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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 6 (Juni 1863)
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Kleine Mittheilungen
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0184

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174

Nr. 2. ln der Mitte eit) vorwärts sehender Kopf; im 1. und
4. Quartier ein rother aufspringender Ochs; im 2. und 3. getheiites
Quadrat schwarz und weiss, quer ein Paimbaum im weissen Feide;
in schwarzer doppelt getheiiter Hellebarde mit rothem Stiel.
D!e Sculpturen !m Dome zu Bamberg
Obwohl die verdientesten Forscher (Kugler, Schnaase, Förster,
Lübke) bereits die ältesten Sculpturen in und an dem Dome zu Bam-
berg der genauesten Untersuchungund Würdigungunterzogen haben,
sind bisher doch noch immer manche Momente unbeachtet geblieben,
mancher Irrthum bat sich bis zur Gegenwart fortgepflanzt. Ich er-
laube mir , hier auf einige bisher nicht beachtete oder irrthümlich
erklärte Bildwerke daselbst hinzuweisen, während ich die Ein-
theilung dieser Bildwerke und ihre Charakteristik als bekannt vor-
aussetze i).
Am Nordportale der östlichen Apsis findet sich am Fusse der
Madonna, welche im Tympanon thront, ein kleines Figürchen ange-
bracht. Es ist ein knieend er Mönch, weicher sehr bewegt in
voller Andacht zur Gottesmutter aufblickt , während in grösserer
Gestalt ein Bischof zur Seite kniet. Offenbar haben wir an jenem
Mönche den Künstler vor uns, der diese Sculpturen gemacht. Aus
Demuth bringt er sich nur am Sockel und in unscheinbarer Gestalt
an, wie der gleichzeitige Konrad von Scheyern an seinen Gemälden.
Wir hätten also hier das Bild eines der bedeutendsten Bildhauer
der Zeit. Der zur Seite kniende Bischof ist der Stifter des Portales,
ja wohl der Restaurator der Kirche selbst, etwa Thiemo, der zum
Bau dieser Thürme die erste Steuer ausgeschrieben.
Am sogenannten Fürstenportale im Norden finden sich
gleichfalls zwei Sculpturen , die bisher nicht erklärt wurden. Zu
Füssen der verblendeten Synagoge sieht man eine Gestalt, welche
der Satan mit einem Stricke umschlungen hat. Das ist der Apostel
Judas, der Repräsentant des verworfenen Judenthunts. Andererseits
sieht man unterhalb der Kirche eine männliche Gestalt mit Spruch-
band und die Embleme der Evangelisten. Das möchte der Apostel Pau-
lus sein, der Repräsentant der Erwählten aus Israel.
Die Reiterstatue, welche an der Wand beim Eingänge in
die Ostapsis prangt, wurde bisher (obwohl schon 1836 Landgraf
die richtige Erklärung gab, von den Kunstforschern durchaus
für die Statue des Königs Stephan von Ungarn gehalten. So sagt
Lübke, der eine treffliche Zeichnung davon gibt, neuerdings
(S. 369): „Das Reiterstandbild des heil. Stephanus auf einer von

