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Kapitel 111
Notwendigkeit einer solchen Einigung in den Jahren vor 1259 mit besonderer
Dringlichkeit gestellt hätte.
Die politische Lage war vielmehr für die Aushandlung einer langfristigen
Friedensregelung sogar eher ungünstig. Zu Weihnachten 1256 nahm Richard
von Cornwall in London die ihm angetragene Wahl zum römischen König an.
Während er sich mit englischem Geld die Unterstützung der deutschen Für-
sten verschaffte', betrieb Ludwig IX. die Anerkennung Alfons' von Kastilien
im Reich.
Allerdings standen Heinrich III. und Ludwig IX. unter erheblichem Druck
von seiten des Papstes. Nach dem Tod Friedrichs II. suchte Innozenz IV. die
beiden westeuropäischen Könige in eine Politik einzubinden, die seinen
Kampf gegen den letzten staufischen Kaiser zu einem erfolgreichen Abschluß
bringen, die Nachkommen Friedrichs von der Herrschaft im Reich und in Si-
zilien ausschließen, jedenfalls aber eine erneute umo rcgm ad z'oipcn'am verhin-
dern sollte. Während er im Reich das Gegenkönigtum Wilhelms von Holland
unterstützte, nahm er Richard von Cornwall als Kandidaten für die sizilische
Krone in Aussicht*, verhandelte jedoch, als dieser zögerte, seit dem Sommer
1252 parallel auch mit Karl von Anjou'. Die beiden jüngeren Brüder der Köni-
ge lehnten das Angebot allerdings ab, da ihnen der Ausgang des Unterneh-
2 KAUFHOLD 2000, S. 30-33; H. E. HILPERT, Richard's of Cornwail Candidature for the German
Throne and the Christmas 1256 Pariiament at Westminster, in: Journal of Medieval History 6
(1980), S. 185-198; DENHOLM-YOUNG 1947, S. 88.
3 Matthaeus Paris, Chronica maiora (RS 57; ed. Luard), Bd. 5, S. 624: & magna Ohas AL-
mannz'ae insizganhhas Francis in regem Hispaniae An^eipfinisnm consensernni; vgl. jedoch
KAUFHOLD 2000, S. 35 f.
4 Rymer, Foedera^ (ed. Record Commission), Bd. 1, S. 284 (Perugia, 1252 Aug. 3): Beglaubi-
gungsschreiben für Magister Albertus, der die sich schon länger hinziehenden Verhandlun-
gen mit Heinrich III. und Richard über die Annahme der sizilischen Krone zu einem erfolg-
reichen Ende bringen soll; Rymer, Foedera^ (ed. Record Commission), Bd. 1, S. 288 (West-
minster, 1253 Jan. 23): Heinrich III. dankt Innozenz IV. dafür, daß er seinem Bruder Richard
die sizilische Krone angeboten habe; dazu: Matthaeus Paris, Chronica maiora (RS 57; ed.
Luard), Bd. 5, S. 346 f. (Eintreffen Alberts von Parma in England circa sancfi Martini
1252 zu Verhandlungen, deren Gegenstand, das Angebot der sizilischen Krone an Richard,
anfangs geheimgehalten wurde) und S. 361 (Abreise Alberts von Parma 1253 nach Ableh-
nung seines Angebots); vgl. CUTTINO 1985, S. 57; außerdem: KAUFHOLD 2000, S. 49-51. Nach
Matthaeus Paris versuchte Innozenz IV. schon seit 1245 Richard von Cornwall als Gegenkö-
nig zu Friedrich II. zu gewinnen; Matthaeus Paris, Chronica maiora (RS 57; ed. Luard), Bd. 5,
S. 111 f., 117 f. und 201; vgl. DENHOLM-YOUNG 1947, S. 81.
5 Layettes du Tresor des chartes (ed. Teulet et al.), Bd. 3, Nr. 4020 (1252 August 5, Perugia):
Innozenz IV. bittet Alfons von Poitiers, seinen Bruder Karl von Anjou zur Annahme der si-
zilischen Krone zu bewegen; Les registres d'Innocent IV (Bibliotheque des Ecoles franqaises
d'Athenes et de Rome. 2. serie 1; ed. Berger), Bd. 3, Nr. 6818 (1253 Juni 12): Vollmacht für
Albert von Parma, als päpstlicher Legat Karl von Anjou Sizilien zu übertragen; vgl. CUTTINO
1985, S. 57; außerdem: KAUFHOLD 2000, S. 51; Gerhard BAAKEN, lus imperii ad regnum'.
Königreich Sizilien, Imperium Romanum und römisches Papsttum vom Tode Kaiser Hein-
richs VI. bis zu den Verzichtserklärungen Rudolfs von Habsburg (Forschungen zur Kaiser-
und Papstgeschichte des Mittelalters 11), Köln 1993, S. 394-396; Elie BERGER, Saint Louis et
Innocent IV. Etüde sur les rapports de France et du Saint-Siege, Paris 1893, S. 400-409;
Richard STERNFELD, Karl von Anjou als Graf der Provence (1245-1265) (Historische Untersu-
chungen 10), Berlin 1888, S. 91 f.
