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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 3 (März 1863)
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Kleine Mittheilungen
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Notizen
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Correspondenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0093

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83 —

Über die Benützung unseres alten Baudenkmales in Voits-
herg bestellt daselbst die Meinung, dass früher auf dem Herde
dieses Rauchthürmchens am Armenseeientage mit W e i h h o 1 z
(am Palmsonntag geweihte Weiden- und Wacholderzweige) Feuer

und Rauch angemacht, und am Samstag vor dem Ostersonntage das
Feuer geweiht worden sei, an welchem die Knaben Zunder-
schwämme anzündeten, und so das Weihfeuer in die Küchen der
Landleute trugen. Dr. M a c h e r.

Notizen.

*Über die interessanten Ausgrabungen zu St. Ctemente
in Rom, wodurch die bis jetzt verschüttete Unterkirche wieder
aufgedeckt wurde, enthält die Civitä Catolica (Serie V, Fol. !V)
einen ausführlichen Bericht, dem wir Folgendes entnehmen: Die
bis zum Ende des Jahres 18S7 unternommenen Ausgrabungen,
welche sodann im folgenden Jahre der Prior der irländischen
Dominicaner S. Mullooly mit neuem Eifer aufnahm, machten
einen grossen Theil der unterirdischen Gewölbe zugänglich, welche
die alte Basilica bildeten. Aus den beiden Seitenschiffen ist man ins
Mittelschiff eingedrungen, wo eine Reihe prachtvoller Fresken
aufgefunden, die trotzdem, dass sie mehrere Jahrhunderte lang
mit Erde bedeckt waren, durch die Vollendung der Malerei, die
Lebendigkeit und Frische des Colorits Bewunderung erwecken.
Nur der obere Theil der Bilder ist verdorben und durch den Bau der
obern Basilica beschädigt, der Rest aber so gut erhalten, als wäre
er erst in jüngster Zeit aus der Hand des Künstlers hervorgegangen.
Diese Fresken bedecken von oben bis unten die Flächen zweier
breiter Pilaster, welche das linke Seitenschiff vom mittleren
trennen; jede von ihnen ist wieder horizontal in drei Felder getheilt
von denen das mittlere das Hauptbild ist, während die beiden ande-
ren ihm blos als schmückende Zuthat dienen. Gegenstand der Fres-
ken sind Scenen aus dem Leben des Papstes Clemens, des Pro-
pheten Daniel, des heil. Alexius und des heil, Blasius.
* In den letzten Nummern des „Organes für christliche Kunst"
begegnen wir einem längeren Aufsatze, der sich mit der Untersuchung
der Frage beschäftigt, welches Bauwerk dem Dichter des „jüngeren
Titurel" vorgeschwebt ist, als er die Schilderung des Gr al t emp e 1 s
entworfen hat. Im Gegensätze zu der Anschauung des Joseph
v. Gör res, welcher in der Einleitung zu seiner Ausgabe des Lohen-
grin die Ansicht aufgestellt hat, dass die Sophienkirche zu Constanti-
nopel das Vorbild gewesen sei, versucht der Verfasser des erwähnten
Aufsatzes den Beweis zu liefern, dass ein gothischer Wunderbau und
wahrscheinlich der Cölner Dom die Idee des Grabtempels geweckt
und zu jener Grossartigkeit der Auffassung gereift hat.
* Aus Jerusalem ddo. 14. December schreibt der zu Brüssel
erscheinende „Nord" über die von einem russischen und französischen
Architekten angestellte Untersuchung des Bauzustandes der grossen

Kuppel der heil. Grabkirche, dass sämmtliches Holzwerk verfault ist
und der erste beste Windstoss von einiger Stärke die Kuppel auf
das heilige Grab und die stets zahlreich um dasselbe versammelten
Pilger herunter werfen kann. Die Architekten haben desshalb den
Vorschlag gemacht, vor allen Dingen und in kürzester Zeit in der
Rotunde selbst ein Schutzdach zu erbauen, um die am Grabe weilen-
den Geistlichen und Pilger vor jedem Unfall zu bewahren, und um
keine Unterbrechung in dem Gottesdienste der verschiedenen reli-
giösen Gemeinden eintreten zu lassen. Die Kuppel wird neu herge-
stellt und aus Bronze bestehen.
*Aus Neapel wird den „Dioseuren" berichtet, dass die inte-
ressante Rundkirche St. Maria Maggiore (eine halbe Stunde von
Noeera) in einer Restauration begriffen ist, die den Charakter dieses
alten — noch aus dem IV. Jahrhundert herrührenden Baues ganz
und gar zu zerstören droht.
* Der Pariser „Moniteur" berichtet nach dem Journal von Amiens,
dass sich im Hauptschiffe der Kathedrale von Amiens Risse gezeigt
haben.
^Im Aufträge der preussischen Regierung werden Vorberei-
tungen zu einer Restauration des Domes zu Wetzlar getroffen. Eine
umfassende Ausbesserung ist jetzt nicht mehr zu vermeiden, beson-
ders seit die Wachgebäude, welche früher an den Thurm angelehnt
waren, weggebrochen sind. Zur Unterstützung des Unternehmens hat
der Dombauverein seine Thätigkeit vom Neuen begonnen und sein
Vermögen zur Verfügung gestellt, während die Stadtverordneten
sich ihre Entscheidung bis zur Vorlage der Pläne Vorbehalten
haben.
* Die russische Regierung hat auf kaiserlichen Befehl eine
berühmte Sammlung karaitischer Schriften angekauft und sie
der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek als Eigenthum übergeben
nachdem sie vorher von verschiedenen Gelehrten geprüft worden
deren Urtheile dahin lauten, dass diese Sammlung nicht nur für die
Kritik des Textes der heiligen Schrift, sondern auch überhaupt für
Paläographie und Chronologie und ausserdem noch für die Geschichte
des südlichen Russlandes von grosser Wichtigkeit sei.

Correspondenz.

Wien. Wir entnehmen dem Sitzungsprotokolle der k. k.
Central-Commission vom 4. December 1862 folgenden Bericht:
Der hochwürdige Bischof Dobrila vonParenzo hatte sich an
die Central-Commission mit dem Ersuchen gewendet, auf die dringend
gewordene Restauration seiner Kathedrale hinzuwirken. Eine gleiche
von der Kirchenverwaltung an den Conservator für das Küstenland,
Herrn Dr. Ritter von Kandier gerichtete Eingabe wurde von Letz-
terem mit seinem befürworteten Anträge der Central-Commission
vorgelegt. Da die bischöfliche Kirche von Parenzo zu den hervor-
ragendsten Kunstdenkmalen des christlichen Alterthums gehört und
deren Erhaltung desshalb der Central-Commission durch die beste-

henden Instructionen, so weit als es nur immer ausführbar erscheint
zur Pflicht gemacht wird, beschloss die Central-Commission, vorerst
eine genaue Untersuchung des Bauzustandes der Kirche und ihrer
Nebengebäude zu veranlassen, um auf Grundlage dieses Befundes
ihre weiteren Vorkehrungen zu treffen. Se. Excellenz der Herr Prä-
sident der Central-Commission begab sich sohin in Begleitung des
Commissionsmitgliedes Herrn Professorsund Architekten Friedrich
Schmitt nach Parenzo, um diese Untersuchung vorzunehmen.
Das hohe Interesse, welches der Dom von Parenzo für die
Kunstgeschichte im Allgemeinen und insbesondere für jene der
Gestade des adriatischen Meeres, wo sich weströmischer und byzan-
12*
 
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