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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0096

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92

Kapitel II

Obwohl die jüngeren Söhne nicht in ein unmittelbares Lehensverhältnis
zum französischen König traten, wurde die Verbindung von Besitz in Eng-
land mit Besitz auf dem Kontinent auch in ihrer Ausstattung beibehalten:
Gottfried erhielt durch seine Ehe mit Konstanze neben der Bretagne auch das
Richmond, Johann Ohneland wurde 1176 mit der Erbin des garMom
Gloucester verlobt"^.
Strittig blieb in der Folge, in welchem Verhältnis Richard als Graf von
Poitou und zukünftiger Herzog von Aquitanien zu seinem älteren Bruder
Heinrich stehen sollte: Richard betrachtete sich als gleichrangig, da er 1169 in
Montmirail ebenso wie Heinrich für die Normandie, Anjou und Maine Lud-
wig VII. unmittelbar das geleistet hatte" . Dagegen versuchte Hein-
rich II. 1183 die 1169 festgelegte Aufteilung seiner Besitzungen dadurch zu si-
chern, daß er seine Söhne aufforderte, ihrem ältesten Bruder das Ti07?Mgz'M7H für
ihre Gebiete zu leisten, was Richard jedoch verweigerte^.

1. h. Das normannische Vexin als Konflikt- und Kontaktzone
Die territorialen Grundlagen der englisch-französischen Herrschaftsver-
schränkung in Westfrankreich blieben unter Heinrich II. und Richard Löwen-
herz trotz zahlreicher bewaffneter Auseinandersetzungen mit Ludwig VII.
und Philipp II. im wesentlichen unverändert. Umstritten war allerdings das
normannische Vexin, das schmale, aber strategisch wichtige Gebiet zwischen
Epte und Andelle nördlich der Seine, dessen Besitz dem normannischen Her-
zog den Zugriff auf das Pariser Becken, dem französischen König dagegen
den Zugriff auf Rouen ermöglichte"': Zwar markierte hier die Epte seit dem
10. Jahrhundert symbolisch die Grenze zwischen dem NontMwiMg
und der Erancm'°. Die Besitzstrukturen der lokalen Adelsfamilien griffen al-
lerdings in beide Richtungen über die Grenze hinaus.

Heinrich II. als Ausstattung die Grafschaft Mortain in Aussicht, mit der ihn sein Bruder Ri-
chard bei seinem Herrschaftsantritt investierte; WARREN 1973, S. 204-206 und 562.
116 WARREN 1973, S. 562, Anm.l.
117 Robertus de Monte Sancti Michaelis, Chronica (RS 82.4; ed. Howlett), S. 240; Gervasius
Cantuariensis, Chronica maior (RS 73.1; ed. Stubbs), S. 208; Chronica minor seu Gesta regum
Britanniae Gervasii Cantuariensis. Continuatio 1207-1328 (RS 73.2; ed. Stubbs), S. 79;
Rogerus de Hoveden, Gesta Henrici Secundi (RS 49; ed. Stubbs), Bd. 1, S. 7; vgl. GlLLINCHAM
1978, S. 57. Heinrich leistete 1169 das liomagiMW nur für Anjou und Maine, da er für die
Normandie bereits früher gehuldigt hatte.
118 Rogerus de Hoveden, Gesta Henrici Secundi (RS 49; ed. Stubbs), Bd. 1, S. 291 f.; Radulfus de
Diceto, Ymagines historiarum (RS 68.1/2; ed. Stubbs), Bd. 2, S. 18 f.; vgl. WARREN 1973, S.
588.
119 Zur Entstehung der Unterscheidung zwischen »normannischem« und »französischem« Ve-
xin und zur Bedeutung des letzteren für das französische Königtum vgl. EHLERS 1980, S. 573
f.; Robert BARROUX, L'abbe Suger et la vassalite du Vexin en 1124, in: Le Moyen Äge 64
(1958), S. 1-26.
120 Zum Bedeutungswandel des Begriffs Francia im Hochmittelalter vgl. SCHNEIDMÜLLER 1987.
 
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