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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 2 (Februar 1863)
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Literarische Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0063

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Bonfin, auch spricht Ersfcrer vom Marmorpflaster der Kirche, und in
der Timt hat Robert das zweite Pflaster — Bela hatte noch das
ursprüngliche Stephaneische heihehaiten — aus rothen Almäser Mar-
morpiatten legen tassen, und zwar bereits im Jahre 1318, denn die
durch den späteren Brand stark beschädigten Platten wurden hin und
wieder nach 1327 umgekehrt, und auf der früher rauhen, nun zur
oberen gewordenen unteren Fläche polirt, wo sie aber zu stark be-
schädigt waren, ganz herausgenommen und durch Ziegelpflaster
ersetzt. Die Thurmfayade hat Robert in ihrem früheren Zustande
gelassen, wie das Segment eines Rundbogenfensters beweist, welches
ich dort gefunden. Die Ostseite der Kirche hat er gleichfalls
nicht verlängert; denn östlich von den Anfangsteinen der Apside
der zweiten Kirche findet sich ein langer leerer Raum, und dann erst
ein armseliges Fundament aus gewöhnlichem Weissenburger Bau-
stein, das blos die Grundlage eines unansehnlichen Gebäudes gewe-
sen sein kann. Von Grabstätten gehört dieser Kirche an, die gewölbte
doppelte Ziegelgruft, welche ich für jene des Königs Albert halte
und die ich vollkommen ausgeplündert fand. Dis Begräbnisssteile
Robert's seihst ist entweder im Mittelschiffe oder im nördlichen
Seitenschiffe zu suchen. Später hat wahrscheinlich Ludwig der
Grosse den Leichnam seines Vaters in die von ihm gegründete Ka-
tharinencapeile übertragen lassen, deren die Schriftsteller als eines
zu seinem eigenen Mausoleum bestimmten Anbaues erwähnen. Man
hat bisher vermuthet, dieses Mausoleum habe an der Südseite ge-
standen, ich habe jedoch hier keine Spur davon entdecken können;
desto sicherer wird daher die Angabe, die Jankovies im Jahrgange
1827 des machte und der zufolge das noch
bis beinahe 1800 bestandene Mausoleum Ludwig's, welches er selbst
gesehen, im Propsthofe sich erhob, demnach abgesondert und nörd-
lich von der Kirche.
Unter Matthias hat die Robert'sehe Kirche bedeutenden Schaden
gelitten, was den König veranlasste, das ganze Gewölbe des Lang-

hauses zu erneuern. Dass er aber dies that, bezeugen sowohl die
Schriftsteller als auch unsere Funde, hierunter aber vorzüglich die
neue Verstärkung nach der Kirchenaxe, die noch erhaltenen vier
Pfeiler, drei Schlusssteine und eine ziemliche Anzahl von Gewölb-
rippen, die sich beim Nachgraben gefunden und deren Formen und
Profile blos dem Spitzbogenstyle der Zeit des Corvinus angehören
können. Matthias hatte, wie uns Tubero erzählt, die Absicht, einen
Langchor an die Kirche anzubauen, wurde aber hieran durch seinen
Tod verhindert; ja er konnte nicht einmal sein eigenes Mausoleum
beenden, was erst sein Sohn that. Dieses Mausoleum hat sich bis zum
Anfang unsers Jahrhunderts erhalten und der gegenwärtige Weis-
senburger Bischof hat als Knabe noch in dieser Capelle ministrirt,
die Fundamente sind, wie er versichert, noch auf seinem Hofe vorhan-
den, wohin sich jedoch, in Folge seines Verbots, unsere Ausgrabun-
gen nicht erstreckten. Matthias hat die Thurmfapade der zweiten
Kirche gleichfalls nicht angetastet: diese wurde im Jahre 1601 durch
die Türken in die Luft gesprengt, und hier haben wir ein wahres
Chaos von durcheinander geworfenen Steinen gefunden; in wellen-
förmigen Linien lagen hier auchjnoch die Cemente der beiden Pflaster
der älteren drei Kirchen, vom dritten Steinpflaster des Corvinus, das
sich hie und da noch im Osten der Kirche erhalten hatte, war hier
jedoch keine Spur zu entdecken. Unter die Grabstätten aus der Zeit
des Corvinus rechne ich die geplünderte gewölbte Gruft, welche sich
zwischen den Begräbnissplätzen der Familien des heil. Stephan und
Bela's 111. an der Seite des modernen Canales befindet, und vielleicht
sind hierher auch die beiden Grüfte an den Seilen des ersten Kirchen-
pfeilers im Westen zu zählen.
Dies sind in Kurzem die Resultate der zweimonatlichen Arbeit,
die am 14. September begonnen und am 12. November 1862 ge-
schlossen wurde und einen Kostenaufwand von nur 1118 fl. ö. W.
erforderte.
E. He nzl m ann.

