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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 4 (April 1863)
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Essenwein, August von: Die Kirche des heil. Antonius zu Padua, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0107

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97 —

Ehemais war in der ersten Hälfte des westlichen Joches
eine nach aussen offene Vorhalle, über der sich eine grosse
Empore befand. Sie wurde später vermauert, und die Thö-
ren dicht an die Westseite gestellt, vielleicht bei Gelegen-
heit der Restauration von 1448, obwohl die bei Gonzati
vorliegenden Documente darüber keinen Aufschluss geben.
Wir werden noch einmal auf diesen Punkt zurückkommen.
Eine weitere Umgestaltung erfuhr die Kirche dadurch, dass
die ehemals niedrigen Seitenschiffe in dem Joche des Cho-
res zwischen dem Chorschlusse und der Vierung erhöht
wurden und so nun gleichsam ein zweites Kreuzschitf bil-
den, das indessen nicht über die Flucht der Seitenschiffe
des Langhauses hervortritf.

Der Anschluss des Chorschlusses an dieses Joch ist
nicht vollkommen organisch, indem das Mittelschiff enger
ist, der Chorumgang sich bedeutend einzieht, und somit
der Capellenkranz nur wenig über die Flucht des Seiten-
schiffes vortritt. Der übrigen kleinen Unregelmässigkeiten
des Planes erwähnen wir nicht. Wohl aber ist durch die
Einbauung der beiden Capellen in die Querschiffenden eine
wesentliche Umgestaltung eingetreten. Die später angebauten
Capellen geben sich als Anhängsel zu erkennen, ohne
indessen den Plan zu modificiren. Diese sind im südlichen
Seitenschiffe die grössere Sacramentscapelle von 145h, die
kleine del Crocifisso vom Jahre 1624. An der Nordseite
drängt sich zwischen das Querschiff und den Capellenkranz
die Capelle der Madonna Mora ein, die jedenfalls die älte-
ste bestehende ist, und ein Rest der alten Kirche sein soll.
Charakteristische Eigentümlichkeiten, die dies beweisen
VHI.

würden, sind nicht vorhanden, indessen ist auch die Mög-
lichkeit nicht zu verneinen. An diese angebaut, nordwärts
polygon geschlossen, ist die Capelle des seligen LuccaBel-
ludi vom Jahre 1352.
Endlich ist noch die im vorigen Jahrhundert erbaute
runde Schatzcapelle im Chorschlusse zu nennen, die auf
dem Grundrisse Fig. 2 weggelassen, jedoch auf den
Situationsplan Fig. 1 ersichtlich ist.
Das System der Kirche ist ein einfaches, ein con-
structives (Fig. 3 und 4). Die Kirche ist ein Backsteinbau
und darum ein Massenbau. Der Grundgedanke der Bildung
der einzelnen Joche ist der, welcher sich im XI. Jahrhun-
dert an den oberrheinischen Bauten entwickelt, im XH. in

WXM't -

Deutschland und Italien Geltung erlangt hatte, und daselbst
noch im XIII. Jahrhundert herrschend war. Nur sind hier
die Dimensionen gewaltiger und die Massen, so schwer sie
erscheinen, bei Vergleich des Grundrisses des Domes zu
Speier mit dem vorliegenden keineswegs gross. Die Haupt-
pfeiler, welche im Mittelschiffe aufgehen, haben, ganz dieser
Organisation entsprechend, eine kleine Zulage zur Aufnahme
der Hauptgurtbogen. Nach den Seitenschiffen haben sowohl
die stärkeren als die schwächeren Pfeiler Zulagen für die
Aufnahme der Gürtbogen; leichte Dienste tragen die Diago-
nalrippen. Die Gliederung ist höchst einfach, und nur
einfache Kämpfergesimse (Fig. 5) umgehen die Pfeiler; die
Dienste haben kleine Capitäle, welche die Kämpfergesimse
durchbrechen. Spitzbogen spannen sich von Pfeiler zu Pfei-
ler, während oberhalb des Mittelschiffes die grossen Pfeiler
durch Rundbogen mit einander verbunden sind. Diese
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