Gonsolen getragenen Platte ziemlich hoch an einem Pfeiler im
Dome". Man darf aber nur die von Pertz in den Monutn. Gern),
edirten Notae sepulchrales Babenbergenses (XVII, 640) lesen, um
zu sehen, dass hier das Grabmal des deutschen Kaisers Konrad 111.
lag. Dort heisst es: Conradus rex, qui ecclesiae Bambergensi multum
profuit, hic sepultus est juxta tumbam sancti Henrici in latere domini
Eherhardi episcopi primi. Cujus aniversarius peragitur 15 Cal. Marcii
Dieser König starb zu Bamberg, und da das von ihm gegründete
Kloster Ebrach noch unvollendet war, wurde er hier zur Seite seines
grossen Vorgängers Heinrich 11. begraben. Und wie man im XIII. Jahr-
hundert nach der grossen Domrestauration dem heil. Heinrich eine
neue Tumba baute, welche leider später durch das grosse Mauso-
leum von Riemenschneiders Hand verdrängt wurde, so erhielt damals
auch der König Konrad diese Reiterstatue als würdiges Grab-
monument.
Endlich habe ich noch eine Bemerkung über das Grabmal des
Papstes Clemens 11. (Suidger von Mayendorf) beizufügen.
Es ist gleichfalls ohne Zweifel aus dem XIII. Jahrhunderte, nur die
Deckplatte ist neuer. An den Seiten 6nden sich neben dem Tode
des Papstes Gestalten , die noch nicht genügend erklärt sind. Ich
halte sie für Allegorien und Vorbilder der Cardinaltugenden des
Papstes. Man sieht da die Gerechtigkeit (Figuren mit Wage und
Massen), die Mässigkeit (Johannes Baptista), die Tapferkeit (David
oder Samson bezwingt den Löwen) und die Weisheit.
Dr. J. S i g h a r t.
Zur Frage über d!e Akustik !n mittelalterlichen Kirchen.
Die wiederholte Aufforderung Didron's an die französischen
Archäologen und Architekten um Bekanutgebung von Kirchen, wo
siel) ähnliche akustische Vorrichtungen wie in der Blasius-Kirche zu
Arles vorfinden (vergl. Mittheilungen 1863, S. 81), ist nicht ohne
Erfolg geblieben, ln dem neuesten Hefte der „Annales" finden wir
einen an Didron gerichteten Brief des Archäologen C o ch e t ddo. Dieppe
vom 14. Jänner d. J., in welchem er mittheilt, dass er bei seinen
archäologischen Studien in der Normandie wiederholt Hörner aus
gebrannter Erde, die zu den erwähnten akustischen Zwecken dienten,
vorgefunden habe. Er beruft sich auf sein im Jahre 1853 erschienenes
Werk: „Les eglises de l'arrondissement d'lvetot", in welchem dieser
Thatsache Erwähnung geschieht. Eines der akustischen Gefässe, die
auch in derKirche der Abtei zuMontivilliers vorgefunden wurden,
wird noch gegenwärtig in der Bibliothek der Stadt aufbewahrt.

Notizen.

* In der St. Kunibertkirche zu C ö 1 n sind in jüngster Zeit wie -
der Wandmalereien blossgelegt worden, welche in die Zeit der Er-
bauung der Kirche, d. i. in die erste Hälfte des XIII. Jahrhunderts
hinaufreichen. AufderEvangelienseite des Chores befindet sich näm-

tegt und werde dort ausfiihrticher davon reden. Was ich dagegen
von den Bildern des Nordportals am Ostchor sagte, ist atles richtig,
nur hätte ich statt „Statuen" Reliefßguren schreiben sotten. Es ßnden
sich dort atn Tympanon wirklich atte Eignren (zum Theil Brustbilder),
die ich genannt, die sitzende Madonna, Petrus und Otto, Heinrich und

lieh das ursprüngliche Sacramentshäuschen in der Form eines Wand-
schrankes, den man später in einen Reliquien- oder Schatzbehälfer
umwandelte. Über diesem Wandschranke war eine Nische mit Spitz-
bogen gemalt, in der man noch einzelne Überbleibsel, wie Heiligen-
scheine und ähnliche Spuren von Wandmalereien wahrnehmen
konnte. Das Ganze war übertüncht. Durch Ablösung der Tünche
stellte es sich heraus, dass die Spuren von Malereien von einer
späteren Malerei herrührten, die ursprüngliche Wandmalerei mit
enthatten. Die Darstettung der Entwicketungsgeschichte dieser Scutp-
turen gab ich aber, an Kugter mich anschliessend, S. 239, und setze
sie fort S. 336.
 
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