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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 11 (November 1863)
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Correspondenzen
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Literarische Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0337

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327 —

auf 18 Kerzen und vier von 8 Fuss Durchmesser auf 12 Kerzen und
ausserdem eine Reihe von grossen und kleinen Standkerzen für die
Ikonostas und Pronaos hervo gegangen.
In der Werkstätte der Herren Brix und Anders sind ein Cibo-
rium in vergoldetem Silber, welches mit Edelsteinen verziert ist und
das Abendmahl Christi in Email darstellt, ein grosses Altat kreuz und
ein Bischofstab aus Silber, gleichfalls mit Email, und mehrere Altar-
leuchter nach den eigentümlichen Bedürfnissen des Cultus der grie-
chisch-nichtunirten Kirche gearbeitet worden. DieEmailarbeiten sind
von dem bewährten Emaileur Herrn Chadt ausgeführt.
Einen eigentümlichen Gegenstand des Schmuckes bildet die
bischöfliche Mitra aus rothem Sammt mit schöner Gold- und Perlen-
stickerei von dem Goldsticker Jan sch a; sie hat einen reichen Edel-
steinschmuck und auf den Bügeln der Krone die vier Evangelisten in
Email auf blauem Grunde.
Sämmtliche Arbeiten sind im byzantinischen Geschmacke ent-
worfen; derselbe ist mit jener Freiheit behandelt, welche unbedingt
nötig ist, um den Anschauungen der modernen Welt gerecht zu
werden. Bei einem Style, der sich in so gebundenen Formen bewegt
wie der byzantinische, wird es jedem Künstler gewiss unendlich
schwer, die Linie zu finden, die er einhalten muss, um den Principien
desselben zu entsprechen, ohne von der künstlerischen Freiheit das
aufzugeben, was er zu seiner Existenz als Künstler gewissermassen
bedarf."
Über die Fortschritte an dem Neubaue des Maria-
Empfängniss-Domes entnehmen wir einer Correspondenz des „Organs
für Christ). Kunst" folgende Daten :
„Nachdem alle Schwierigkeiten, die sich diesem grossen Unter-
nehmen entgegenstellten, glücklich beseitigt worden, entwickelt sich
auf der ausgedehnten Baustelle eine Thätigkeit, die mit den schön-
sten Hoffnungen auf einen glücklichen Erfolg erfüllt. Über 90Werk-

leufe sind beschäftigt und schon sind über zwei Drittel der ganzen
Fundamentirung fertig; die Anlage der Krypta ist gemacht, und soll
diese, so wie die Mariacapelle zunächst, und zwar in einigen Jahren
vollendet werden. Bereits erhebt sich ein Baugerüst mit Laufwagen
in einer Höhe von 30 Fuss, — eine für unsere Stadt neue und seltene
Erscheinung.
Die Länge des Domes beträgt 410 und die Breite 207 Fuss
rheinisch.
Der Grundriss bildet ein Kreuz, dessen vorderer Theil drei
Schiffe hat; gleich hinter der Vierung wird der Chor mit einem
Chorgange und neun grossen Capellen als Kreuz umschlossen. Die
hintere Schlusscapelle ist im Viereck mit einem Marienchor con-
struirt. Zu beiden Seiten des Chorkreuzes liegen die Sacristeien.
Oratorien und Orgelbühnen für den Chordienst.
Der Chor ist durch einen Lettner abgeschlossen, vor welchem
der Pfarraltar steht.
Die Höhe der Kirche bis zum Schlüsse der Gewölbe beträgt
100 Fuss und bis zur Dachfirst 137 Fuss; der Dachreiter auf der
Vierung ist 74 Fuss hoch und wird in Blei (nicht von Eisen) aus-
geführt.
Die Grösse des Thurmes beträgt 68 Fuss im Quadrat bei einer
Höhe von 410 Fuss, mit steinernem Helm. Über den Seitenschiffen
und dem Chorkranze erheben sich sechsundzwanzig Strebebogen.
Zu beiden Seiten des Thurmes ist eine Tauf- und eine Todten-
capelle angebracht. In einer grossen Krypta unter dem Chore und
Capellenkranze behnden sieh die Gräber der Bischöfe.
Der Gesammt-Flächeninhalt des inneren Kirchenraumes beträgt
34.000 Quadratfuss — eine Grösse, die nicht von vielen gothischen
Kirchen übertroffen wird (der St. Stephansdom in Wien enthält
32.400 Quadratfuss Flächenraum) — , zu deren Ausführung aber
auch viele Jahre erforderlich sind, je nachdem die Mittel zum Baue
die nur aus freiwilligen Beiträgen gebildet werden, zur Verfügung
stehen."

