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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0318

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314

Kapitel V

an Ludwig VI. war, sondern von Heinrich I. angestrebt wurdet Nach der
Chronik im »Liber monasterii de Hyda« hatte Heinrich I. bereits 1113 den
Vorschlag gemacht, daß nicht er selbst, sondern sein Sohn das geforderte Eo-
mayzttm leisten solle, und Ludwig VI. durch die Zahlung einer erheblichen
Geldsumme auch zur Annahme bewogerG. Dies wird durch Suger von St-
Denis bestätigt, der schreibt, Ludwig habe, als Wilhelm Aetheling ihm das
Eomayz'ttm leistete, »aus besonderer Gnade und um des Geldes willen« (yrtzlztz
pecMhan cf pccMÜ'z) sein Lehen, d.h. die Normandie, um die umstrittene Burg
Gisors vermehrt^.
Den Grund, weshalb Heinrich I. es vorzog, das /zomtzyz'zzm durch seinen
Sohn leisten zu lassen, gibt die Chronik im »Liber monasterii de Hyda« in ih-
rer Erklärung der Umstände, die dazu führten, daß der Vorschlag Heinrichs I.
1113 nicht verwirklicht wurde: Der Graf von Nevers habe seinen König dar-
auf hingewiesen, daß er bereits einige Jahre zuvor die Normandie Wilhelm
Clito übertragen habe und es sich für einen französischen König nicht zieme,
diese öffentlich getroffene Entscheidung wankelmütig und habgierig um ei-
ner Geldsumme willen zu revidieren (ncc regem frzmeorttm decere esse fern
mMfaMem atü CMpz'&tm, Mf Normtmnz'tzm, z^zzam coram pn'zzcz'pz^MS szzz's eorzzm zn
gzzozLzm cozzcz'fz'o Wz'Helmo, /z7zo Rofzerfz zgzzoziJam re&iUezvzf, nzztzc aran'fzae ctztzstz
azz/eraf)^.
Die Anekdote ist in die Erzählung eingeflochten, um den Haß Heinrichs I.
auf den Grafen von Nevers zu begründen, dessen Gefangennahme durch
Theobald von Blois wenig später zum Anlaß eines zweiten Krieges zwischen
Ludwig VI. und Heinrich I. werden sollte. Sie zeigt jedoch, daß sich der
Chronist der Reziprozität der Bindung, die das fzcwzayz'zzm öffentlich machte,
bewußt war.
Die Herrschaft Heinrichs I. in der Normandie war kaum gefährdet, da sich
Robert Kurzhose in seiner Gefangenschaft befand. Offen dagegen war die Re-
gelung der Nachfolge in der nächsten Generation: Wilhelm Clito, der Sohn
Roberts, war aus dem Gewahrsam Heinrichs entkommen und hatte am fland-
rischen Hof Aufnahme gefunden. Gegen seine Forderungen mußte Heinrich

83 VAN EICKELS 1997, S. 134. Dagegen betont BERG 1987, S. 230 f. und 287, daß die Lehensab-
hängigkeit der Normandie die Dignität des englischen Königs minderte und Heinrich I. sei-
nen Sohn die Lehenshuldigung leisten ließ, um sich nicht persönlich erniedrigen zu müssen.
84 Chronica Monasterii de Hyda iuxta Wintoniam 1035-1121 (RS 45; ed. Edwards), S. 309: Curzz
Henn'cMS rex satis/acere ucEet, Eatzz'to corzcz'iz'o waZtazzz pecMzzzazn oHtziz't eo teuere, Mt Wz'Ectwo JzEo
SMO cozm'tatMzu NorzzzauMzae cozzce&ret, eM?Me ex ea Eetzz'tazzz yzecret pro/essz'ozzezzz.
85 Sugerus Sancti Dionysii, Vita Ludovici VI Grossi (CHF 11; ed. Waquet), S. 112: Cum aatczzz
GMz'ZctzzzMS, regz's Azzgiz'czJzZEzs, re^z LuEopzco /zoizzzzzzzzzzz SMMzrz gösset, ^ratz'a pecMiz'arz et pe-
CMlz'z pre/äto Castro (= Gisors) Jeo^^RZ ez'zes azzgzzzezztapz't et tzac euzzz occasz'oue z'zz prz'stz'zzazzz ^gratz'azzz
reztMxz't. Sugers Chronologie ist an dieser Stelle verworren: Er stellt das Eozzzagzazzz Wilhelms
in den Zusammenhang des 1109 ausbrechenden Krieges zwischen Heinrich 1. und Ludwig,
erwähnt es jedoch einige Kapitel später, als er über den Frieden von 1113 berichtet, nicht.
86 Chronica Monasterii de Hyda iuxta Wintoniam 1035-1121 (RS 45; ed. Edwards), S. 309.
 
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