Literarische Besprechung.

1. Denkmale der Baukunst in Preussen, nach Pro-
vinzen geordnet. Gezeichnet und herausgegeben von Ferdinand
v. Quast. Berlin, Ernst und Korn. Gr. Fol. 1832 ff'.
2. Mittelalterliche Backstein-Bauwerke des preus-
sischen Staates. Gesammelt u. herausgegeben vonF. Adler.
Band 1. die Mark Brandenburg. Berlin, Ernst und Korn, 1862.
Gr. Fol. 92 S. Text m. vielen Holzschn. und 30 Tafeln.
Beide Werke, dem Titel nach collodirend, stehen, jetzt wenig-
stens noch, im Verhältnisse gegenseitiger Ergänzung; das erste
beschäftigte sich bisher ausschliesslich mitderProvinz Preussen, das
zweite mit der Mark Brandenburg, und das Publicum hat daher von
dem doppelten Unternehmen nur den Vortheil rascherer Befriedigung
des kunsthistorischen Bedürfnisses. Denn ein solches ist die Erfor-
schung der Backsteinarchitectur des Mittelallars in den östlichen
Provinzen des preussischen Staates und in den norddeutschen Küsten-
ländern, und zwar die provinzialgeschichtlich geordnete, chrono-
logisch genaue Erforschung, im hohen Grade. Dass auch unter den
Bauten dieser Art höchst ansgezeichnete, eigenthümliche und beach-
tenswerthe sich bchnden, ist freilich längst bekannt, aber was darüber
publicirt war, bestand ausser einigen Monographien und ausser dem
nur angefangenen und nicht fortgesetzten Werke vonMinufoli, nur
in dem allgemeinen Überblick, den das Werk von Essen wein
gewährt, in den malerischen Ansichten von Strack und Meie s-
h e i m und in einzelnen Nachrichten. Für die Mark Brandenburg
VHL

war ein kurzer aber mit vollster Sachkenntniss entworfener Aufsatz
von Quast im den D. Kunstblatts von 1830 in der That fast die
einzige Quelle.
Von den beiden obengenannten Werken ist das desHrn.v. Quast
bisher nur bis zu dem dritten, in diesen Tagen erschienenen Hefte
gediehen,während das erste schon imD. Kunstblatte 1833, S. 133 von
Kugler besprochen wurde. Jedes dieser Hefte enthält nebst dem
erklärenden Texte sechs grosse Tafeln und zwar darunter jedes Mal
mehrere in vollständigem Farben- oder doch im Tondruck. Ein Pro-
gramm seines Planes hat der berühmte Verfasser nicht gegeben,
wenigstens ist mir ein solches nicht bekannt; wie es scheint, beab-
sichtigt er, von Osten anfangend, die Provinzen des preussischen
Staates in ihrer baulichen Erscheinung zu schildern und hat desshalb
mit dem alten Besitzthume des deutschen Ordens begonnen. Auf
die wenigen sonst schon bekannten oder berühmten Bauwerke
desselben, auf die von Danzig, welche Schulz, auf den Dom von
Königsberg, den Aug. Hagen, und endlich auf Schloss Marienburg,
das Wunder dieser östlichen Gegenden, von dem derVerfasser selbst
in den wenig verbreiteten neuen preussischen Provinzialblättern
Band XI (1830) und ohne Abbildungen eine überaus gründliche
Analyse geliefert hat, lässt er sich in diesen Heften nicht ein, sondern
gibt durchweg neues, nochnicht publicirtes, was gerade recht geeignet
ist die hohe Eigenthümlichkeit dieser gesonderten Bauschule kennen
zu lehren. Das erste Heft enthält zunächst eine landschaftliche Ansicht
von Heilsberg in Tondruck, die alte Stadt mit ihren Kirchen und
hohen Mauern und mit dem daneben gelegenen Schlosse , dann in
vollen Farben und grösserer Nähe das Äussere dieses Schlosses, und
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