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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0337
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75 Meiningen

Belrieth.

275

fähr 6 m. Von einer zweiten Bmgmauer und dem Wallgraben, von denen noch
um das Jahr 1850 Reste vorhanden waren, habe ich keine Spuren mehr gefunden.

Die früheste Jahreszahl, welche in dem ehemaligen Burgbezirk erhalten ist,
ist 1577. Sie steht an einem Gaden an der Südseite des Kirchhofs und zwar an
einem Stein der spitzbogig überwölbten Kellerthür. Doch der kunstvoll gekehlte
Stein ist sicher von einem anderen Bauwerk gewonnen und hier verwendet, viel-
leicht von einem älteren Theil der Kirche oder von dem ehemals hier stehenden
Schloss.

Auch an der Kirche sind keine Spuren zu finden, welche auf eine ältere
Zeit als das 16. Jahrhundert zurückweisen*). Die Sacristei, nach der Ueber-
lieferung ein Theil der Burgkapelle des Mittelalters, ist ein quadratischer Raum,

Griff einer Truhe aus dem Jahre 1619. In Belrieth.

er mit einem Kreuzgewölbe bedeckt ist. Ihre Formen deuten
indessen auf keine ältere Zeit als das 16. Jahrhundert. Die Kirche
selbst hat wahrscheinlich um das Jahr 1588 ihre jetzige Gestalt
erhalten. Die Jahreszahl steht an der Westseite über einem
rundbogig überwölbten Fenster. Aus derselben Zeit, allenfalls
einige Jahrzehnte früher, können die beiden mit Vorhangbögen
überdeckten Fenster, oben im Giebel der Westfront, stammen.
Ebenfalls auf das 16. Jahrhundert deutet der Thurm der Kirche.
Er steht, wie es bei den Dorfkirchen dieser Gegend üblich ist, auf
der Ostseite. Er ist von quadratischem Grundriss, in drei Ge-
schossen aufgebaut und bedeckt mit einer Schweifkuppel, welche
von einer Laterne und einer kleinen Schweifkuppel bekrönt wird, ''-^-i^pw^c,
Die Nordostecke des Thurmes ist aus Eckquadern mit Randschlag Geschnitzter

aufgemauert. Der Thurm ist nach Brückners Landeskunde Pfosten am Hause

Nr 14 zu Bel-

im Jahre 1614 erbaut. Andere Kunstformen, welche auf ein höheres ' .

rieth.

Alter schliessen lassen, sind am Aeusseren der Kirche nicht vor-
handen. Ein Rundfenster an der Westseite ist im Jahre 1904 zugemauert worden.
— Die Mauern des ehemaligen Herrenhauses, welches im Jahre 1380 den Be-
wohnern des Dorfes als Kirche eingeräumt wurde, mögen bei dem Bau der jetzigen

*) Für die Nachricht, dass die Kirche bereits im Jahre 1379 durch Umwandlung der alten Burg-
kapelle entstanden sei, bietet die Untersuchung der vorhandenen Mauern keinen Anhalt.

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