Literarische Besprechungen.

Krenser J., Bildnerbuch als Leitfaden für Kunstschulen,
Künstler, geistliche und weltliche Kunstfreunde, zur Wieder-
auffrischung der altchristlichen Legende. Paderborn 1863.
Gewiss war es ein glücklicher Gedanke des gelehrten Verfassers
des „christlichen Kirchenbaues" ein Handbuch herauszugeben, worin
sich Künstler und Kunstfreunde über die Darstellungsweise von Per-
sonen des christlichen Bilderkreises Raths zu erholen im Stande sind.
Während eine Reihe fruchtbarer Forschungen auf dem Gebiete der
classischen Alterthumskunde über den Cyklus der heidnischen Götter-
welt vollständig Licht verbreitet hat, so dass es in unseren Tagen
Jedermann leicht fällt, eine Charakteristik der griechischen Götter
und Heroen zu geben, steht der reiche christliche Legendenkreis
Vielen noch immer ihrer ganzen Bildung ferne, und eine Reihe der
interessantesten Denkmale der mittelalterlichen Kunst sind nicht nur
dem Gebildeten sondern auch den Künstlern ungeniessbar, weil ihnen
dasVersfändniss der Darstellungen fehlt oder dieses Verständniss auf
falschen Vorstellungen beruht. So kommt es auch, dass zahlreiche
Künstler unserer Zeit, die sich mit kirchlicher Kunst beschäftigen, bei
Behandlung ihrer Stoffe häutig die grösste Unwissenheit zur Schau
tragen.
Allerdings ist die Herausgabe eines Hilfsbuches zum Ver-
ständnisse des christlichen Bilderkreises von nicht geringen Schwie-
rigkeiten begleitet. Während sie einerseits eine genaue Kcnntniss der

heil. Schrift, der Kirchenväter und Mystiker des Mittelalters, so wie
ein eingehendes Studium der Hauptquelle der Heiligengeschichten
— der Bollandisten — bedingt, erfordert sie andererseits aber auch
eine umfassende Kenntniss der mittelalterlichen Kunstdenkmale
theils im Wege der Selbstanschauung, theils der darauf bezüglichen
Literatur. Beide Wege müssen erschöpfend betreten werden, w enn
das ganze Unternehmen kein Stückwerk bleiben, Unsicherheit und
Unklarheit in der Erklärung und Charakteristik der Darstellungen
vermieden und das Ganze einen wirklichen Nutzen für Künstler und
Kunstfreunde gewähren soll. Von einem Manne wieKreuser war
wohl zu erwarten, dass ihm der Umfang der Schwierigkeiten nicht
fremd bleiben werde. Er spricht es daher auch selbst aus, dass sein
„Bildnerbuch" nur Künstlern und Kunstfreunden die nothwendigsten
Hilfsmittel zum Verständniss des Bilderkreises bieten und von den
Legenden der bekanntesten Heiligen nur das enthalten soll, was für
Abbildungen nöthig ist. Er verzichtete namentlich bei seiner For-
schung darauf, Rücksicht auf die bezüglichen Darstellungen der mit-
telalterlichenKunst zu nehmen undbeschränktesich auf dieBenützung
von schriftlichen Quellen. Wenn daher durch eine derartige Behand-
lung der Stoff nur einseitig erfasst und für wissenschaftliche Zwecke
ungenügend bearbeitet ist, so wmrde doch damit eine Grundlage ge-
geben, welche in vielfacher Beziehung die Schriften Radowitz's
Helm dörfer's und Men zel's ergänzt, aus denen bisher fast aus-
schliessend die Künstler sich Aufklärungen verschaffen mussten, wenn
sie nicht zu einer Literatur Zuflucht nehmen wollten, die vom rein

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