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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0154

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150

Kapitel II

nig von zwei Seiten anzugreifen und im Konfliktfall zur Teilung seines Hee-
res zu zwingen.
Die 1259 im Vertrag von Paris wiederhergestellte Lehensabhängigkeit
Aquitaniens erwies sich in den folgenden Jahrzehnten als ständiger Kon-
fliktherd, zum einen wegen der von französischer Seite geforderten Heeres-
folge, vor allem aber wegen der Appellationen aquitanischer Adliger an das
parfcTHgnf & Paris, das sich in diesen Jahren als oberster Gerichtshof des Kö-
nigreichs Frankreich aus der curia rcgis entwickelte. Die englisch-
französischen Spannungen zwischen 1259 und 1340 sind daher oft als »inter-
actions and collisions of two state-building enterprises« beschrieben worden:
Sowohl in England als auch in Frankreich habe das Königtum im 13. und 14.
Jahrhundert Strukturen institutionalisierter Staatlichkeit mit dem Ziel entwik-
kelt, seinen herrschaftlichen Zugriff zu intensivieren und konkurrierende
Gewalten auszuschalten. In Aquitanien seien diese Entwicklungen aufeinan-
dergetroffen, so daß in der Auseinandersetzung entschieden werden mußte,
ob das Herzogtum als englischer Besitz aus der kapetingischen Monarchie
ausgegliedert oder aber ihr vollkommen eingegliedert werden sollte. Der
Konflikt sei daher zwangsläufig gewesen'

schottische Unabhängigkeit sicherte als auch einen wesentlichen Teil des militärischen Po-
tentials, das das englische Königtum im Hundertjährigen Krieg aufbieten konnte, an der
Nordgrenze Englands band; vgl. Anne CURRY, The Hundred Years War (British History in
Perspective), Basingstoke/London/New York 1993, S. 137-150; Colm MACNAMEE, The Wars
of the Bruces. Scotland, England and Ireland, 1306-1328, East Linton 1997; Geoffrey W. S.
ßARROW, Wars of Independence, in: Lexikon des Mittelalters 8 (1997), S. 2053-2054; Geoffrey
W. S. BARROW, Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland, Edinburgh 4988;
Ronald G. NICHOLSON, Auld Alliance, in: Lexikon des Mittelalters 1 (1980), S. 1235. Zum
Platz der schottisch-englischen Beziehungen in der schottischen Geschichte vgl. zusammen-
fassend Geoffrey W. S. BARROW, Schottland, in: Lexikon des Mittelalters 7 (1995), S. 1546-
1551; William Croft DlCKINSON, Scotland from the Earliest Times to 1603, hg. v. Archibald
Alexander McBeth Duncan, Oxford 4977, S. 56-76 und 140-175; ausführlich außerdem
Geoffrey W. S. BARROW, Kingship and Unity. Scotland 1000-1306 (The New History of
Scotland 2), Edinburgh 4.993; Alexander GRANT, Independence and Nationhood. Scotland
1306-1469 (The New History of Scotland 3), London 1984; Archibald Alexander McBeth
DUNCAN, Scotland. The Making of the Kingdom (The Edinburgh History of Scotland 1),
Edinburgh 1975; Ronald G. NICHOLSON, Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh
History of Scotland 2), Edinburgh 1974.
Das französisch-schottische Bündnis blieb bis zur Vereinigung Englands und Schottlands
unter Jakob I. 1603 eine der Konstanten der westeuropäischen Politik. Noch 1589, als bereits
Spanien und nicht mehr Frankreich Hauptgegner Englands war, bemerkte Lord Burghley:
»The world is marvellously changed when we true Englishmen have cause for our own
quietness to wish good success to a French king and a king of Scots«; CURRY 1993, S. 120;
Richard Bruce WERNHAM, The Making of Elizabethan Foreign Policy, 1558-1603 (Una's
Lectures 3), Berkeley 1980, S. 1; zur Entwicklung der englischen Außenpolitik in dieser Zeit
vgl. Richard Bruce WERNHAM, Before the Armada. The Growth of English Foreign Policy
1485-1588, London 1966; Richard Bruce WERNHAM, After the Armada. Elizabethan England
and the Struggle for Western Europe 1588-1595, Oxford 1984; Richard Bruce WERNHAM, The
Return of the Armadas. The Last Years of the Elizabethan War against Spain, 1595-1603, Ox-
ford 1994.
279 VALE 1989, S. 202 (mit Forschungsbericht).
 
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