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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 10 (October1863)
DOI Artikel:
Zimmermann, W.; Weiss, Karl: Die gothische Kirche des heil. Laurentius zu St. Leonhard in Kärnthen
DOI Artikel:
Essenwein, August von: Ein Büchereinband vom Beginne des XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0297

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— 287 —

Fenster % sind drei Reihen theihveise erhalten, die Vor-
stellungen jedoch dem neuen Testamente entnommen.
1. Reihe. Tod Mariens. Das zweite Feid ausge-
brochen.
2. Reihe. Der ungläubige Thomas und Maria als
Rescbützerin der Kleinen.
3. Reihe. Christus aus dem Fegefeuer die Sünder
befreiend, und Christus die Frauen aus dem Paradiese
führend.
An dem Fenster J ist nur eine Tafel mit Glasmalereien
geschmückt, und diese enthält die Darsteliung einer Heili-
gen, welche einen Zweig in der Linken und ein Osterlamm
in der Rechten häit.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass auch im Rosetten-
fenster des grossen Gewölbjoches im Presbyterium und in
einem Rundfenster des Mittelschiffes Glasmalereien, beste-
hend in der Mitte aus dem Lamm Gottes, strahlenförmig
umgeben mit Verzierungen, erhalten sind.
Die Einrichtung der Kirche rührt aus neuerer Zeit
und nur ein Flügelaltar, aus der Übergangsepoche
von der Gothik zur Renaissance, ist wegen seiner schönen
Tafelmalereien bemerkenswerth. Er rührt übrigens von
einem Künstler her, welcher einer stark naturalistischen
Richtung angehörte. In der Sacristei sind endlich die Über-
reste zweier alter gestickter Casein aus der gothischen
Periode und ein K e 1 c h aus dem Beginne der Renaissance
mit gothischen Motiven am Knaufe und an der Kuppe
aufbewahrt.
Ganz nahe der Kirche und zwar an der Stirnseite
des Presbyteriums steht ein aus der romanischen Epoche
herrührender Rundbau, von welchem wir in Ftg. 23
den Grundriss geben. Er besteht aus doppelten Räum-
lichkeiten, von denen die obere als Capelle, die untere
als Beinhaus verwendet wurde, und eigentümlich ist es
nur, dass der letztere Raum nicht wie gewöhnlich unter
das Niveau der Erde verlegt wurde, sondern über dasselbe
sich erhebt, und der Zugang zur Capelle durch einen
Stiegenaufgang vermittelt werden muss. Die Anlage
des Rundbaues bietet nichts Bemerkenswertes und das

Innere ist derart übertüncht, dass zur Beurteilung der
früheren Ausschmückung desselben keine Anhaltspunkte
gegeben sind. Ehen so ist das rundbogige Portal so stark
mit Tünche bedeckt, dass nur an einzelnen Stellen dessen
ganz einfache Formen zu erkennen sind. Gegenwärtig
wird der Rundbau zu einer Vorrathskammer verwendet.


Wegen einer Restauration der Laurentiuskirche wur-
den schon im Jahre 1837 Verhandlungen erötTnet und
der k. k. Central - Commission darauf bezugnehmende
Anträge vorgeiegt. Da dieselben jedoch nicht befriedigten,
begab sich im Jahre 1860 im Aufträge der k. k. Central-
Commission Professor Friedrich Schmidt nach St. Leon-
hard, um Erhebungen zu pflegen und selbst Anträge zu
stellen. Dieser legte hierauf eine Planskizze für die
Restauration der Kirche vor, welche auch genehmigt und
der k. k. Landesregierung in Kärnthen zur Ausführung
empfohlen wurde. Als ich im Jahre 1862 den Ort be-
suchte, war wohl die Restauration noch nicht in An-
griff genommen, jedoch alle Aussicht vorhanden, dass
diese in nächster Zeit nach den Angaben des Professors
Schmidt von dem dortigen Baumeister Birnbaum unter-
nommen werden wird.

Ein Büchereinband vom Beginne des XV!. Jahrhunderts.
Von A- E s s e n w e i n.

Im Besitze meines Freundes des Malers J. Klein be-
findet sich ein durch seinen Einband interessantes Buch,
welches derselbe durch Tausch aus der Bibliothek der
P. P. Minoriten in der Alservorstadt in Wien erworben hat.
Es ist ein Gebetbuch, das auf einer grossen Anzahl Blätter
von Si/V auf 3i/a" fast durchgängig lateinische und einige
wenige deutsche Gebete enthält. Ein Calendarium geht
voran, das die erste Seite einnimmt,'und einige ziemlich rohe
Miniaturbilder folgen demselben, ehe der Text beginnt.
Die Umrahmung des Calendariums, die Schrift, so wie die

gemalten Initialen deuten auf den ersten Blick auf das
XIII. Jahrhundert, ergeben sich aber bei genauer Betrach-
tung als Spätlinge des Romanismus; der Styl der figürlichen
Darstellungen, so roh er sich zeigt, deutet dagegen schon auf
das XIV. Jahrhundert, was auch durch Einzelheiten der
Trachten bestätigt wird.
Jede Darstellung nimmt eine Seite ein, und zwar
folgt zunächst auf das Calendarium ein sehr rohes Brust-
bild Christi mit der Weltkugel (ein Salvatorbild), sodann
die Geburt Christi (wobei zu bemerken ist, dass das
 
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