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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 10 (October1863)
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Woltmann, Alfred: Das Augsburger Skizzenbuch des jüngeren Hans Holbein
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0283

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4 n. 60 kr. Öst. W.

M!TTHE!LUMCEH
DER K. K. CENTRAL-COMMISSION




Unter Mitwirkung des Prof. Rud. v. Eitelberger und des Dr. Gustav Heider
redigirt von Karl Weiss.
vin. Jahrgang. Odoter !xi;:i.

Das Angsbmrger Skizzenbuch des jüngerem Hans Holbein.
Von Affred Woltmann.

Das Kupferstichcabinet des Berliner
Museums bewahrt drei Mappen mit Handzeichnungen
von Hans Hoibein dem Jüngeren, weiche ehemais
aus dem Besitze der bekannten Famiiie I m h o f in die
Sammiung des Herrn von N a g i e r übergegangen waren.
Theiis sind es flüchtige Bieistiftskizzen, tbeiis meister-
hafte, mit grosser Sorgfalt ausgeführte Silberstiftzeich-
nungen. Manche sind von späterer Hand übergangen und
auch sonst von den Unbilden der Zeit nicht unberührt
geblieben, die Mehrzahl jedoch ist wohl erhalten. Einige
darunter sind die ersten Zeugnisse, welche wir von der
Thätigkeit des Künstlers haben, und die ganze Sammlung
ist um so mehr von Bedeutung, als wir aus Holbein's
Augsburg'scher Jugendzeit nur eine geringe Anzahl von
Arbeiten besitzen, vier Altarflügel vom Jahre 1512 in der
Augsburger Gemäldegallerie und die Tafel des heiligen
Sebastian vom Jahre 1515 ebendaselbst, deren Flügel-
bilder, die Heiligen Barbara und Elisabeth, sich in der
Münchener Pinakothek befinden. Lauter augs-
burgische Persönlichkeiten, Patricier, Klosterherren, Bür-
ger und Handwerker der berühmten Reichsstadt, der Kaiser
mit seinem Hofe, die eigene Familie des Malers führen
diese Blätter uns vor. Schon hier zeigt Holbein auf das
Deutlichste, dass er zum ersten Portraitmaler seiner Zeit
berufen war. Eine kleinere Anzahl von Holbein'schen
Handzeichnungen aus derselben Zeit befindet sich in
Kopenhagen, wo dieselben von R u m o h r entdeckt
worden sind. Neuerdings hat man mit der photographischen
Publication der letzteren begonnen. Grösstentheils stellen
sie dieselben Personen dar, wie die Berliner Exemplare,
stehen diesen jedoch an Werth meistens nach, ja scheinen
oft nur Copien zu sein.
Eines von den Berliner Blättern hat uns zu einer
ausführlichen Besprechung in der Julinummer der „Recen-
VIII.

sionen für bildende Kunst" Gelegenheit gegeben-
Es enthält zwei männliche Köpfe, der eine ist das eigene
des jungen Hans Holbein, der andere galt in Berlin
bis jetzt für das seines Vaters, stellt aber nicht diesen,
sondern dessen ältesten Sohn Ambrosius dar. Wenn-
gleich die beiden ersten Buchstaben stark verwischt sind,
lässt sich dennoch ganz deutlich das Wort „a m p r o s y"
erkennen, welches darüber steht. Von der Altersangabe
ist nur die zweite Ziffer „5" leserlich. Über dem andern
Kopfe steht „Hanns" und die Zahl „14", zwischen den
beiden Bildnissen der Name „H o 1 b e i n". Die Jahreszahl
am oberen Rande des Blattes, bisher irrig 1511 gelesen,
lautet „1509". Die dritte Ziffer ist eine rautenförmige
Null, von welcher auf den ersten Blick nur ein schiefer,
nach links geneigter Strich zu erkennen war, der wohl
oder übel für 1 gehalten wurde; auch die vierte Ziffer
hatte man für 1 genommen; man sah nur einen senkrechten
Strich, und bemerkte den Schweif nicht, der sich unter
ihm hin und rechts neben ihm hinaufzieht. Dass aber
Holbein hier im Jahre 1509 sein Alter auf 14 Jahre
angibt, diente uns als ein Hauptbeweis, um festzustellen,
dass er nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, 1498,
sondern 1495 geboren ist. Die erste, verwischte Zahl bei
der Altersangabe des Ambrosius, von der nur die zweite
Ziffer 5 erkennbar ist, kann den allgemeinen chronolo-
gischen Verhältnissen nach, wohl nur zwei gewesen
sein. In diesem Falle würde sich aber 1484 als Geburts-
jahr des Ambrosius ergeben, ganz wie van Mecheln in
seinem Katalog der Wiener Gallerie angibt, wo er für
seine Behauptung freilich keine Belege beibringt. Für
alles Speciellere müssen wir auf den erwähnten Aufsatz
in den Recensionen verweisen.
Die Züge des vierzehnjährigen Hans sind nicht schön,
aber voll und gesund, immer noch kindlich, aber edel
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