St. Marein bei Prank in Steiermark
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0281

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271

sich die Pfeiler von dem Socke] in drei Abtheilungen bis
zum Dachgesims, wovon die oberste ats übereckgestellte,
gegtiederte und mit Wasserspeiern versehene Halbtiule
und Hnlbpyramide gestaltet, selbst wieder unter die
schützende Abschrägung des Dachgesimses und des zurück-
springenden PfeHers gesteht worden ist, wie dies aus der
Ansicht ersichttich ist.
An der Nordfagade bemerkt man noch über dem nie-
drigen Eingänge in s Beinbaus ein altes Gemälde, das in
ein Hauptfeld mit zwei Nebenbildern getbeiit ist; das Haupt-
fe)d steht die Kreuzigung Christi mit den trauernden
Gestatten der Gottesmutter und des hei). Johannes dar, die
hnke Abtheilung den Heitand im Garten vom Enge! gestärkt,
die rechte Ahtheitung aber ist schon unkenntlich geworden.
Das Ganze ist von einem gothischen Mass- und Pllan-
zenornament eingerahmt und abgetheitt und die Malerei in
den ungebrochenen Farben mit kräftigen und klaren
Strichen ausgeführt.
Von mittelalterlichen Sculpturen sind noch einige
erhalten; so stehen noch aut einem Seitenallare, wiewohl
der Altar selbst schon aus einer Spätrenaissance herrührt.

zwei weibliche Heiligenstatuen, die durch die Gesichts-
formen, durch das wallende Goldhaar des Hauptes, durch
die kräftig wirkende Bemalung mit weiss, purpur, ultra-
marin und Gold, durch stark markirten und einfach edlen
Faltenwurf andeuten, dass sie aus künstlerischer Hand her-
vorgegaugen sind.
Die Schnitzereien an den Chorstühlen und Portalen
beweisen, welch' einfacher Mittel sich die Alten zu bedienen
wussten, in unbelebte kahle Flächen organisches Lebet)
und Bewegung hineinzulegen.
Leider hat der Zahn der Zeit auch an diesem Batt-
werke sehr merklich genagt, und was der Zerstörungswuth
der Türken entging, die im XVI. Jahrhunderte diese Kirche
brandschatzten und verwüsteten, hat der Geschmack der
wandelbaren Zeit gethan; und da keine Sorgfalt angewendet
wird, schadhafte und blossgelegte Stellen auszubessern, so
resultiren für dieses in seiner Art eigenthümüche Bauwerk,
das in seiner Ausschmückung einen wahren Schatz mittel-
alterlichen Formensinnes und Ornamentik birgt, sehr
bedenkliche Folgen.

Notizen.

*Das österreichische Museum für Kunst und Industrie hat eine
sehr werthvolle Erwerbung gemacht, indem es die von dem Leip-
ziger Kunsthändler Drugulin geordnete Sammlung von
Ornamentstichen in einer Anzahl von 5000 Blättern er-
worben hat. Sie gestattet einen vollständigen Einblick in die orna-
mentalen Formen, welche hei den Gewerben des XV., XVI. u. XVII.
Jahrhunderts in Anwendung kamen. Von besonderem Interesse sind
die Goldschmiedeverzierungen des XVI. und Anfang des XVII. Jahr-
hunderts, da sie, häufig von den Erfindern selbst gestochen, den
grossen Rcichtbum von Ideen auf dem Gebiete des Kunstgewerbes
erkennen lassen. Diese Sammlung wird den Grundstock einer Abthei-
lung des österreichischen Museums bilden, und in ihrer gegen-
wättigen Form Künstlern und Kunsthandwerkern, Gold- und Metall-
arbeitern, Graveurs, Schriftmalern, Oman entzeichnorn vom grössten
Nutzen sein.
* Durch den traurigen Zustand der Bilder der Münchner Pina-
kothek, von denen durch eine Commission erhoben wurde, dass eine
grosse Anzahl derselben an dem sogenannten Schimmel litt, wurde
der bekannte Chemiker Professor Pettenkofer veranlasst, eine
chemische Analyse des Übels vorzunehmen. Er überzeugte sich,
dass bei dem Schimmel von einer Pilzbildung keine Rede sei, dass
eben so wenig eine chemische Veränderung, eine Zersetzung mit
dem Firniss vorgehe, wie man bisher geglaubt, sondern dass diese
lediglich eine physicatische, eine Molecular-Veränderung, d. h. eine
Zerstörung der Oberfläche desselben sei. Ein Versuch diesen Zustand
des angeblichen Schimmefs künstlich zu erzeugen, brachte ihn auf
das Verfahren, die zerstörte Oberfläche auf physicalischem, nicht che-
mischem AVege wieder herzustellen und so eine schnelle Rückbildung
des Übels zu bewirken, das seine Quelle in den Einwirkungen der
Atmosphäre hat. Es wurde nun mit einer grossen Anzahl von Bildern
Experimente gemacht, die vollständig gelangen, so dass diese Ent-

deckung sehr folgenreich zu werden verspricht. „Obwohl mir selbst"
bemerkt Herr P e c h t in der jüngsten Nummer der „Recensionen
und Mittheilungen über bildende Kunst" hierüber „die Wahrschein-
lichkeit sehr bedeutend scheint, dass das Verfahren sich für eine
nicht geringe Anzahl von Fällen als höchst vortheilhaft bewähren
werde, kann man die Leichtigkeit, mit der angeblich auf speciellen
Befehl des Unterrichtsministers sofort eine ganze Anzahl von Perlen
der Gallerie — wir nennen hier nur zwei Bilder von Claude Lorrain,
den bestenTerbourg, den wundervollen van der Velde, mehrere Wou-
vermanns u. s. w. — zur Erprobung des Verfahrens dem Professor
Pettenkofer sofort überlassen wurden, in keiner Weise billigen, muss
vielmehr dagegen protestiren".
*Dem uns vorliegenden Kataloge der im Juli eröffneten Aus-
stellungvon kirchlichenKunst-und Gewerbserzeugnissen aufdem Bade
Hohenstein in Sachsen entnehmen wir, dass die Ausstellung aus
579 Nummern bestand. Man beschränkte sich jedoch nicht hlos auf
Originalgegenstände der mittelalterlichen und modernen Kunst,
sondern es wurden auch darin einschlägige Kupferwerke und Mono-
graphien, so wie einzelne Photographien und Kupferstiche in grosser
Zahl ausgestellt. Die eigentliche archäologische Abtheilung der
Ausstellung betrug nur 162 Nummern.
*Im AVetzlar hat sich ein Dombauverein gebildet, um die
Mitte! zur Restauration de.s dortigen Domes, der in seinen schönsten
Theilen aus der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts herrührt, auf-
zubringen. Die Kosten sind auf 40.000 Thlr. veranschlagt.
*Der in Prag verstorbene J. Kanker- Koch hat dem böhmi-
schen Museum seine werthvolle Kupferstichsammlung, die etwa
10.000 Blätter umfasst, testamentarisch vermacht.
 
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