Kapitel 111
Notwendigkeit einer solchen Einigung in den Jahren vor 1259 mit besonderer
Dringlichkeit gestellt hätte.
Die politische Lage war vielmehr für die Aushandlung einer langfristigen
Friedensregelung sogar eher ungünstig. Zu Weihnachten 1256 nahm Richard
von Cornwall in London die ihm angetragene Wahl zum römischen König an.
Während er sich mit englischem Geld die Unterstützung der deutschen Für-
sten verschaffte', betrieb Ludwig IX. die Anerkennung Alfons' von Kastilien
im Reich.
Allerdings standen Heinrich III. und Ludwig IX. unter erheblichem Druck
von seiten des Papstes. Nach dem Tod Friedrichs II. suchte Innozenz IV. die
beiden westeuropäischen Könige in eine Politik einzubinden, die seinen
Kampf gegen den letzten staufischen Kaiser zu einem erfolgreichen Abschluß
bringen, die Nachkommen Friedrichs von der Herrschaft im Reich und in Si-
zilien ausschließen, jedenfalls aber eine erneute umo rcgm ad z'oipcn'am verhin-
dern sollte. Während er im Reich das Gegenkönigtum Wilhelms von Holland
unterstützte, nahm er Richard von Cornwall als Kandidaten für die sizilische
Krone in Aussicht*, verhandelte jedoch, als dieser zögerte, seit dem Sommer
1252 parallel auch mit Karl von Anjou'. Die beiden jüngeren Brüder der Köni-
ge lehnten das Angebot allerdings ab, da ihnen der Ausgang des Unterneh-
2 KAUFHOLD 2000, S. 30-33; H. E. HILPERT, Richard's of Cornwail Candidature for the German
Throne and the Christmas 1256 Pariiament at Westminster, in: Journal of Medieval History 6
(1980), S. 185-198; DENHOLM-YOUNG 1947, S. 88.
3 Matthaeus Paris, Chronica maiora (RS 57; ed. Luard), Bd. 5, S. 624: & magna Ohas AL-
mannz'ae insizganhhas Francis in regem Hispaniae An^eipfinisnm consensernni; vgl. jedoch
KAUFHOLD 2000, S. 35 f.
4 Rymer, Foedera^ (ed. Record Commission), Bd. 1, S. 284 (Perugia, 1252 Aug. 3): Beglaubi-
gungsschreiben für Magister Albertus, der die sich schon länger hinziehenden Verhandlun-
gen mit Heinrich III. und Richard über die Annahme der sizilischen Krone zu einem erfolg-
reichen Ende bringen soll; Rymer, Foedera^ (ed. Record Commission), Bd. 1, S. 288 (West-
minster, 1253 Jan. 23): Heinrich III. dankt Innozenz IV. dafür, daß er seinem Bruder Richard
die sizilische Krone angeboten habe; dazu: Matthaeus Paris, Chronica maiora (RS 57; ed.
Luard), Bd. 5, S. 346 f. (Eintreffen Alberts von Parma in England circa sancfi Martini
1252 zu Verhandlungen, deren Gegenstand, das Angebot der sizilischen Krone an Richard,
anfangs geheimgehalten wurde) und S. 361 (Abreise Alberts von Parma 1253 nach Ableh-
nung seines Angebots); vgl. CUTTINO 1985, S. 57; außerdem: KAUFHOLD 2000, S. 49-51. Nach
Matthaeus Paris versuchte Innozenz IV. schon seit 1245 Richard von Cornwall als Gegenkö-
nig zu Friedrich II. zu gewinnen; Matthaeus Paris, Chronica maiora (RS 57; ed. Luard), Bd. 5,
S. 111 f., 117 f. und 201; vgl. DENHOLM-YOUNG 1947, S. 81.
5 Layettes du Tresor des chartes (ed. Teulet et al.), Bd. 3, Nr. 4020 (1252 August 5, Perugia):
Innozenz IV. bittet Alfons von Poitiers, seinen Bruder Karl von Anjou zur Annahme der si-
zilischen Krone zu bewegen; Les registres d'Innocent IV (Bibliotheque des Ecoles franqaises
d'Athenes et de Rome. 2. serie 1; ed. Berger), Bd. 3, Nr. 6818 (1253 Juni 12): Vollmacht für
Albert von Parma, als päpstlicher Legat Karl von Anjou Sizilien zu übertragen; vgl. CUTTINO
1985, S. 57; außerdem: KAUFHOLD 2000, S. 51; Gerhard BAAKEN, lus imperii ad regnum'.
Königreich Sizilien, Imperium Romanum und römisches Papsttum vom Tode Kaiser Hein-
richs VI. bis zu den Verzichtserklärungen Rudolfs von Habsburg (Forschungen zur Kaiser-
und Papstgeschichte des Mittelalters 11), Köln 1993, S. 394-396; Elie BERGER, Saint Louis et
Innocent IV. Etüde sur les rapports de France et du Saint-Siege, Paris 1893, S. 400-409;
Richard STERNFELD, Karl von Anjou als Graf der Provence (1245-1265) (Historische Untersu-
chungen 10), Berlin 1888, S. 91 f.